Überrascht vor Freude: Unterschied zwischen den Versionen

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Seine Außensicht eines Christen offenbart einige tiefgründige Gedanken über Gott und Gottheiten: „Schon vor langer Zeit hatte er [Gott, HR] mich durch die Götter von Asgard und später durch den Gedanken des Absoluten gelehrt, wie man etwas nicht wegen der Dinge verehrt, die es an uns tun kann, sondern aufgrund dessen, was es in sich selbst ist.“<ref>S. 291</ref><br>  
 
Seine Außensicht eines Christen offenbart einige tiefgründige Gedanken über Gott und Gottheiten: „Schon vor langer Zeit hatte er [Gott, HR] mich durch die Götter von Asgard und später durch den Gedanken des Absoluten gelehrt, wie man etwas nicht wegen der Dinge verehrt, die es an uns tun kann, sondern aufgrund dessen, was es in sich selbst ist.“<ref>S. 291</ref><br>  
 
Oft wünsche ich mir, dass unsere Diskussionen auch jene Sprachmacht hätten, jene klare, analytische Schärfe. Alleine deswegen sollte man das Buch lesen, das außerdem noch ein interessantes Licht auf Großbritannien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt, einen in den Freundeskreis von Tolkien eintauchen lässt und einfach gut geschrieben ist.<br> <br> <br>
 
Oft wünsche ich mir, dass unsere Diskussionen auch jene Sprachmacht hätten, jene klare, analytische Schärfe. Alleine deswegen sollte man das Buch lesen, das außerdem noch ein interessantes Licht auf Großbritannien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt, einen in den Freundeskreis von Tolkien eintauchen lässt und einfach gut geschrieben ist.<br> <br> <br>
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[[Kategorie:Fantasy]]
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Version vom 26. November 2023, 17:50 Uhr

C. S. Lewis
„Überrascht vor Freude“, Gießen, 2019 (Org. 1992)
Org.: „Surprised by Joy. The shape of my early life” (1955)
Ü.: Christian Rendel
300 Seiten
10 Euro

Zum 100-jährigen Jubiläum des Brunnen-Verlags erschien eine „limitierte Jubiläums-Edition“ der Autobiografie des Tolkien-Freundes, „Narnia“-Autoren und bekennenden Christen C. S. Lewis.
Warum hat eine Buchbesprechung über diesen Text eines Christen etwas in den Seiten eines heidnischen Magazins zu suchen? Weil Lewis auf eine sehr eigenartige Weise den Weg andersherum gegangen ist, den viele Heiden heute gehen: Er war eigentlich erst eine Art Asatru-Äquivalent (was ich anhand einiger Stellen erklären will), dann wurde er Christ.
Schon aus dem ersten Kapitel des Buches kann man erkennen, dass Lewis kein normales Leben geführt hat. So beschreibt er jene, die nicht wie er von der Phantastik angezogen wurden, wie folgt: „Keiner von ihnen hatte je auf den Klang der Hörner aus Elfenland gelauscht.“[1] Was für ein Satz.
Seine Kontakt zur Welt der Imagination (er nennt es „Blick durch den Schleier“[2]) kam durch Longfellows „Saga of King Olaf“. Lewis stieß dort auf folgende Stelle in Longfellows „Tegners Drapa“: „Ich hörte eine Stimme rufen. Balder der Schöne ist tot, ist tot …“.[3] Lewis schreibt dazu: „Ich hatte keine Ahnung, wer Balder war; doch sofort wurde ich in die riesigen Weiten des nördlichen Himmels entrückt und ersehnte mit quälender Intensität etwas, das ich niemals hätte beschreiben können (…).“[4]
Für eine spätere Phase seines Lebens lautet die Beschreibung des Gefühls wie folgt: „Das reine »Nordische« hüllte mich ein; eine Vision riesiger, klarer Räume über dem Atlantik im endlosen Zwielicht des nördlichen Sommers, eine Vision der Ferne, der Strenge … und beinahe im gleichen Moment wusste ich, dass mir all dies vor langer, langer Zeit (…) in Tegners Drapa schon einmal begegnet war, dass Siegfried (…) zu der gleichen Welt gehört wie Balder und die sonnenwärts ziehenden Kraniche.“[5] Und etwas später: „Erstens werden Sie alles missverstehen, falls Sie nicht erkennen, dass mir zu dieser Zeit Asgard und die Walküren unvergleichlich wichtiger erschienen als alles andere in meinem Leben (…).“[6]
Als Lewis sein Nachdenken über seine religiöse Orientierung beginnt, bleibt er weiter in heidnischen Bildern: „Pan und Dionysos hatten nicht jenen kalten, durchbohrenden Reiz wie Odin und Freya.“[7] Oder ein wenig später: „Ich spürte deutlich den Unterschied zwischen der felsigen und feurigen Erhabenheit Asgards, der grünen, blattreichen, liebeslustigen und ungreifbaren Welt von Cruachan und dem Roten Zweig und Tir-nan-Og und den härteren, trotzigeren, sonnenhellen Schönheit des Olymp.“[8] Leider ist das Stück, das er in jenen Tagen schrieb („Der gebundene Loki“ war der Titel) vernichtet. Wie gerne hätte ich gelesen, was Lewis mit jenem Hinweis meint: „Der wichtigste Gegensatz in meinem Stück war der zwischen der schwermütigen Weisheit Lokis und der brutalen Orthodoxie Thors.“[9]
Man kann nicht daran rütteln: Lewis wird Christ. Er würdigt aber nach seinem Übertritt (und Lewis wir ein wortgewaltiger und wortmächtiger Christ) immer noch die nordischen Götter, denen er für sein Leben eine „erste Ahnung“ von der Herrlichkeit nachsagte.[10]
Seine Außensicht eines Christen offenbart einige tiefgründige Gedanken über Gott und Gottheiten: „Schon vor langer Zeit hatte er [Gott, HR] mich durch die Götter von Asgard und später durch den Gedanken des Absoluten gelehrt, wie man etwas nicht wegen der Dinge verehrt, die es an uns tun kann, sondern aufgrund dessen, was es in sich selbst ist.“[11]

Oft wünsche ich mir, dass unsere Diskussionen auch jene Sprachmacht hätten, jene klare, analytische Schärfe. Alleine deswegen sollte man das Buch lesen, das außerdem noch ein interessantes Licht auf Großbritannien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt, einen in den Freundeskreis von Tolkien eintauchen lässt und einfach gut geschrieben ist.


  1. S. 11
  2. S. 26
  3. Nach S. 26 f.
  4. S. 27
  5. S. 95
  6. S. 99
  7. S. 145
  8. S. 146
  9. S. 147
  10. Nach S. 266
  11. S. 291