Friedenssumbel: Unterschied zwischen den Versionen

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Wer Leid kategorisiert, der will es klein halten, aus dem Blickwinkel verdrängen, marginalisieren. Und: Wer Leid erklären will, ohne selbst gelitten zu haben oder zu leiden, der hat nichts verstanden.<br>
 
Wer Leid kategorisiert, der will es klein halten, aus dem Blickwinkel verdrängen, marginalisieren. Und: Wer Leid erklären will, ohne selbst gelitten zu haben oder zu leiden, der hat nichts verstanden.<br>
 
In der "Hawamal" heißt es:<br>
 
In der "Hawamal" heißt es:<br>
''Mach nicht zum Spott der Augen den Mann,<br>
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''Mach nicht zum Spott der Augen den Mann,''<br>
Der vertrauend Schutz will suchen.<br>
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''Der vertrauend Schutz will suchen.''<br>
Klug dünkt sich leicht, der von keinem befragt wird<br>
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''Klug dünkt sich leicht, der von keinem befragt wird''<br>
Und mit heiler Haut daheim sitzt.''<br>
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''Und mit heiler Haut daheim sitzt.''<br>
 
Dem ist wenig hinzuzufügen.<br>
 
Dem ist wenig hinzuzufügen.<br>
 
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Version vom 1. Dezember 2023, 14:39 Uhr

Wir haben uns als Heiden zu vielen Fragen klar positioniert. Wir sind für die freiheitliche demokratische Grundordnung, wir sind gegen Rassismus, wir sind gegen Homophobie, wir sind gegen politischen Extremismus. Dies sind Erklärungen, die wir abgeben können, gar abgeben müssen, weil die Gegenposition einzunehmen hieße alles zu verraten, woran wir glauben.
Wie grotesk ist es, die Frage überhaupt ansprechen zu müssen, ob wir gegen den Krieg sind.
Natürlich glauben viele "da draußen", unsere Tradition bestünde alleine aus Wikingern, die sich im Berserker-Rausch in ihren Schilden verbeißen, bevor sie plündernd, vergewaltigend und brandschatzend über ihre Opfer herfallen.
Damit reduzieren wir eine reiche, bunte, komplexe Glaubenswelt auf einige Aspekte, die in der damaligen Zeit sicher mehr ihren Platz hatten als im aufgeklärten 21. Jahrhundert, in dem nicht mehr Stämme gegeneinander antreten, sondern in dem Atommächte um eine Friedensregelung schachern müssen.
Die Frage nach dem Frieden enthält immer die Gegenfrage: Sind wir für den Frieden oder gegen den Krieg? Denn nur die Vermeidung von Krieg ist zu wenig. Der Krieg gehört nicht nur geächtet, sondern abgeschafft, in die Ecke geworfen als Relikt vergangener, dunkler Zeiten. In die finsteren Flure von Museen verbannt als eine Erinnerung an etwas, das einer Menschheit nicht gut steht, die den Mond erreicht und Botschaften über den Rand ihres Sonnensystems hinaus geschickt hat.
Natürlich sind wir als Heiden gegen den Krieg. Es gibt keinen gerechten Krieg, genauso wenig wie der Zweck immer die Mittel heiligt. Jeder gewaltsame Tod ist schlimm und unverzeihlich. Wenn wir abwägen, welcher Tod gerecht ist und welcher Tod nicht gerecht ist, dann tun wir so, als könnten wir die Fäden des Schicksals verstehen und deuten. Dem ist aber nicht so (und wer über sich als Sterblicher anderes sagt, der sagt nicht nur die Unwahrheit, sondern er lügt).
Gibt es Kriege, die schlimmer sind als andere? Sind ideologische Differenzen, Glaubenskriege, geopolitische Entscheidungen, Genozide auf irgendeiner Skala und nach irgendwelchen Kriterien zu werten? Nein, sind sie nicht. Wer mordet, der ist ein Mörder – Nicht mehr und nicht weniger. Wer seine Heimat, seinen Besitz, geliebte Menschen verliert, der ist ein Opfer – Nicht mehr und nicht weniger.
Wir besitzen nicht das Recht, moralische Wertungen zu fällen und durchzuziehen. Wir sind als Heiden in den vergangenen Jahrhunderten zu oft moralisch oder ethisch bewertet – oder genauer gesagt: abgewertet – worden, um nicht zu wissen, wie schnell und falsch ein solches Urteil normalerweise ist. Wer Leid kategorisiert, der will es klein halten, aus dem Blickwinkel verdrängen, marginalisieren. Und: Wer Leid erklären will, ohne selbst gelitten zu haben oder zu leiden, der hat nichts verstanden.
In der "Hawamal" heißt es:
Mach nicht zum Spott der Augen den Mann,
Der vertrauend Schutz will suchen.
Klug dünkt sich leicht, der von keinem befragt wird
Und mit heiler Haut daheim sitzt.
Dem ist wenig hinzuzufügen.

Wir bitten um Segen für alle jene, die vom Krieg und allen seinen Folgen bedroht oder getroffen sind.
Wir bitten um Segen für alle jene, die frieren, hungern oder ohne Heimat sind.
Wir bitten um Segen für alle jene, die ihre Sprache, ihre Sitten oder ihren Glauben nicht frei ausleben können.
Wir bitten um Segen für alle jene, die alleine sind.

Heil Migdard!