Dankesrede für die Kugelung: Unterschied zwischen den Versionen
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Ignoriert habe ich Hinweis auf „Logen, Clubs und Bruderschaften“ in Edwin A. Bierdmann und „Schlaraffia Politica“ von Artur von Kirchenheim. Ersteres behandelt „Schlaraffia“ im Kapitel „Ritterorden und andere Logen- und Ordenssysteme“, letzteres ist eine Darstellung der – so der Untertitel – „Geschichten der Dichtung vom besten Staate“, erschienen 1892 in Leipzig. Ebenso musste ich leider das sehr erheiternde Buch über 25 Jahre Karneval in Darmstadt ausschließen, das zwar das Stichwort „Tarimundis“ enthielt, dies jedoch ohne erkennbaren schlaraffischen Bezug.<br> | Ignoriert habe ich Hinweis auf „Logen, Clubs und Bruderschaften“ in Edwin A. Bierdmann und „Schlaraffia Politica“ von Artur von Kirchenheim. Ersteres behandelt „Schlaraffia“ im Kapitel „Ritterorden und andere Logen- und Ordenssysteme“, letzteres ist eine Darstellung der – so der Untertitel – „Geschichten der Dichtung vom besten Staate“, erschienen 1892 in Leipzig. Ebenso musste ich leider das sehr erheiternde Buch über 25 Jahre Karneval in Darmstadt ausschließen, das zwar das Stichwort „Tarimundis“ enthielt, dies jedoch ohne erkennbaren schlaraffischen Bezug.<br> | ||
Drei Titel blieben. Einen konnte man sich ausleihen, die anderen zwei mussten wegen ihres schlechten Zustands im Lesesaal verbleiben.<br> | Drei Titel blieben. Einen konnte man sich ausleihen, die anderen zwei mussten wegen ihres schlechten Zustands im Lesesaal verbleiben.<br> | ||
− | Das erste war ein „Vademecum und Stammrolle“ der „Schlaraffia Moguntia“ aus den Jahren 1936/1937<ref>LHB, „Vademecum Stammrolle“, Standort „Zs 15“<ref | + | Das erste war ein „Vademecum und Stammrolle“ der „Schlaraffia Moguntia“ aus den Jahren 1936/1937<ref>LHB, „Vademecum Stammrolle“, Standort „Zs 15“</ref>. Der Zustand dieses Bandes war so schlecht, dass er weder kopiert noch gescannt, sondern nur in der hauseigenen Werkstatt abfotografiert werden kann. Für meine Recherche ergab er wenig Interessantes.<br> |
Ähnlich ergeht es der etwas besser erhaltenen Ausgabe von „Spiegel und Ceremoniale“ aus dem Jahre 1935 ; Herausgeber ist der „Bund Deutsche Schlaraffia e.V.“ mit Sitz in Leipzig. Auch dieses Buch ist in schlechtem Zustand, aber hier wäre immerhin ein einscannen möglich gewesen. In diesem Buch ist dann im Vorwort, ganz dem unseligen Zeitgeist des Jahres 1935 entsprechend, vom heißestem völkischem Kampfboden, von volksdeutschen Männern arischer Abstammung und der Pflege des Deutschtums die Rede. | Ähnlich ergeht es der etwas besser erhaltenen Ausgabe von „Spiegel und Ceremoniale“ aus dem Jahre 1935 ; Herausgeber ist der „Bund Deutsche Schlaraffia e.V.“ mit Sitz in Leipzig. Auch dieses Buch ist in schlechtem Zustand, aber hier wäre immerhin ein einscannen möglich gewesen. In diesem Buch ist dann im Vorwort, ganz dem unseligen Zeitgeist des Jahres 1935 entsprechend, vom heißestem völkischem Kampfboden, von volksdeutschen Männern arischer Abstammung und der Pflege des Deutschtums die Rede. | ||
Hätte ich diesen Band gelesen, bevor ich das erste Mal „Schlaraffia“ besuchte, wäre ich zumindest sehr skeptisch gewesen. | Hätte ich diesen Band gelesen, bevor ich das erste Mal „Schlaraffia“ besuchte, wäre ich zumindest sehr skeptisch gewesen. |
Version vom 8. November 2020, 13:54 Uhr
Schlaraffen hört!
Als erstes meinen Dank für die gelungene Kugelung und meine Aufnahme Ich gebe zu, dass ich letzte Woche nicht wusste, welches Gefühl mich beherrschte – Freude oder Rührung. Selten fühlte ich mich so angenommen und aufgenommen, wie letzte Woche, als ich vor euch stand.
Natürlich möchte ich mich zuerst bei meinem Paten Ritter Unwucht bedanken, der relativ ungenervt alle meine Fragen beantwortete, und der mich gemeinsam mit Ritter A-Jupp-Khan – von Ausnahmen einmal abgesehen – montags immer am Straßenrand einlädt.
Besonders schön finde ich es, dass ich nicht nur am ersten Tag nach meiner Schnapszahlenwerdung von 4 x 11 Jahren Schlaraffe geworden bin, was mir immerhin die Möglichkeit eröffnet, mit meinem 88. Geburtstag auch 44 Jahre Schlaraffe zu feiern.
Zweitens ist es schön, dass die Knappennummer 312 auch in Summe und Produkt – 3+1+2 und 3*1*2 – immer dieselbe Zahl ergibt, nämlich die 6.
Drittens ist es schön, dass ich jetzt nicht mehr jedesmal Schlaraffen erklären muss, warum ich als Gast, Pilger oder Prüfling mit den Namen Ritter anmaße und mich jetzt selbst Verwirrung vermeidend einfach mit Knappe 312 vorstellen kann.
Natürlich habe ich versucht, mich vor meinem Eintritt in die „Schlaraffia“ mit Material zu versorgen. Ganz der Historiker verwendete ich meine Zeit darauf, mich in der Landeshochschulbibliothek fortzubilden.
Eine Recherche in der hessischen Landeshochschulbibliothek in Darmstadt ergab nur sechs Werke mit den Stichworten „Schlaraffia“ oder „Tarimundis“, die ich mir zu diesem Thema anschauen wollte.
Ignoriert habe ich Hinweis auf „Logen, Clubs und Bruderschaften“ in Edwin A. Bierdmann und „Schlaraffia Politica“ von Artur von Kirchenheim. Ersteres behandelt „Schlaraffia“ im Kapitel „Ritterorden und andere Logen- und Ordenssysteme“, letzteres ist eine Darstellung der – so der Untertitel – „Geschichten der Dichtung vom besten Staate“, erschienen 1892 in Leipzig. Ebenso musste ich leider das sehr erheiternde Buch über 25 Jahre Karneval in Darmstadt ausschließen, das zwar das Stichwort „Tarimundis“ enthielt, dies jedoch ohne erkennbaren schlaraffischen Bezug.
Drei Titel blieben. Einen konnte man sich ausleihen, die anderen zwei mussten wegen ihres schlechten Zustands im Lesesaal verbleiben.
Das erste war ein „Vademecum und Stammrolle“ der „Schlaraffia Moguntia“ aus den Jahren 1936/1937[1]. Der Zustand dieses Bandes war so schlecht, dass er weder kopiert noch gescannt, sondern nur in der hauseigenen Werkstatt abfotografiert werden kann. Für meine Recherche ergab er wenig Interessantes.
Ähnlich ergeht es der etwas besser erhaltenen Ausgabe von „Spiegel und Ceremoniale“ aus dem Jahre 1935 ; Herausgeber ist der „Bund Deutsche Schlaraffia e.V.“ mit Sitz in Leipzig. Auch dieses Buch ist in schlechtem Zustand, aber hier wäre immerhin ein einscannen möglich gewesen. In diesem Buch ist dann im Vorwort, ganz dem unseligen Zeitgeist des Jahres 1935 entsprechend, vom heißestem völkischem Kampfboden, von volksdeutschen Männern arischer Abstammung und der Pflege des Deutschtums die Rede.
Hätte ich diesen Band gelesen, bevor ich das erste Mal „Schlaraffia“ besuchte, wäre ich zumindest sehr skeptisch gewesen.
Zum Glück weiß ich aus meinem Studium der Geschichte, dass solche und ähnliche Entwicklungen in jenen Jahren auch von anderen Organisationen abgegeben worden sind, aber oftmals reine Lippenbekenntnisse gegenüber dem 3. Reich waren, die ein späteres Verbot aber nicht verhinderten.
Dankbar bin ich, dass meine lebendige Erfahrung mit „Schlaraffia“ bewiesen hat, dass kein Wort davon mit dem übereinstimmt, was vor Ort gelebt wird.
Interessant war dann das dritte Werk, das man sich ausleihen konnte: Das „Ahnen-Vademecum für All-Schlaraffia“, Vimaria (Weimar), 1597 (1897). Da dieses Werk auch eine Seite über die Orden der „Tarimundis“ enthält, habe ich es in Teilen abfotografieren lassen und Uhu-Sar zur Verfügung gestellt. Eine fotografische Wiedergabe des ganzen Bandes, die dann dem Archiv zur Verfügung gestellt wird, ist in Arbeit.
Wie auch immer. Die Recherche ergab, dass es eigentlich nichts zu recherchieren gibt. Ich wusste nun einiges über Orden, über arische Männer und die Moguntia. Echtes Erleben war das nicht – und ich vermute, dass es meine dickköpfige Beharrlichkeit war, jene unverständlichen ersten schlaraffischen Stunden zu überstehen, um dann doch zu erkennen, dass „Schlaraffia“ wenig über sich selbst erklärt, aber dass das nur zum Teil Geheimnis, eher Reiz ist. Festzuhalten bleibt für mich eine Quintessenz: „Schlaraffia“ kann man nicht erklären, man muss er erleben.
Ich bin hoffnungsvoll, dass ich als Knappe nicht lange das Schlusslicht tragen werde. Immerhin hat Prüfling Rebel versucht, mich einzuholen, was ihm aber – Uhu sei Dank – nicht gelungen ist. Dennoch hoffe ich, dass er in der nächsten Schlaraffiade aufschließen und mir das Schlusslicht bald abnehmen wird.
Genug der Worte. Ich bin Euch sehr dankbar für meine Aufnahme und freue mich auf gemeinsame Jahre und Jahrzehnte.
- ↑ LHB, „Vademecum Stammrolle“, Standort „Zs 15“