Norse Revival: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: „von Schnurbein Norse Revival Transformations of Germanic Neopaganism 418 Seiten, Broschur Studies in Critical Research on Religion, 2016 140.00 € Von Hermann…“) |
|||
(6 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | von Schnurbein | + | von Schnurbein<br> |
− | Norse Revival | + | Norse Revival<br> |
− | Transformations of Germanic Neopaganism | + | Transformations of Germanic Neopaganism<br> |
− | 418 Seiten, Broschur | + | 418 Seiten, Broschur<br> |
− | Studies in Critical Research on Religion, 2016 | + | Studies in Critical Research on Religion, 2016<br> |
− | 140.00 € | + | 140.00 €<br> |
− | + | <br> | |
− | Dieses Buch wurde unter einer Creative-Commons- | + | Dieses Buch wurde unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht, es ist u. a. unter http://booksandjournals.brillonline.com/content/books/9789004309517 kostenfrei erhältlich.<br> |
− | Lizenz veröffentlicht, es ist u. a. unter | + | <br> |
− | http://booksandjournals.brillonline.com/content/ | + | Stefanie von Schnurbein hat einen langen Weg hinter sich – gegen, neben und mit den deutschen Anhängern des "Germanic Neopaganism". In den 90er Jahren waren ihre beiden Bücher "Religion als Kulturkritik – Neugermanisches Heidentum im 20. Jahrhundert" (1992) und "Göttertrost in Wendezeiten – Neugermanisches |
− | books/9789004309517 kostenfrei erhältlich. | + | Heidentum zwischen New Age und Rechtsradikalismus" (1993) Ohrfeigen in das |
− | Stefanie von Schnurbein hat einen langen Weg | + | Gesicht jedes Asatru, denn sie arbeitete sauber den inhaltlichen und personellen Zusammenhang zwischen Asatru und Rechtsradikalismus heraus. Leider waren ihre Erkenntnisse alle richtig – aber ihre Rundreise hatte nur eine Kurve, nämlich die rechte Kurve des Stadions besucht, in dem Anhänger der nordischen Götter sitzen.<br> |
− | hinter sich – gegen, neben und mit den deutschen | + | Umso schlimmer war es für das Heidentum der 90er Jahre, diese fundierte und nachvollziehbare Einschätzung lesen zu müssen, nach der sie selbst Deppen waren, die am Honig der rechten Verführer nuckelten – alles richtig, wenn man überlegt, wem die Untersuchung galt. Der Alleinvertretungsanspruch, den die Rechten damals wie heute vertraten, führte bei der Autorin zu einer nachvollziehbaren Fehleinschätzung.<br> |
− | Anhängern des | + | Fast 20 Jahre später begab sie sich auf eine zweite Reise, dieses Mal auf der anderen Kurve des Stadions entlang. Sie hatte erkannt, dass sie damals eine geführte Reise mitgemacht hatte, bei der die Fremdenführer politische Extremisten |
− | In den 90er Jahren waren ihre beiden | + | waren. Also bat sie nun um eine Reiseleitung auf der anderen Seite.<br> |
− | Bücher | + | Eine der Gruppen, die sie – nach Rückfragen bei den amerikanischen Asatru – als Reiseziel identifizierte, war der "Eldaring". Sie geriet in Diskussion mit dem "Eldaring", seinen Mitgliedern und dessen Publikationen. Wir können stolz darauf sein, dass sie bereit war, ihre Thesen auf einer Ostara-Veranstaltung vorzutragen und zu verteidigen. Und ich fand es mutig und ein wenig überraschend, dass sie am Ostara-Ritual teilnahm – früh morgens, in bitterer Kälte.<br> |
− | Heidentum im 20. | + | Die Reise hatte Erfolg, wie man an "Norse Revival" erkennen kann – und es ist erfreulich, dass das Ergebnis nicht nur für die nordischen Heiden besser ausfällt, sondern auch den "Eldaring" und seine Protagonisten immer wieder positiv erwähnt. Einmal geschieht dies dadurch, dass sich diverse Mitglieder für Interviews zur |
− | und | + | Verfügung gestellt haben<ref>So Uwe Ehrenhöfer</ref>, sei es durch Korrespondenz<ref>So mit Kurt Oertel</ref> oder durch das Verwenden von Artikeln |
− | Heidentum zwischen New Age und | + | von Mitgliedern, z. B. aus der "Herdfeuer"<ref>Genannt werden als Autoren mit Artikeln in der "Herdfeuer" Alvisson, Behringer, GardenStone, A. Jahnke, Oertel, Ritter, Waggoner und Walthard.</ref>.<br> |
− | + | Eine Anmerkung: Im Folgenden verwende ich "AS", um alle im Text gemeinten heidnischen Varianten benennen zu können. Die beiden Buchstaben können sowohl für "Asatru" als auch für "Alte Sitte" stehen.<ref>Zur Bedeutung und Herleitung des Begriffs "Asatru" vgl. S. 106</ref><br> | |
− | Gesicht jedes Asatru, denn sie arbeitete sauber | + | Inhaltlich gliedert sich das Buch in 11 Kapitel.<br> |
− | den inhaltlichen und personellen Zusammenhang | + | In der "Introduction" gibt sie schon den großen Rahmen vor, in dem von Schnurbein die AS wahrnimmt:<br> |
− | zwischen Asatru und Rechtsradikalismus | + | ''Worshipping deities such as Odin, Thor, and Freya, along with the rich world of Nordic myth promising to reconcile green-alternative, esoteric and seemingly non-exploitive, anti-imperialist ideas – all of this vaguely reverberated with the popular Romanticism surrounding American Indian spirituality and Tolkinian worlds.''<ref>S. 1</ref><br> |
− | heraus. Leider waren ihre Erkenntnisse alle richtig | + | Kapitel 1 – "Creating the Paradigm: Historical Preconditions of Modern Asatru" – beschreibt die Geschichte des modernen Asatru, beginnend mit Herder und den Brüdern Grimm, endend mit der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg und "Witchcraft and the Celtic Revival"<ref>S. 51</ref>.<br> |
− | – aber ihre Rundreise hatte nur eine Kurve, | + | Von Schnurbeins Darstellung der Geschichte der AS nach dem 2. Weltkrieg im zweiten |
− | nämlich die rechte Kurve des Stadions besucht, | + | Kapitel ("Creating a Religion: The Emergence and Development of Late Twentieth Century Asatru") kommt nicht umhin, die braunen Gespenster noch einmal klar zu benennen. Die Entwicklung ab 1990 – an den Beispielen Norwegen, Schweden, Dänemark, Island, Großbritannien, USA bis Deutschland – ist aber mehr und mehr frei von Zusammenhängen zur rechten Szene. Kalte Schauer laufen mir trotzdem über den Rücken, wenn ich lese, wie sie von außen das "Ariosophieprojekt" des "Rabenclan" wahrgenommen hat – mich daran erinnernd, wie diese an McCarthy gemahnenden Jagden auf (angebliche) Rechtsradikale innerhalb des Heidentums für Ärger gesorgt haben.<br> |
− | in dem Anhänger der nordischen Götter sitzen. | + | Irgendwann taucht der "Eldaring" auf der Bildfläche auf:<br> |
− | Umso schlimmer war es für das Heidentum der | + | ''The largest and youngest of the new Asatru groups in Germany, the a-racist ''Eldaring'' (…) differs from both ''Nornirs Ætt'' and the ''VfgH'' in its conception of itself as not a tight-knit religious community, but as a contact and service platform – a network for Asatruers who perceive of their faith as a personal and private matter.''<ref>S. 76</ref><br> |
− | 90er Jahre, diese fundierte und nachvollziehbare | + | "Believing and Doing" ist der Titel des dritten Kapitels.<br> |
− | Einschätzung lesen zu müssen, nach der sie | + | Für einige ihrer Thesen zu Mitgliedern von AS-Gruppen fehlt mir die Faktenbasis – ein typisches Mitglied sei zwischen 30 und 60 und hätte eine religiöse Suche hinter sich, früher wären weniger Frauen in den Gruppen drin gewesen, aber langsam steige ihr Anteil.<ref>Vgl. S. 88 f.</ref> Das trifft auf zu viele Gruppen zu, nicht nur auf AS, sondern in meiner Wahrnehmung ebenso auf LARPer, Rollenspieler etc. Ich halte dies eher für ein gesamtgesellschaftliches Phänomen bei allem, was |
− | selbst Deppen waren, die am Honig der rechten | + | "geek" oder "nerd" ist, nicht für eine prinzipielle AS-Erscheinung.<br> |
− | Verführer nuckelten – alles richtig, wenn man | + | Von Schnurbein stellt die Grundlagen des Glaubens dar, u. a. mit einem Exkurs über die Verehrung von Loki und die daraus auftretenden Probleme innerhalb des Glaubens. Schön ist, dass sie auch eigenartige Quellen wahrnimmt, so die Übernahme des Konzepts für "fulltrui" aus einer Fantasy-Trilogie<ref>Vgl. S. 97, Fußnote 29</ref>. Sie schildert einen Ritualaufbau und -ablauf, erklärt Begriffe wie Sumbel und zeigt die Verbindungen zwischen AS und Wicca auf.<ref>Vgl. S. 111</ref><br> |
− | überlegt, wem die Untersuchung galt. Der Alleinvertretungsanspruch, | + | Die (Nicht-)Diskussionen um Geza von Nemenyi spielen sich konsequent in Fußnoten ab, was eine gewisse humoristische Lesart erlaubt.<ref>Vgl. S. 113, Fußnote 98</ref><br> |
− | den die Rechten damals | + | Kapitel 4 behandelt mit "Contested Fields I: Race and Ethnicity" Minenfelder der heidnischen Diskussion. Von Schnurbein ist sich in diesem Kapitel wie sonst nirgends klar darüber, dass ihre ersten Werke in AS als "generalizing condemnation |
− | wie heute vertraten, führte bei der Autorin | + | of Asatru" wahrgenommen wurden.<ref>S. 123, Fußnote 3</ref><br> |
− | zu einer nachvollziehbaren Fehleinschätzung. | + | Gefreut hat mich, dass sie den Zugang zu mindestens einer "all-embracing occult conspiracy" auch in Pauwels & Bergiers "The Morning of the Magicians" sieht<ref>S. 125; zu Fußnote 9, vgl. Ritter et al. "Heute die Welt – morgen das ganze Universum"</ref>.<br> |
− | Fast 20 Jahre später begab sie sich auf eine | + | Insgesamt gelingt es der Autorin, eine differenzierte Sicht zu bewahren, so auch in folgendem Zitat:<br> |
− | zweite Reise, dieses Mal auf der anderen Kurve | + | ''Differing attitudes regarding the role of genetics, heritage and ancestry cannot be dichotomized easily; rather, they structure a diverse and frequently contradictory spectrum of positions within and beyond Asatru.''<ref>S. 129</ref><br> |
− | des Stadions entlang. Sie hatte erkannt, dass sie | + | Dieses Spannungsfeld sieht sie (richtig) im Bereich "racial paradigms"<ref>S. 144</ref> und dem Versuch, eine Religion neu oder wieder zu konstruieren. Hier spiegeln sich die Diskussionen wieder, die in den letzten Jahren im AS geführt wurden. Gibt es genetische Disposition für eine Religion, so etwas wie eine Rassenbindung an einen Glauben? Muss man Europäer sein, um AS zu sein? Und natürlich sind die aufgezeigten (neo-)romantischen Einflüsse noch da. Wir sind in |
− | damals eine geführte Reise mitgemacht hatte, | + | vielen Aspekten Nachfahren der Romantiker, wobei wir meiner Ansicht nach leider viel zu oft deren positive Impulse ignorieren.<br> |
− | bei der die Fremdenführer politische Extremisten | + | Im zweiten Teil der Problembeschreibung (Kapitel 5: "Contested Fields II: Concepts of Religion and Anti-Monotheism") geht es um das Verhältnis gegenüber dem Christentum, Antisemitismus, Polytheismus und das grundsätzliche Verhältnis zum Monotheismus. Alle ihre Darstellungen sind richtig, besonders interessant sind ihre Überlegungen zur Wahrnehmung von AS als Erfahrungsreligion.<br> |
− | waren. Also bat sie nun um eine Reiseleitung | + | Am Ende des Kapitels konstatiert sie:<br> |
− | auf der anderen Seite. | + | ''We can thus identify two means of culturalizing religion and sacralizing culture in Asatru: an anti-modern one, which rejects enlightenment and secularism as ultimately foreign (and Jewish-Christian) and propagates an ethno-pluralist model of different and separate rooted cultures and tribal religions; and a secularist one, which associates itself with modernity and projects its values and ideals onto a deep past.''<ref>S. 179</ref><br> |
− | Eine der Gruppen, die sie – nach Rückfragen | + | In "Asatru – A Religion of Nature?" (Kapitel 6) geht es um die romantische Vorstellung einer Bindung an die Natur, Naturspiritualität und den Naturschutz (sowie seine Verbindungen an den rechten Rand). Von Schnurbein beschreibt die Traditionslinien vom III. Reich in die Gegenwart, benennt Menschen, Institutionen, Zeitschriften. Schön finde ich, dass sie Quellen wie das Buch "Walden" von Henry David Thoreau erkannt hat. Gerade das ist der Verdienst solcher Kapitel – das Herausarbeiten von Minuskeln, damit die Stationen auf dem Weg, der uns hierhergeführt hat, nicht vergessen werden.<br> |
− | bei den amerikanischen Asatru – als Reiseziel | + | "Gender and Sexuality" (Kapitel 7) ist ein Thema, das ich – außerhalb des Bereichs der Gleichberechtigung und einigen halbherzigen Diskussionen zum Thema Homosexualität in AS – eigentlich eher im historischen Rahmen verorte. Auch von Schnurbein wählt einen historischen Zugang durch das Thema der Rolle der germanischen Frau. Selbst wenn ich das Gefühl habe, dass die Frauenrolle in der Spiritualität ein Thema der 80er Jahre war (die üblichen Namen werden in diesem Kontext erwähnt: Budapest, Paxson etc.), so lesen sich die Passagen in ihrem Buch interessant. Von Schnurbein schafft die Kurve, indem sie auf die Einflüsse von weiblicher Spiritualität auf AS hinweist:<br> |
− | identifizierte, war der | + | ''Consequently, adoptions of individual elements of women-centered spirituality can be found in most Asatru groups today.''<ref>S. 227</ref><br> |
− | Diskussion mit dem | + | Erst später geht es um Männlichkeit, Männerbünde und Geschlechterrollen. Auch hier gilt, dass ich – eindeutig links sozialisiert – hier Diskussionen und Beweisführungen erneut lese, die ich aus den 80er-Jahren kenne. Interessant ist, wenn diese Diskussionen an AS-Themen wie Mannwerdung festgemacht werden. Konservative Geschlechterrollen werden in Ritualen immer wieder reproduziert – von außen betrachtet hat von Schnurbein damit völlig recht und sicherlich ist die Geschlechterrolle ein Thema, das AS weiterhin diskutieren muss.<br> |
− | und dessen Publikationen. Wir können | + | Gut ist, dass von Schnurbein den klaren Standpunkt von "Eldaring" und anderen Vereinen zur Homosexualität wahrnimmt.<ref>S. 246, Fußnote 130</ref> Man merkt aber durch die Lektüre, welchen langen Weg AS gehen musste, um zu einer solchen klaren, geschlossenen Aussage zu kommen.<br> |
− | stolz darauf sein, dass sie bereit war, ihre Thesen | + | Das Thema von Kapitel 8 "Asatru – An Academic Religion?" stellt natürlich eine Frage, die viele praktizierende AS auf die sprichwörtliche Palme treiben dürfte. In der Einführung zu dem Kapitel schreibt von Schnurbein:<br> |
− | auf einer Ostara-Veranstaltung vorzutragen und | + | ''The relation between Germanic Neopaganism and academia is highly ambiguous. While knowledge of primary sources as well as academic theory plays a foundational role for a-racist and many ethnicist Asatruers, the majority of these Heathens have little first-hand knowledge of those sources (…). Their knowledge comes mostly from fictional literature, Neopagan popular interpretations, and other popularized accounts of Norse mythology, as well as from Internet sources.''<ref>S. 251</ref><br> |
− | zu verteidigen. Und ich fand es mutig und ein | + | Es geht um den Umgang mit Quellen, die prinzipielle Rolle der "Edda" und die Geschichte des akademischen und nicht-akademischen Umgangs mit den Quellen. Gerade die Autoren aus der zweiten Hälfte des 19. und ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben hier sehr eigenartige Fundamente gelegt. Sei es Herman Wirth mit seinem "Der Aufgang der Menschheit" und seiner Würdigung der "Ura-Linda-Chronik" als ernst zu nehmender historischer Quelle<ref>Vgl. S. 267</ref>, sei es Wilhelm Teudt mit seinen Deutungen zu den Externsteinen und der Irminsul<ref>Vgl. S. 268 f.</ref> – all das hat natürlich die Arbeit mit den Quellen schwerer gemacht, das Wasser im sprichwörtlichen Sinne vergiftet. Und leider gibt es heute noch Menschen, die diesen oder ähnlichen Theorien aufsitzen, bis in die Gegenwart hinein. Auch dies ist ein Punkt, an dem von Schnurbein das Weiterleben von einzelnen "eigenartigen" Vorstellungen bis in die Gegenwart hinein sauber nachvollzieht. Aber sie sieht auch, dass es in den letzten Jahren eine klärende Entwicklung gegeben hat:<br> |
− | wenig überraschend, dass sie am Ostara-Ritual | + | ''This pride [des "Eldaring", HR] in an active engagement with the study of sources and relevant scholarship is shared by other German groups (…) and is foundational for their group identities.''<ref>S. 191</ref><br> |
− | teilnahm – früh morgens, in bitterer Kälte. | + | Sie beendet das Kapitel mit dem Hinweis, dass sie abschließend die Verbindungen zwischen Ästhetik, Religion und Politik betrachten will, welche die Wahrnehmung der germanischen Mythen bestimmen.<br> |
− | Die Reise hatte Erfolg, wie man an | + | Kapitel 9 "Germanic Neopaganism – A Nordic Art-Religion?" versucht, diesen Zusammenhang herauszuarbeiten. Die Eingangssätze legen einen breiten Rahmen fest:<br> |
− | + | '' Aesthetic imaginaries in stories, paintings, film, and music, ranging from Wagnerian opera to contemporary black metal, Viking metal, Pagan metal, and neofolk music have had a strong impact on Asatru as well as on popular images of | |
− | dass das Ergebnis nicht nur für die nordischen | + | Nordic myth and religion.''<ref>S. 298</ref><br> |
− | Heiden besser ausfällt, sondern auch den | + | Über Herder und Wagner führt der Weg bis zu Tolkien. Der Kritik, dass Tolkiens Werk "has been largely ignored by academic literary criticism"<ref>S. 309, Fußnote 41</ref> kann ich nicht folgen; so ist ein Hinweis auf die englischen Inklings vorhanden<ref>S. 309, Fußnote 42</ref>, während die Existenz einer deutschsprachigen Organisation gleichen Namens, die sich mit Tolkien beschäftigt, von Schnurbein entgangen ist. Ich möchte auf die Ausführungen zu Tolkien nicht länger eingehen – in den letzten Jahren wurde immer offensichtlicher, wie wichtig Tolkien und seine Rezeption für die Entwicklung des AS waren (und sind).<br> |
− | und seine Protagonisten immer wieder | + | Interessanter sind dann ihre Ausführungen über Entwicklungen wie das "Harzer Bergtheater", bei dem im Stil des Volkstheaters in einem Ansatz als Reformbühne Gesinnung und Bildung miteinander verbunden wurden, um mit den Mitteln des Theaters "Gesinnungskunst" zu verbreiten.<br> |
− | positiv erwähnt. Einmal geschieht dies dadurch, | + | Von Schnurbein macht dann inhaltlich einen Schlenker zurück zu Tolkien im Unterkapitel "Heirs of Wagner and Tolkien: Asatru Novelists". Richtig schreibt sie:<br> |
− | dass sich diverse Mitglieder für Interviews zur | + | ''By now, the market for fantasy and historical literature with "Germanic" or "Nordic" themes has expanded to an extent that makes it almost impossible to keep an overview of the relevant works and authors. (…) Four novelistic sub-genres stand out here: historical fantasy, alternate history, historical novels about national icons, and urban fantasy.''<ref>S. 324 f.</ref><br> |
− | Verfügung gestellt | + | Die große Rundreise beginnt mit Marion Zimmer Bradley und Diana L. Paxson sowie Stephan Grundy als Vertreter der historischen Fantasy. Für die "alternate history" wird die Trilogie von Harry Harrison und John Holm (= Tom Shippey) zitiert. Bei den "historical novels" greift ihre eigene Definition nicht, wenn sie zum Thema |
− | oder durch das Verwenden von Artikeln | + | als Filme "Conan the Barbarian" und "The Thirteenth Warrior" zitiert.<ref>S. 330, Fußnote 125</ref> Meiner Ansicht nach speist sich "Conan" mit seiner ganzen Welt |
− | von Mitgliedern, z. B. aus der | + | aus einer Menge Quellen, bei der die nordischen Einflüsse hinter keltischen zurückstehen. Und beide Filme sind maximal pseudo-historisch, weil sie nicht versuchen, den Anschein zu erwecken, sie könnten historische Ereignisse wiedergeben. An Büchern nennt sie zu diesem Thema die Deutsche Iris Kammerer, im internationalen Rahmen u. a. Tor Åge Bringsværd. Der Bereich "urban fantasy" findet nicht statt – hier wären eine Begriffsklärung und ein paar Beispiele sinnvoll gewesen.<br> |
− | + | "Dark Heirs of Wagner and Tolkien: Metal and Neofolk" heißt das nächste Unterkapitel. Bei Musik zeigt sich noch stärker als bei der Literatur, dass der eigene Musikgeschmack (zumindest meiner) eine objektive Betrachtung unmöglich macht. Sprich: Da bin ich inhaltlich raus.<br> | |
− | Eine Anmerkung: Im Folgenden verwende | + | Abschließend versucht von Schnurbein eine Zusammenfassung des Kapitels:<br> |
− | ich | + | ''The results of this last chapter on Nordic art-religion raise broader questions about the relation between ideas about Nordic or Germanic myth, literary and aesthetic movements, contemporary spirituality, and their shifting political functions. From this perspective, art-religion can indeed serve as a useful, all-encompassing paradigm for understanding Germanic Neopaganism and its ambiguous location in modern societies.''<ref>S. 350</ref><br> |
− | Varianten benennen zu können. Die beiden | + | Ja, könnte… Aber meiner Ansicht nach müssten die Fragen noch einmal auf breiterer Basis (für mich hieße das: unter Betrachtung von möglichst vielen Aspekten der modernen Fantasy) versucht werden, um zu einem nachvollziehbaren Ergebnis zu kommen.<br> |
− | Buchstaben können sowohl für | + | "Instead of a Conclusion" beendet als Kapitel 10 das Buch. Hier schließt von Schnurbein den Bogen – ihre erste Reise begann mit einem Ostara-Thing des Armanen-Ordens, und über 20 Jahre später ist sie 2010 auf einer Ostara-Veranstaltung des "Eldaring" zu Gast und stellt sich einer Diskussion über ihre Thesen. Über diese |
− | auch für | + | Erfahrung schreibt sie:<br> |
− | Inhaltlich gliedert sich das Buch in 11 Kapitel. | + | ''But I am impressed by my audience’s openness and willingness to reflect on their own positions.''<ref>S. 351</ref><br> |
− | In der | + | Und:<br> |
− | Rahmen vor, in dem von Schnurbein die AS | + | ''There is an increased openness and friendliness, and the defensiveness is less aggravated, at least in this and other a-racist groups. They seem to cherish their friendships and their community more than they need to insist on their status as ostracized outsiders.''<ref>Ebenda</ref><br> |
− | wahrnimmt: | + | Sie erkennt auch, dass es im Rückblick möglich ist, ihre ersten Bücher als Impuls zu begreifen, sich als AS mit unbequemen Themen zu beschäftigen. Mit dieser Einschätzung hat sie Recht. Ihre Werke waren in den 90er Jahren wichtig und richtig, wenn auch unbequem. Das gilt auch für "Norse Revival". Das Buch ist weniger unbequem für uns, das stimmt. Aber das liegt daran, dass wir in den letzten 30 Jahren aus ihren ersten Büchern etwas gelernt haben. Dafür gebührt ihr unser Dank.<br> |
− | Worshipping deities such as Odin, Thor, and | + | Das Buch endet sehr persönlich. Denn wie bei jeder guten Untersuchung von Gottheiten und Glauben verändert sich der Untersuchende im Prozess mit. Und obwohl von Schnurbein nach dem "Norse Revival" gesucht hat, so hat sie auch Antworten auf Fragen gefunden, die sie (offen) nie gestellt hat.<br> |
− | Freya, along with the rich world of Nordic myth | + | Man sollte dieses Buch lesen. Gerade das Angebot als "Creative Commons" macht es möglich, dieses Buch einfach herunterzuladen und sich jene Stücke herauszugreifen, die einen interessieren.<br><br><br> |
− | promising to reconcile green-alternative, esoteric | + | [[Kategorie:Heidentum]] |
− | and seemingly non-exploitive, anti-imperialist | + | [[Kategorie:Rezensionen]] |
− | ideas – all of this vaguely reverberated with | ||
− | the popular Romanticism surrounding American | ||
− | Indian spirituality and Tolkinian worlds. | ||
− | Kapitel 1 – | ||
− | Preconditions of Modern | ||
− | die Geschichte des modernen Asatru, beginnend | ||
− | mit Herder und den Brüdern Grimm, endend | ||
− | mit der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg | ||
− | und | ||
− | Von Schnurbeins Darstellung der Geschichte | ||
− | der AS nach dem 2. Weltkrieg im zweiten | ||
− | Kapitel ( | ||
− | and Development of Late Twentieth Century | ||
− | |||
− | noch einmal klar zu benennen. Die | ||
− | Entwicklung ab 1990 – an den Beispielen Norwegen, | ||
− | Schweden, Dänemark, Island, Großbritannien, | ||
− | USA bis Deutschland – ist aber mehr | ||
− | und mehr frei von Zusammenhängen zur rechten | ||
− | Szene. Kalte Schauer laufen mir trotzdem | ||
− | über den Rücken, wenn ich lese, wie sie von außen | ||
− | das | ||
− | wahrgenommen hat – mich daran erinnernd, | ||
− | wie diese an McCarthy gemahnenden Jagden | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | Heidentums für Ärger gesorgt haben. | ||
− | Irgendwann taucht der | ||
− | Bildfläche auf: | ||
− | The largest and youngest of the new Asatru | ||
− | groups in Germany, the a-racist Eldaring (…) | ||
− | differs from both Nornirs Ætt and the VfgH | ||
− | |||
− | of itself as not a tight-knit religious community, | ||
− | but as a contact and service platform – a | ||
− | network for Asatruers who perceive of their faith | ||
− | as a personal and private matter. | ||
− | |||
− | Kapitels. | ||
− | Für einige ihrer Thesen zu Mitgliedern von | ||
− | AS-Gruppen fehlt mir die Faktenbasis – ein | ||
− | typisches Mitglied sei zwischen 30 und 60 und | ||
− | hätte eine religiöse Suche hinter sich, früher wären | ||
− | weniger Frauen in den Gruppen drin gewesen, | ||
− | aber langsam steige ihr Anteil. | ||
− | zu viele Gruppen zu, nicht nur auf AS, sondern | ||
− | in meiner Wahrnehmung ebenso auf LARPer, | ||
− | Rollenspieler etc. Ich halte dies eher für ein gesamtgesellschaftliches | ||
− | Phänomen bei allem, was | ||
− | |||
− | AS-Erscheinung. | ||
− | Von Schnurbein stellt die Grundlagen des | ||
− | Glaubens dar, u. a. mit einem Exkurs über die | ||
− | Verehrung von Loki und die daraus auftretenden | ||
− | Probleme innerhalb des Glaubens. Schön | ||
− | ist, dass sie auch eigenartige Quellen wahrnimmt, | ||
− | so die Übernahme des Konzepts für | ||
− | |||
− | einen Ritualaufbau und -ablauf, erklärt Begriffe | ||
− | wie Sumbel und zeigt die Verbindungen | ||
− | zwischen AS und Wicca auf. | ||
− | |||
− | Die (Nicht-)Diskussionen um Geza von Nemenyi | ||
− | spielen sich konsequent in Fußnoten ab, | ||
− | was eine gewisse humoristische Lesart erlaubt. | ||
− | Kapitel 4 behandelt mit | ||
− | Race and | ||
− | Diskussion. Von Schnurbein ist sich in diesem | ||
− | Kapitel wie sonst nirgends klar darüber, dass ihre | ||
− | ersten Werke in AS als | ||
− | of | ||
− | Gefreut hat mich, dass sie den Zugang zu | ||
− | mindestens einer | ||
− | auch in Pauwels & Bergiers | ||
− | of the | ||
− | Insgesamt gelingt es der Autorin, eine differenzierte | ||
− | Sicht zu bewahren, so auch in folgendem | ||
− | Zitat: | ||
− | Differing attitudes regarding the role of genetics, | ||
− | heritage and ancestry cannot be dichotomized | ||
− | easily; rather, they structure a diverse and frequently | ||
− | contradictory spectrum of positions within | ||
− | and beyond Asatru. | ||
− | Dieses Spannungsfeld sieht sie (richtig) im Bereich | ||
− | |||
− | eine Religion neu oder wieder zu konstruieren. | ||
− | Hier spiegeln sich die Diskussionen wieder, die | ||
− | in den letzten Jahren im AS geführt wurden. | ||
− | Gibt es genetische Disposition für eine Religion, | ||
− | so etwas wie eine Rassenbindung an einen | ||
− | Glauben? Muss man Europäer sein, um AS zu | ||
− | sein? Und natürlich sind die aufgezeigten (neo-) | ||
− | romantischen Einflüsse noch da. Wir sind in | ||
− | vielen Aspekten Nachfahren der Romantiker, | ||
− | wobei wir meiner Ansicht nach leider viel zu oft | ||
− | deren positive Impulse ignorieren. | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | and | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | an | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | die | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | und | ||
− | |||
− | ist, | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | Standpunkt von | ||
− | zur Homosexualität wahrnimmt. | ||
− | merkt aber durch die Lektüre, welchen langen | ||
− | Weg AS gehen musste, um zu einer solchen klaren, | ||
− | geschlossenen Aussage zu kommen. | ||
− | Das Thema von Kapitel 8 | ||
− | Religion? | ||
− | viele praktizierende AS auf die sprichwörtliche | ||
− | Palme treiben dürfte. In der Einführung zu dem | ||
− | Kapitel schreibt von Schnurbein: | ||
− | The relation between Germanic Neopaganism | ||
− | and academia is highly ambiguous. While | ||
− | |||
− | |||
− | knowledge of primary sources as well as academic | ||
− | theory plays a foundational role for a-racist | ||
− | and many ethnicist Asatruers, the majority of | ||
− | these Heathens have little first-hand knowledge | ||
− | of those sources (…). Their knowledge comes | ||
− | mostly from fictional literature, Neopagan | ||
− | popular interpretations, and other popularized | ||
− | accounts of Norse mythology, as well as from Internet | ||
− | sources. | ||
− | Es geht um den Umgang mit Quellen, die prinzipielle | ||
− | Rolle der | ||
− | des akademischen und nicht-akademischen | ||
− | Umgangs mit den Quellen. Gerade die Autoren | ||
− | aus der zweiten Hälfte des 19. und ersten Hälfte | ||
− | des 20. Jahrhunderts haben hier sehr eigenartige | ||
− | Fundamente gelegt. Sei es Herman Wirth | ||
− | mit seinem | ||
− | seiner Würdigung der | ||
− | ernst zu nehmender historischer | ||
− | Wilhelm Teudt mit seinen Deutungen zu den | ||
− | Externsteinen und der | ||
− | natürlich die Arbeit mit den Quellen schwerer | ||
− | gemacht, das Wasser im sprichwörtlichen Sinne | ||
− | vergiftet. Und leider gibt es heute noch Menschen, | ||
− | die diesen oder ähnlichen Theorien aufsitzen, | ||
− | bis in die Gegenwart hinein. Auch dies ist | ||
− | ein Punkt, an dem von Schnurbein das Weiterleben | ||
− | von einzelnen | ||
− | bis in die Gegenwart hinein sauber nachvollzieht. | ||
− | Aber sie sieht auch, dass es in den letzten | ||
− | Jahren eine klärende Entwicklung gegeben hat: | ||
− | This pride [des | ||
− | with the study of sources and relevant | ||
− | scholarship is shared by other German groups (…) | ||
− | and is foundational for their group identities. | ||
− | |||
− | |||
− | Sie beendet das Kapitel mit dem Hinweis, dass | ||
− | sie abschließend die Verbindungen zwischen | ||
− | Ästhetik, Religion und Politik betrachten will, | ||
− | welche die Wahrnehmung der germanischen | ||
− | Mythen bestimmen. | ||
− | Kapitel 9 | ||
− | Art-Religion? | ||
− | herauszuarbeiten. Die Eingangssätze legen | ||
− | einen breiten Rahmen fest: | ||
− | Aesthetic imaginaries in stories, paintings, film, | ||
− | and music, ranging from Wagnerian opera to | ||
− | contemporary black metal, Viking metal, Pagan | ||
− | metal, and neofolk music have had a strong impact | ||
− | on Asatru as well as on popular images of | ||
− | Nordic myth and religion. | ||
− | Über Herder und Wagner führt der Weg bis zu | ||
− | Tolkien. Der Kritik, dass Tolkiens Werk | ||
− | been largely ignored by academic literary | ||
− | |||
− | auf die englischen Inklings | ||
− | während die Existenz einer deutschsprachigen | ||
− | Organisation gleichen Namens, die sich mit | ||
− | Tolkien beschäftigt, von Schnurbein entgangen | ||
− | ist. Ich möchte auf die Ausführungen zu Tolkien | ||
− | nicht länger eingehen – in den letzten Jahren | ||
− | wurde immer offensichtlicher, wie wichtig Tolkien | ||
− | und seine Rezeption für die Entwicklung | ||
− | des AS waren (und sind). | ||
− | Interessanter sind dann ihre Ausführungen | ||
− | über Entwicklungen wie das | ||
− | bei dem im Stil des Volkstheaters in einem | ||
− | Ansatz als Reformbühne Gesinnung und Bildung | ||
− | miteinander verbunden wurden, um mit | ||
− | den Mitteln des Theaters | ||
− | verbreiten. | ||
− | Von Schnurbein macht dann inhaltlich einen | ||
− | Schlenker zurück zu Tolkien im Unterkapitel | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | Richtig schreibt sie: | ||
− | By now, the market for fantasy and historical | ||
− | literature with | ||
− | has expanded to an extent that makes it almost | ||
− | impossible to keep an overview of the relevant | ||
− | works and authors. (…) Four novelistic sub-genres | ||
− | stand out here: historical fantasy, alternate | ||
− | history, historical novels about national icons, | ||
− | and urban fantasy. | ||
− | Die große Rundreise beginnt mit Marion Zimmer | ||
− | Bradley und Diana L. Paxson sowie Stephan | ||
− | Grundy als Vertreter der historischen Fantasy. | ||
− | Für die | ||
− | Harry Harrison und John Holm (= Tom Shippey) | ||
− | zitiert. Bei den | ||
− | ihre eigene Definition nicht, wenn sie zum Thema | ||
− | als Filme | ||
− | Thirteenth | ||
− | nach speist sich | ||
− | aus einer Menge Quellen, bei der die nordischen | ||
− | Einflüsse hinter keltischen zurückstehen. Und | ||
− | beide Filme sind maximal pseudo-historisch, | ||
− | weil sie nicht versuchen, den Anschein zu erwecken, | ||
− | sie könnten historische Ereignisse wiedergeben. | ||
− | An Büchern nennt sie zu diesem Thema | ||
− | die Deutsche Iris Kammerer, im internationalen | ||
− | Rahmen u. a. Tor Åge Bringsværd. Der Bereich | ||
− | |||
− | eine Begriffsklärung und ein paar Beispiele | ||
− | sinnvoll gewesen. | ||
− | |||
− | and | ||
− | Bei Musik zeigt sich noch stärker als bei | ||
− | der Literatur, dass der eigene Musikgeschmack | ||
− | (zumindest meiner) eine objektive Betrachtung | ||
− | unmöglich macht. Sprich: Da bin ich inhaltlich | ||
− | raus. | ||
− | |||
− | Abschließend versucht von Schnurbein eine | ||
− | Zusammenfassung des Kapitels: | ||
− | The results of this last chapter on Nordic art-religion | ||
− | raise broader questions about the relation | ||
− | between ideas about Nordic or Germanic myth, | ||
− | literary and aesthetic movements, contemporary | ||
− | spirituality, and their shifting political functions. | ||
− | From this perspective, art-religion can indeed | ||
− | serve as a useful, all-encompassing paradigm for | ||
− | understanding Germanic Neopaganism and its | ||
− | ambiguous location in modern societies. | ||
− | Ja, könnte… Aber meiner Ansicht nach müssten | ||
− | die Fragen noch einmal auf breiterer Basis (für | ||
− | mich hieße das: unter Betrachtung von möglichst | ||
− | vielen Aspekten der modernen Fantasy) | ||
− | versucht werden, um zu einem nachvollziehbaren | ||
− | Ergebnis zu kommen. | ||
− | |||
− | 10 das Buch. Hier schließt von Schnurbein | ||
− | den Bogen – ihre erste Reise begann mit einem | ||
− | Ostara-Thing des Armanen-Ordens, und über | ||
− | 20 Jahre später ist sie 2010 auf einer Ostara-Veranstaltung | ||
− | des | ||
− | einer Diskussion über ihre Thesen. Über diese | ||
− | Erfahrung schreibt sie: | ||
− | But I am impressed by my audience’s openness | ||
− | and willingness to reflect on their own positions. | ||
− | |||
− | |||
− | Und: | ||
− | There is an increased openness and friendliness, | ||
− | and the defensiveness is less aggravated, at least | ||
− | in this and other a-racist groups. They seem to | ||
− | cherish their friendships and their community | ||
− | more than they need to insist on their status as | ||
− | ostracized outsiders. | ||
− | Sie erkennt auch, dass es im Rückblick möglich | ||
− | ist, ihre ersten Bücher als Impuls zu begreifen, | ||
− | sich als AS mit unbequemen Themen | ||
− | zu beschäftigen. Mit dieser Einschätzung hat | ||
− | sie Recht. Ihre Werke waren in den 90er Jahren | ||
− | wichtig und richtig, wenn auch unbequem. Das | ||
− | gilt auch für | ||
− | unbequem für uns, das stimmt. Aber das | ||
− | liegt daran, dass wir in den letzten 30 Jahren aus | ||
− | ihren ersten Büchern etwas gelernt haben. Dafür | ||
− | gebührt ihr unser Dank. | ||
− | Das Buch endet sehr persönlich. Denn wie | ||
− | bei jeder guten Untersuchung von Gottheiten | ||
− | und Glauben verändert sich der Untersuchende | ||
− | im Prozess mit. Und obwohl von Schnurbein | ||
− | nach dem | ||
− | sie auch Antworten auf Fragen gefunden, die sie | ||
− | (offen) nie gestellt hat. | ||
− | Man sollte dieses Buch lesen. Gerade das Angebot | ||
− | als | ||
− | dieses Buch einfach herunterzuladen und | ||
− | sich jene Stücke herauszugreifen, die einen interessieren. | ||
− |
Aktuelle Version vom 20. Januar 2024, 16:06 Uhr
von Schnurbein
Norse Revival
Transformations of Germanic Neopaganism
418 Seiten, Broschur
Studies in Critical Research on Religion, 2016
140.00 €
Dieses Buch wurde unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht, es ist u. a. unter http://booksandjournals.brillonline.com/content/books/9789004309517 kostenfrei erhältlich.
Stefanie von Schnurbein hat einen langen Weg hinter sich – gegen, neben und mit den deutschen Anhängern des "Germanic Neopaganism". In den 90er Jahren waren ihre beiden Bücher "Religion als Kulturkritik – Neugermanisches Heidentum im 20. Jahrhundert" (1992) und "Göttertrost in Wendezeiten – Neugermanisches
Heidentum zwischen New Age und Rechtsradikalismus" (1993) Ohrfeigen in das
Gesicht jedes Asatru, denn sie arbeitete sauber den inhaltlichen und personellen Zusammenhang zwischen Asatru und Rechtsradikalismus heraus. Leider waren ihre Erkenntnisse alle richtig – aber ihre Rundreise hatte nur eine Kurve, nämlich die rechte Kurve des Stadions besucht, in dem Anhänger der nordischen Götter sitzen.
Umso schlimmer war es für das Heidentum der 90er Jahre, diese fundierte und nachvollziehbare Einschätzung lesen zu müssen, nach der sie selbst Deppen waren, die am Honig der rechten Verführer nuckelten – alles richtig, wenn man überlegt, wem die Untersuchung galt. Der Alleinvertretungsanspruch, den die Rechten damals wie heute vertraten, führte bei der Autorin zu einer nachvollziehbaren Fehleinschätzung.
Fast 20 Jahre später begab sie sich auf eine zweite Reise, dieses Mal auf der anderen Kurve des Stadions entlang. Sie hatte erkannt, dass sie damals eine geführte Reise mitgemacht hatte, bei der die Fremdenführer politische Extremisten
waren. Also bat sie nun um eine Reiseleitung auf der anderen Seite.
Eine der Gruppen, die sie – nach Rückfragen bei den amerikanischen Asatru – als Reiseziel identifizierte, war der "Eldaring". Sie geriet in Diskussion mit dem "Eldaring", seinen Mitgliedern und dessen Publikationen. Wir können stolz darauf sein, dass sie bereit war, ihre Thesen auf einer Ostara-Veranstaltung vorzutragen und zu verteidigen. Und ich fand es mutig und ein wenig überraschend, dass sie am Ostara-Ritual teilnahm – früh morgens, in bitterer Kälte.
Die Reise hatte Erfolg, wie man an "Norse Revival" erkennen kann – und es ist erfreulich, dass das Ergebnis nicht nur für die nordischen Heiden besser ausfällt, sondern auch den "Eldaring" und seine Protagonisten immer wieder positiv erwähnt. Einmal geschieht dies dadurch, dass sich diverse Mitglieder für Interviews zur
Verfügung gestellt haben[1], sei es durch Korrespondenz[2] oder durch das Verwenden von Artikeln
von Mitgliedern, z. B. aus der "Herdfeuer"[3].
Eine Anmerkung: Im Folgenden verwende ich "AS", um alle im Text gemeinten heidnischen Varianten benennen zu können. Die beiden Buchstaben können sowohl für "Asatru" als auch für "Alte Sitte" stehen.[4]
Inhaltlich gliedert sich das Buch in 11 Kapitel.
In der "Introduction" gibt sie schon den großen Rahmen vor, in dem von Schnurbein die AS wahrnimmt:
Worshipping deities such as Odin, Thor, and Freya, along with the rich world of Nordic myth promising to reconcile green-alternative, esoteric and seemingly non-exploitive, anti-imperialist ideas – all of this vaguely reverberated with the popular Romanticism surrounding American Indian spirituality and Tolkinian worlds.[5]
Kapitel 1 – "Creating the Paradigm: Historical Preconditions of Modern Asatru" – beschreibt die Geschichte des modernen Asatru, beginnend mit Herder und den Brüdern Grimm, endend mit der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg und "Witchcraft and the Celtic Revival"[6].
Von Schnurbeins Darstellung der Geschichte der AS nach dem 2. Weltkrieg im zweiten
Kapitel ("Creating a Religion: The Emergence and Development of Late Twentieth Century Asatru") kommt nicht umhin, die braunen Gespenster noch einmal klar zu benennen. Die Entwicklung ab 1990 – an den Beispielen Norwegen, Schweden, Dänemark, Island, Großbritannien, USA bis Deutschland – ist aber mehr und mehr frei von Zusammenhängen zur rechten Szene. Kalte Schauer laufen mir trotzdem über den Rücken, wenn ich lese, wie sie von außen das "Ariosophieprojekt" des "Rabenclan" wahrgenommen hat – mich daran erinnernd, wie diese an McCarthy gemahnenden Jagden auf (angebliche) Rechtsradikale innerhalb des Heidentums für Ärger gesorgt haben.
Irgendwann taucht der "Eldaring" auf der Bildfläche auf:
The largest and youngest of the new Asatru groups in Germany, the a-racist Eldaring (…) differs from both Nornirs Ætt and the VfgH in its conception of itself as not a tight-knit religious community, but as a contact and service platform – a network for Asatruers who perceive of their faith as a personal and private matter.[7]
"Believing and Doing" ist der Titel des dritten Kapitels.
Für einige ihrer Thesen zu Mitgliedern von AS-Gruppen fehlt mir die Faktenbasis – ein typisches Mitglied sei zwischen 30 und 60 und hätte eine religiöse Suche hinter sich, früher wären weniger Frauen in den Gruppen drin gewesen, aber langsam steige ihr Anteil.[8] Das trifft auf zu viele Gruppen zu, nicht nur auf AS, sondern in meiner Wahrnehmung ebenso auf LARPer, Rollenspieler etc. Ich halte dies eher für ein gesamtgesellschaftliches Phänomen bei allem, was
"geek" oder "nerd" ist, nicht für eine prinzipielle AS-Erscheinung.
Von Schnurbein stellt die Grundlagen des Glaubens dar, u. a. mit einem Exkurs über die Verehrung von Loki und die daraus auftretenden Probleme innerhalb des Glaubens. Schön ist, dass sie auch eigenartige Quellen wahrnimmt, so die Übernahme des Konzepts für "fulltrui" aus einer Fantasy-Trilogie[9]. Sie schildert einen Ritualaufbau und -ablauf, erklärt Begriffe wie Sumbel und zeigt die Verbindungen zwischen AS und Wicca auf.[10]
Die (Nicht-)Diskussionen um Geza von Nemenyi spielen sich konsequent in Fußnoten ab, was eine gewisse humoristische Lesart erlaubt.[11]
Kapitel 4 behandelt mit "Contested Fields I: Race and Ethnicity" Minenfelder der heidnischen Diskussion. Von Schnurbein ist sich in diesem Kapitel wie sonst nirgends klar darüber, dass ihre ersten Werke in AS als "generalizing condemnation
of Asatru" wahrgenommen wurden.[12]
Gefreut hat mich, dass sie den Zugang zu mindestens einer "all-embracing occult conspiracy" auch in Pauwels & Bergiers "The Morning of the Magicians" sieht[13].
Insgesamt gelingt es der Autorin, eine differenzierte Sicht zu bewahren, so auch in folgendem Zitat:
Differing attitudes regarding the role of genetics, heritage and ancestry cannot be dichotomized easily; rather, they structure a diverse and frequently contradictory spectrum of positions within and beyond Asatru.[14]
Dieses Spannungsfeld sieht sie (richtig) im Bereich "racial paradigms"[15] und dem Versuch, eine Religion neu oder wieder zu konstruieren. Hier spiegeln sich die Diskussionen wieder, die in den letzten Jahren im AS geführt wurden. Gibt es genetische Disposition für eine Religion, so etwas wie eine Rassenbindung an einen Glauben? Muss man Europäer sein, um AS zu sein? Und natürlich sind die aufgezeigten (neo-)romantischen Einflüsse noch da. Wir sind in
vielen Aspekten Nachfahren der Romantiker, wobei wir meiner Ansicht nach leider viel zu oft deren positive Impulse ignorieren.
Im zweiten Teil der Problembeschreibung (Kapitel 5: "Contested Fields II: Concepts of Religion and Anti-Monotheism") geht es um das Verhältnis gegenüber dem Christentum, Antisemitismus, Polytheismus und das grundsätzliche Verhältnis zum Monotheismus. Alle ihre Darstellungen sind richtig, besonders interessant sind ihre Überlegungen zur Wahrnehmung von AS als Erfahrungsreligion.
Am Ende des Kapitels konstatiert sie:
We can thus identify two means of culturalizing religion and sacralizing culture in Asatru: an anti-modern one, which rejects enlightenment and secularism as ultimately foreign (and Jewish-Christian) and propagates an ethno-pluralist model of different and separate rooted cultures and tribal religions; and a secularist one, which associates itself with modernity and projects its values and ideals onto a deep past.[16]
In "Asatru – A Religion of Nature?" (Kapitel 6) geht es um die romantische Vorstellung einer Bindung an die Natur, Naturspiritualität und den Naturschutz (sowie seine Verbindungen an den rechten Rand). Von Schnurbein beschreibt die Traditionslinien vom III. Reich in die Gegenwart, benennt Menschen, Institutionen, Zeitschriften. Schön finde ich, dass sie Quellen wie das Buch "Walden" von Henry David Thoreau erkannt hat. Gerade das ist der Verdienst solcher Kapitel – das Herausarbeiten von Minuskeln, damit die Stationen auf dem Weg, der uns hierhergeführt hat, nicht vergessen werden.
"Gender and Sexuality" (Kapitel 7) ist ein Thema, das ich – außerhalb des Bereichs der Gleichberechtigung und einigen halbherzigen Diskussionen zum Thema Homosexualität in AS – eigentlich eher im historischen Rahmen verorte. Auch von Schnurbein wählt einen historischen Zugang durch das Thema der Rolle der germanischen Frau. Selbst wenn ich das Gefühl habe, dass die Frauenrolle in der Spiritualität ein Thema der 80er Jahre war (die üblichen Namen werden in diesem Kontext erwähnt: Budapest, Paxson etc.), so lesen sich die Passagen in ihrem Buch interessant. Von Schnurbein schafft die Kurve, indem sie auf die Einflüsse von weiblicher Spiritualität auf AS hinweist:
Consequently, adoptions of individual elements of women-centered spirituality can be found in most Asatru groups today.[17]
Erst später geht es um Männlichkeit, Männerbünde und Geschlechterrollen. Auch hier gilt, dass ich – eindeutig links sozialisiert – hier Diskussionen und Beweisführungen erneut lese, die ich aus den 80er-Jahren kenne. Interessant ist, wenn diese Diskussionen an AS-Themen wie Mannwerdung festgemacht werden. Konservative Geschlechterrollen werden in Ritualen immer wieder reproduziert – von außen betrachtet hat von Schnurbein damit völlig recht und sicherlich ist die Geschlechterrolle ein Thema, das AS weiterhin diskutieren muss.
Gut ist, dass von Schnurbein den klaren Standpunkt von "Eldaring" und anderen Vereinen zur Homosexualität wahrnimmt.[18] Man merkt aber durch die Lektüre, welchen langen Weg AS gehen musste, um zu einer solchen klaren, geschlossenen Aussage zu kommen.
Das Thema von Kapitel 8 "Asatru – An Academic Religion?" stellt natürlich eine Frage, die viele praktizierende AS auf die sprichwörtliche Palme treiben dürfte. In der Einführung zu dem Kapitel schreibt von Schnurbein:
The relation between Germanic Neopaganism and academia is highly ambiguous. While knowledge of primary sources as well as academic theory plays a foundational role for a-racist and many ethnicist Asatruers, the majority of these Heathens have little first-hand knowledge of those sources (…). Their knowledge comes mostly from fictional literature, Neopagan popular interpretations, and other popularized accounts of Norse mythology, as well as from Internet sources.[19]
Es geht um den Umgang mit Quellen, die prinzipielle Rolle der "Edda" und die Geschichte des akademischen und nicht-akademischen Umgangs mit den Quellen. Gerade die Autoren aus der zweiten Hälfte des 19. und ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben hier sehr eigenartige Fundamente gelegt. Sei es Herman Wirth mit seinem "Der Aufgang der Menschheit" und seiner Würdigung der "Ura-Linda-Chronik" als ernst zu nehmender historischer Quelle[20], sei es Wilhelm Teudt mit seinen Deutungen zu den Externsteinen und der Irminsul[21] – all das hat natürlich die Arbeit mit den Quellen schwerer gemacht, das Wasser im sprichwörtlichen Sinne vergiftet. Und leider gibt es heute noch Menschen, die diesen oder ähnlichen Theorien aufsitzen, bis in die Gegenwart hinein. Auch dies ist ein Punkt, an dem von Schnurbein das Weiterleben von einzelnen "eigenartigen" Vorstellungen bis in die Gegenwart hinein sauber nachvollzieht. Aber sie sieht auch, dass es in den letzten Jahren eine klärende Entwicklung gegeben hat:
This pride [des "Eldaring", HR] in an active engagement with the study of sources and relevant scholarship is shared by other German groups (…) and is foundational for their group identities.[22]
Sie beendet das Kapitel mit dem Hinweis, dass sie abschließend die Verbindungen zwischen Ästhetik, Religion und Politik betrachten will, welche die Wahrnehmung der germanischen Mythen bestimmen.
Kapitel 9 "Germanic Neopaganism – A Nordic Art-Religion?" versucht, diesen Zusammenhang herauszuarbeiten. Die Eingangssätze legen einen breiten Rahmen fest:
Aesthetic imaginaries in stories, paintings, film, and music, ranging from Wagnerian opera to contemporary black metal, Viking metal, Pagan metal, and neofolk music have had a strong impact on Asatru as well as on popular images of
Nordic myth and religion.[23]
Über Herder und Wagner führt der Weg bis zu Tolkien. Der Kritik, dass Tolkiens Werk "has been largely ignored by academic literary criticism"[24] kann ich nicht folgen; so ist ein Hinweis auf die englischen Inklings vorhanden[25], während die Existenz einer deutschsprachigen Organisation gleichen Namens, die sich mit Tolkien beschäftigt, von Schnurbein entgangen ist. Ich möchte auf die Ausführungen zu Tolkien nicht länger eingehen – in den letzten Jahren wurde immer offensichtlicher, wie wichtig Tolkien und seine Rezeption für die Entwicklung des AS waren (und sind).
Interessanter sind dann ihre Ausführungen über Entwicklungen wie das "Harzer Bergtheater", bei dem im Stil des Volkstheaters in einem Ansatz als Reformbühne Gesinnung und Bildung miteinander verbunden wurden, um mit den Mitteln des Theaters "Gesinnungskunst" zu verbreiten.
Von Schnurbein macht dann inhaltlich einen Schlenker zurück zu Tolkien im Unterkapitel "Heirs of Wagner and Tolkien: Asatru Novelists". Richtig schreibt sie:
By now, the market for fantasy and historical literature with "Germanic" or "Nordic" themes has expanded to an extent that makes it almost impossible to keep an overview of the relevant works and authors. (…) Four novelistic sub-genres stand out here: historical fantasy, alternate history, historical novels about national icons, and urban fantasy.[26]
Die große Rundreise beginnt mit Marion Zimmer Bradley und Diana L. Paxson sowie Stephan Grundy als Vertreter der historischen Fantasy. Für die "alternate history" wird die Trilogie von Harry Harrison und John Holm (= Tom Shippey) zitiert. Bei den "historical novels" greift ihre eigene Definition nicht, wenn sie zum Thema
als Filme "Conan the Barbarian" und "The Thirteenth Warrior" zitiert.[27] Meiner Ansicht nach speist sich "Conan" mit seiner ganzen Welt
aus einer Menge Quellen, bei der die nordischen Einflüsse hinter keltischen zurückstehen. Und beide Filme sind maximal pseudo-historisch, weil sie nicht versuchen, den Anschein zu erwecken, sie könnten historische Ereignisse wiedergeben. An Büchern nennt sie zu diesem Thema die Deutsche Iris Kammerer, im internationalen Rahmen u. a. Tor Åge Bringsværd. Der Bereich "urban fantasy" findet nicht statt – hier wären eine Begriffsklärung und ein paar Beispiele sinnvoll gewesen.
"Dark Heirs of Wagner and Tolkien: Metal and Neofolk" heißt das nächste Unterkapitel. Bei Musik zeigt sich noch stärker als bei der Literatur, dass der eigene Musikgeschmack (zumindest meiner) eine objektive Betrachtung unmöglich macht. Sprich: Da bin ich inhaltlich raus.
Abschließend versucht von Schnurbein eine Zusammenfassung des Kapitels:
The results of this last chapter on Nordic art-religion raise broader questions about the relation between ideas about Nordic or Germanic myth, literary and aesthetic movements, contemporary spirituality, and their shifting political functions. From this perspective, art-religion can indeed serve as a useful, all-encompassing paradigm for understanding Germanic Neopaganism and its ambiguous location in modern societies.[28]
Ja, könnte… Aber meiner Ansicht nach müssten die Fragen noch einmal auf breiterer Basis (für mich hieße das: unter Betrachtung von möglichst vielen Aspekten der modernen Fantasy) versucht werden, um zu einem nachvollziehbaren Ergebnis zu kommen.
"Instead of a Conclusion" beendet als Kapitel 10 das Buch. Hier schließt von Schnurbein den Bogen – ihre erste Reise begann mit einem Ostara-Thing des Armanen-Ordens, und über 20 Jahre später ist sie 2010 auf einer Ostara-Veranstaltung des "Eldaring" zu Gast und stellt sich einer Diskussion über ihre Thesen. Über diese
Erfahrung schreibt sie:
But I am impressed by my audience’s openness and willingness to reflect on their own positions.[29]
Und:
There is an increased openness and friendliness, and the defensiveness is less aggravated, at least in this and other a-racist groups. They seem to cherish their friendships and their community more than they need to insist on their status as ostracized outsiders.[30]
Sie erkennt auch, dass es im Rückblick möglich ist, ihre ersten Bücher als Impuls zu begreifen, sich als AS mit unbequemen Themen zu beschäftigen. Mit dieser Einschätzung hat sie Recht. Ihre Werke waren in den 90er Jahren wichtig und richtig, wenn auch unbequem. Das gilt auch für "Norse Revival". Das Buch ist weniger unbequem für uns, das stimmt. Aber das liegt daran, dass wir in den letzten 30 Jahren aus ihren ersten Büchern etwas gelernt haben. Dafür gebührt ihr unser Dank.
Das Buch endet sehr persönlich. Denn wie bei jeder guten Untersuchung von Gottheiten und Glauben verändert sich der Untersuchende im Prozess mit. Und obwohl von Schnurbein nach dem "Norse Revival" gesucht hat, so hat sie auch Antworten auf Fragen gefunden, die sie (offen) nie gestellt hat.
- ↑ So Uwe Ehrenhöfer
- ↑ So mit Kurt Oertel
- ↑ Genannt werden als Autoren mit Artikeln in der "Herdfeuer" Alvisson, Behringer, GardenStone, A. Jahnke, Oertel, Ritter, Waggoner und Walthard.
- ↑ Zur Bedeutung und Herleitung des Begriffs "Asatru" vgl. S. 106
- ↑ S. 1
- ↑ S. 51
- ↑ S. 76
- ↑ Vgl. S. 88 f.
- ↑ Vgl. S. 97, Fußnote 29
- ↑ Vgl. S. 111
- ↑ Vgl. S. 113, Fußnote 98
- ↑ S. 123, Fußnote 3
- ↑ S. 125; zu Fußnote 9, vgl. Ritter et al. "Heute die Welt – morgen das ganze Universum"
- ↑ S. 129
- ↑ S. 144
- ↑ S. 179
- ↑ S. 227
- ↑ S. 246, Fußnote 130
- ↑ S. 251
- ↑ Vgl. S. 267
- ↑ Vgl. S. 268 f.
- ↑ S. 191
- ↑ S. 298
- ↑ S. 309, Fußnote 41
- ↑ S. 309, Fußnote 42
- ↑ S. 324 f.
- ↑ S. 330, Fußnote 125
- ↑ S. 350
- ↑ S. 351
- ↑ Ebenda