Einfältige Vielseitigkeit: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. November 2023, 16:29 Uhr
Schlaraffen hört,
der Thron befindet sich auf der Suche nach dem Hofnarren. Der Hofnarr befindet sich auf der Suche nach dem Humor. Beide Suchen sind in sich nützlich und sinnvoll, aber von unterschiedlichem Erfolg gekrönt. Denn eigentlich sucht der Thron den Humor, während der Hofnarr den Hofnarr sucht. Während aber der Hofnarr sich darauf Chancen ausrechnet, den Hofnarren zu finden, ist das Auffinden des Humors durch den Thron erst möglich, wenn dieser jede Suche einstellt. Humor findet nur der, der ihn nicht sucht. Das Nicht-Suchen und trotzdem Finden ist das, was die größte Arbeit darstellt und jene anstrengende Tätigkeit, die mit Mühsal bezahlt, was ohne Aufwand erworben.
Der goldene Ball fliegt, wann und wo er will. Der Thron ist beleuchtet. Alles ist erleuchtet. Jene, die im Schatten, sieht man nicht.
Seit der Ernennung zum Hofnarren beschäftige ich mich subversiv, fast schon anarchisch damit, die Grenzen von Spejbl und Ceremoniale auszuloten. Liebevoll und unter hohem verbrecherischem Aufwand fälsche ich jede Woche die Fexungsliste, ohne größeren Erfolg zu erzielen, weil hier unterschiedliche Humorkonzepte aufeinander prallen. Bis ich mal wieder „polvodische Tänze“ für einen anderen Ritter in das Programm eintrage, werden noch Minuten, vielleicht sogar Stunden vergehen.
Das anarchische ist meins, nicht der Schenkelklopfer, sondern der Witz, der nicht unter die Gürtellinie zielt, weil er nicht über andere lacht, sondern mit ihnen. Es ist jenes Lachen der Marx Brothers, von Charlie Chaplin oder Groucho Marx, das im deutschen Sprachraum seit dem Untergang des jiddischen Humors fast vergangen ist. Ausnahmen sind Dinge wie der singende Dämon „Lumpazivagabundus“, eine Art Sub-Satan, der vom Leichtsinn singt, oder eben Wolfgang Neuss, der auch singend als Räuber durch das „Wirtshaus im Spessart“ schunkelt. Ich kann dem Comedian nichts abgewinnen, der Hallen mit Schweiß, Alkohol und wenig Tiefgang füllt. Hier gilt das bekannte Bonmot: „Der Comedian macht es wegen dem Geld, der Kabarettist macht es wegen des Geldes.“
Da gibt man sich Mühe, tauscht dem Thron die Narrenkappe auf die Stirn, tänzelt durch das Abendprogramm wie die Motte um das Licht, aber ... Der Humor ohne Goldpapierverpackung ist nicht Konsumenten-freundlich, verwirrt das Publikum, das hochgehaltene Schilder oder eben die Kappe des Hofnarren auf dessen weiser Stirn erwartet, wenn der Hofnarr agiert. Dabei ist der Hofnarr ein subtiles Instrument, kein Hammer, sondern eher ein Zahnstocher, der das verwesende Fleisch zwischen den Reißzähnen der Thronsassen sucht.
Oder sehen wir es anders: Nur ein starker Thron hat einen starken Hofnarren verdient. Aber ein Thron, der sich selbst zum Narren macht, braucht auch keinen Narren. Zwischen diesen Extremen bewegt sich meine vielseitige Einfalt, eher gefangen zwischen Raupe und Bagger als zwischen Raupe und Schmetterling.
Wie singt Lumpazivagabundus?
Der Leichtsinn ist mein Kumpan. Er geht auf Schritt und Tritt mit mir Ja, an den Leichtsinn, halt ich mich ran. Der Leichtsinn, macht mich so reich, er ist der Freund der ganzen Welt, das ist Leichtsinn, das sag ich euch. Der größte Narr, ist der fürwahr, der nicht einmal leichtsinnig war.
Jetzt muss ich nur noch herausbekommen, wo Nestroy Ehrenschlaraffe ist. Und mir was Neues wegen der Fexungsliste überlegen. Humor ist Arbeit, aber Lachen ist als Bezahlung die beste Münze. Und das größte Lachen erwächst aus der Erkenntnis, dass man gerade über sich lacht und nicht über andere.
Lulu!