Moderne Technik in uralten Körpern

Seit Wochen grassiert das PERRY RHODAN-Action-Fieber auf der Homepage. Häppchenweise werden hier die Informationen über das neue Projekt zum Besten gegeben. Ich gestehe es gerne: Ich war neugierig. Also buchte ich am 15.02. über die Homepage ein Abo. Zwar hätte mir die Adresse „@pms-abo.de“ zu denken geben sollen, aber wer denkt hier schon an eine andere Möglichkeit als „Pabel-Moewig Service“ für „pms“?
Man versprach mir flotte Behandlung. „Aus technischen Gründen kann es bis zu zwei Wochen dauern, bis Sie Ihr erstes Exemplar von PERRY RHODAN-Action per Abonnement erhalten.“ Aber das war ja unproblematisch, hatte ich doch noch Wochen Zeit bis zum Termin. Das Warten begann.

Am 04.04. war es endlich soweit, PERRY RHODAN Action Nummer 1 ist erschienen. Ich marschierte zum Briefkasten, um endlich das erste Heft in der Hand zu halten. Hatte mir doch die Homepage die Lefzen genässt: „Mit »Trafalgars Killer« von Robert Feldhoff beginnt ein weiteres Kapitel in der fast fünfzigjährigen Geschichte von PERRY RHODAN. Unter dem Motto »Back to the Roots – Wir greifen die klassischen Wurzeln auf« erscheint heute der neue Ableger der PERRY RHODAN-Hauptserie.“
Ich schob die Probleme auf meinen im 19. Jahrhundert stehen gebliebenen Briefträger, das Wetter, den Poststreik und so weiter und so fort und verkniff mir den Einkauf beim Kiosk um die Ecke – ich hatte ja ein Abo.
„Robert Feldhoff bringt es auf den Punkt: »Eine Art Synthese aus Gestern und Heute. Kann sein, dass da bei Autoren der dritten Generation eine Art Sehnsucht besteht, so etwas mal zu schreiben. Als ich in die Serie als Autor einstieg, war PERRY RHODAN ja schon erwachsen und riesengroß. PR-Action greift diese Wurzeln auf.«“
Diese „Synthese aus Gestern und Heute“ scheiterte zumindest an diesem Heute am Briefkasten.

Weiterhin bekämpfte ich den Reiz, mir das Heft einfach am Kiosk zu holen. Ich hatte ja ein Abo. Das Aussitzen wurde mir schwer gemacht: „Die Geschichte von »Trafalgars Killer« beginnt dabei furios“, aber ohne mich.
Die Angst macht sich in meiner Wohnung breit, besteht doch für „meinen Helden“ echte Gefahr: „Auf den Großadministrator des Vereinten Imperiums, Perry Rhodan, wird in seinem Regierungssitz ein Attentat verübt. Perry Rhodan überlebt nur knapp – doch wer genau sind seine Gegner? Und wie groß ist die Gefahr für ein aufstrebendes und doch leicht verwundbares terranisches Sternenreich (...)?“
Warten hilft.

Bis zum 09.04. hatte jeder sein Heft, der an einen Kiosk marschiert war. Nur ich, der ich bereit war, Geld auszugeben für ein Abo – ich war ohne. Dann endlich äußerte sich die Homepage mit einer klaren Schlagzeile: „Probleme bei PERRY RHODAN-Action-Abonnements“. Da wäre ich auch alleine drauf gekommen.

Weiter heißt es: „Folgendes Schreiben wurde an die Abonnenten von PERRY RHODAN-Action verschick: »Liebe Abonnenten von PERRY RHODAN-Action (...)«“. Natürlich habe ich das Schreiben bis heute (09.04.) nicht erhalten, aber das macht bei einem Schreiben, das „verschick“ (!) worden ist, auch wenig Sorge. Vielleicht kommt das Schreiben ja mit meinem ersten Heft – wenn Heft #2 am Kiosk ist, vermute ich mal.

Wir erinnern uns kurz: „Eine Art Synthese aus Gestern und Heute.“ Weiter im Text der Homepage: „leider sind die Mehrzahl der über perry-rhodan.net bestellten Abonnements von PERRY RHODAN-Action bei unserem Aboservice PMS aufgrund eines technischen Problems nicht erfasst worden. Die Bestellungen sind jedoch nicht verloren gegangen und werden derzeit manuell erfasst.“
Aha. Das Heute der Online-Bestellung geht mit dem Gestern der Handerfassung eine Synthese ein. Der Kiosk an der Ecke gewinnt ungeahnt an Zuneigung. Oder doch der Laden im Bahnhof – da gibt es auch Zigarillos und Instantkaffee.
Ich soll mir keine Sorgen um Perry machen: „Sofern Sie ein Abonnement von PERRY RHODAN-Action auf perry-rhodan.net bestellt haben, jedoch bis dato noch kein Heft erhalten haben, beachten Sie bitte folgendes:
1. Ihre Bestellung ging nicht verloren! Bitte senden Sie uns keine erneute Bestellung, um Doppelbelieferungen zu vermeiden.
2. Ausgabe 1 wird Ihnen im Laufe dieser Woche nachgesendet, ab Ausgabe 2 erfolgt die Lieferung pünktlich zum Erstverkaufstag.
3. Als Entschädigung erhalten alle Abonnenten von PR-Action das original PERRY RHODAN-Mousepad. Die Lieferung erfolgt im Laufe der nächsten Woche mit separater Post.“
Ich will kein Mousepad. Ich will meine USB-Armbanduhr (das „Gratis-Extra“ für meine Abo-Bestellung, das bis heute auch nicht meine Wohnung erreicht hat). Und ich will PERRY RHODAN-Action lesen. Ich gebe zu, das ist ein seltsamer und unverständlicher Wunsch. Aber für einen Leser sind Mousepads und Armbanduhren nette Geschenke, aber er will lesen.

Entschuldigung, aber die Schlusssätze der Veröffentlichung wirken wie blanker Hohn, halte ich doch immer noch kein Heft (und keinen Mousepad und keine Armbanduhr) in meinen Fingern, während meine nicht-abonnierende Umwelt hohnlachend PERRY RHODAN-Action liest: „Wir bedauern das Missgeschick und versichern, dass alle Abobestellung auf perry-rhodan.net ab sofort wieder zuverlässig bei PMS erfasst werden. Leser, die die Redaktion anschrieben, bekommen selbstverständlich noch ein Antwort-Schreiben.“
„Ab sofort“ verstehe ich, aber warum „wieder zuverlässig“? Wieder?

Eine Art Synthese aus Gestern und Heute. Postkutschen-Auslieferung und Lochkarten-Eingaben plus Online-Abo und Homepage-Beratung. Einleitend hieß es: „»Back to the Roots – Wir greifen die klassischen Wurzeln auf« erscheint heute der neue Ableger der PERRY RHODAN-Hauptserie.“ Das macht mir ein wenig Angst.