Gustav Meyrink – der Herr des Golem: Unterschied zwischen den Versionen

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Es ist schwierig, über Meyrink letztendlich gesicherte biographische Daten zu finden, weil er sein Leben für die Nachwelt absichtlich verhüllte (so berichtet Smit, dass Meyrink „auf jedem Brief einen Vermerk machte, ob er aufgehoben werden sollte oder nicht. [...] Das führte dazu, daß immer ein geheimnisvolles Dunkel seine Gestalt umhüllte.“<ref>Smit, S. 13. Reiter schreibt z.B. „[K]onkrete Spuren über den Verlauf seiner Kindheit existieren nur fragmentarisch.“ (Reiter, S. 27)</ref>).<br>
 
Es ist schwierig, über Meyrink letztendlich gesicherte biographische Daten zu finden, weil er sein Leben für die Nachwelt absichtlich verhüllte (so berichtet Smit, dass Meyrink „auf jedem Brief einen Vermerk machte, ob er aufgehoben werden sollte oder nicht. [...] Das führte dazu, daß immer ein geheimnisvolles Dunkel seine Gestalt umhüllte.“<ref>Smit, S. 13. Reiter schreibt z.B. „[K]onkrete Spuren über den Verlauf seiner Kindheit existieren nur fragmentarisch.“ (Reiter, S. 27)</ref>).<br>
 
Meyrink wurde am 19. Januar 1868 als uneheliches Kind von Maria Wilhemine Adelaide Meyer und Baron Friedrich Karl Gottlieb Freiherr Varnbüler von und zu Hemmingen mit dem Namen Gustav Meyer im „Gasthof zum Blauen Bock“ in Wien geboren. Einige Zeitgenossen beschimpften Meyer/Meyrink später als Juden. Offensichtlich verwechselten sie seine Mutter mit der jüdischen Schauspielerin Clara Meyer, mit der Meyrink nicht verwandt war.<ref>Nach Smit, S. 126 ff.</ref> Dem Fehler, Meyrink als „jüdischen Erzähler“ zu bezeichnen, erliegen sogar Arnold Zweig<ref>Nach Schmied, S. 31</ref> und Zondergeld in seinem „Lexikon der phantastischen Literatur“.<br>
 
Meyrink wurde am 19. Januar 1868 als uneheliches Kind von Maria Wilhemine Adelaide Meyer und Baron Friedrich Karl Gottlieb Freiherr Varnbüler von und zu Hemmingen mit dem Namen Gustav Meyer im „Gasthof zum Blauen Bock“ in Wien geboren. Einige Zeitgenossen beschimpften Meyer/Meyrink später als Juden. Offensichtlich verwechselten sie seine Mutter mit der jüdischen Schauspielerin Clara Meyer, mit der Meyrink nicht verwandt war.<ref>Nach Smit, S. 126 ff.</ref> Dem Fehler, Meyrink als „jüdischen Erzähler“ zu bezeichnen, erliegen sogar Arnold Zweig<ref>Nach Schmied, S. 31</ref> und Zondergeld in seinem „Lexikon der phantastischen Literatur“.<br>

Version vom 28. Dezember 2022, 10:41 Uhr

Der Herr des Golem

1.) Das Leben Gustav Meyrinks
Es ist schwierig, über Meyrink letztendlich gesicherte biographische Daten zu finden, weil er sein Leben für die Nachwelt absichtlich verhüllte (so berichtet Smit, dass Meyrink „auf jedem Brief einen Vermerk machte, ob er aufgehoben werden sollte oder nicht. [...] Das führte dazu, daß immer ein geheimnisvolles Dunkel seine Gestalt umhüllte.“[1]).
Meyrink wurde am 19. Januar 1868 als uneheliches Kind von Maria Wilhemine Adelaide Meyer und Baron Friedrich Karl Gottlieb Freiherr Varnbüler von und zu Hemmingen mit dem Namen Gustav Meyer im „Gasthof zum Blauen Bock“ in Wien geboren. Einige Zeitgenossen beschimpften Meyer/Meyrink später als Juden. Offensichtlich verwechselten sie seine Mutter mit der jüdischen Schauspielerin Clara Meyer, mit der Meyrink nicht verwandt war.[2] Dem Fehler, Meyrink als „jüdischen Erzähler“ zu bezeichnen, erliegen sogar Arnold Zweig[3] und Zondergeld in seinem „Lexikon der phantastischen Literatur“.
Den Namen „Meyrink“ (eine alte Schreibform des Namens seiner Mutter, auch als „Meyerink“ geschrieben<ref<Frank 1957, S. 10</ref>) legte er sich erst in späteren Jahren zu. Zeit seines Lebens litt Meyrink unter seiner unehelichen Geburt – besonders, als man ihn in Prag einmal in einer Ehrenaffäre als „nicht satisfaktionsfähig“ bezeichnete. Als ihn jedoch – nachdem er schon als Schriftsteller bekannt war – der Familienverband der väterlichen Familie aufnehmen wollte, lehnte er stolz ab.[4]
Der Konflikt mit seiner eigenen Herkunft und seine Abneigung gegenüber dem Beruf der Mutter (Schauspielerin) zieht sich durch sein Werk.[5]
Nach Schule (in München und Hamburg) und (erstem Teil der) Ausbildung zog Meyrink 1883 nach Prag. „Meyrink schlug wie ein Meteor in die Stadt ein. In kürzester Zeit erwarb er sich den Ruf des großen Bürgerschrecks. Kleidung, Schmuck und Auftreten ließen ihn als den größten Snob erscheinen, den dekadentesten Stutzer, der in Prag herumlief. Hinzu kamen seine extravaganten Hobbys, sein Ruf als gefürchteter Duellant und sein turbulentes Nachtleben.“[6] Max Brod beurteilte ihn ähnlich. Meyrink sei jeden Sonntag über die Hauptstraße gelaufen, alleine, dass eine Bein hinter sich herziehend – „Mit ehrfürchtigem Schauder beobachtete ich ihn aus der Ferne.“[7] Frank nennt ihn einen „eleganten, snobistischen, okkult-umwitterten unehelichen Halbadeligen“[8].
Meyrink war von Prag begeistert, und er ließ sich hier – er hatte wohl vor: für immer – nieder. Er nannte Prag „die Stadt mit dem heimlichen Herzschlag“[9] und widmete Prag und seiner Geschichte Zeit seines Lebens immer neue Artikel und Erzählungen. Marzin geht sogar soweit, zu behaupten, dass Prag „wenn nicht überhaupt Schauplatz der Handlung doch immer erkennbar im Hintergrund steht“.[10]
1888 gründete er eine Bank, „Meyer und Morgenstern“. Er nannte seine Bank „Erste christliche Wechselstube“ ; dies tat er wohl auch, um Gerüchten entgegenzutreten, die seine jüdische Abkunft verbreiteten. Meyrink entwickelte sein Interesse für den Okkultismus weiter, heiratete 1892 und verfasste seine ersten literarischen Versuche. 1897 wurde Meyrink sehr krank – eine Rückenmarksentzündung, von der er sich nie wieder richtig erholte. „Die Schmerzen gingen auf eine Entzündung des Rückenmarks zurück. Über die Ursachen seiner Krankheit gingen die wildesten Vermutungen um (...), doch Meyrink selbst schreibt sie bestimmten Meditationsübungen zu (...).“ Durch einige Skandale und einen Prozess (1901/02) – in dem es sich später erwies, dass Meyrink unschuldig war – wurde seine Bank in der Öffentlichkeit unmöglich gemacht; sie musste schließen (der Polizist Olic spielte hier eine tragende Rolle, weswegen ihn Meyrink später als seinen großen Gegenspieler Otschin im „Golem“ verewigt ). Egon Erwin Kisch hat diesen Prozess beschrieben , Brod selbst hat den Prozess als ungerecht bezeichnet , sein Vater war in der Kommission, die die Vorwürfe gegen Meyrink zu untersuchen hatte . Die Behauptung, dass Kisch über Meyrink geschrieben habe, klingt sehr interessant. In Wirklichkeit handelte es sich jedoch um einen Artikel in einer Kinderzeitung, die Kisch unter dem Arbeitstisch seines Vaters hergestellt hatte. Aber immerhin war es der erste Artikel, den Kisch je geschrieben hat (Meyrink war auch der tägliche Schachpartner von Kischs Vater ). Kisch selber schrieb autobiographisch über Meyrink (der sich damals noch Meyer nannte): „(...) wurde der Bankier Meyer unter dem Verdacht des Börsenbetruges verhaftet, und ich (...) verfaßte einen geharnischten, nicht weniger als drei Zeilen langen Artikel zu seiner Verteidigung, bestehend in dem Satz, daß Herr Meyer ein sehr anständiger Herr sei. (...) Aber nie hat Gustav Meyrink erfahren, daß ich der erste war, der über ihn geschrieben.“ Die Hintergründe des Prozesses sind aus heutiger Sicht kaum zu beurteilen, aber es ging wohl einfach darum, den Außenseiter Meyrink aus Prag zu vertreiben. So waren die Anklagen z.T. völlig aus der Luft gegriffen. So solle sich Meyrink als Sohn König Ludwig des II. von Bayern ausgegeben haben, woraufhin eine Hausdurchsuchung bei ihm anberaumt wurde, um festzustellen, ob er wirklich das bayerische Wappen in seinem Haus aufgehängt hat. Meyrink muss überhaupt eine schillernde Persönlichkeit gewesen sein. Steiner-Prag (der den „Golem“ illustrierte) beschreibt ihn folgendermaßen: „Man hielt Sie für einen Goldmacher und Alchimisten, dem Geheimlehren vertraut waren; es hieß, Sie wären nicht mehr Christ sondern Brahmane und Mitglied mehrerer asiatischer Orden, den indische Mönche, die Europa bereisten, in Prag besucht hätten; man behauptete, Sie wären königlicher Abstammung und erbrachte phantastische Beweise. Die abenteuerlichsten Dinge erzählte man sich von Ihrer, nur Eingeweihten zugänglichen, ganz seltsam gestalteten Wohnung, in der sich unerklärliche und mystische Dinge zugetragen haben sollen.“ Eigentlich sollte der „Golem“ von Kubin illustriert werden. Meyrink legte jedoch nach den ersten Kapiteln eine längere Pause ein, so dass Kubin die Illustrationen für seinen eigenen Roman „Die andere Seite“ verwendete. Meyrink ging durch die Prozesse bankrott, er hielt sich nun mit dem Schreiben – namentlich durch die Mitarbeit beim „Simplicissimus“ – über Wasser. Dort fand er bald Anerkennung, man nannte ihn den „bedeutendsten Satiriker des kaiserlichen Deutschland“, Brod nannte Meyrinks Beiträge „das Nonplusultra aller modernen Dichtung“. Seine Anstellung beim „Simplicissimus“ ist auch schon an für sich eine typische Meyrink-Geschichte: „Es war etwa um die Jahrhundertwende. Redaktionssitzung beim ‚Simplicissimus’ in München. Der zweite Schriftleiter Geheeb betrachtete kopfschüttelnd ein Manuskript. Es trug den Titel ‚Der heiße Soldat’. Sein Verfasser war ein gewisser Gustav Meyrink aus Prag. ‚Das Zeug’, sagte Geheeb, ‚hat ein Wahnsinniger geschrieben. Schade, einiges daran ist gar nicht so übel.’ Achselzuckend warf er die Blätter in den Papierkorb. Kurz darauf erschien der ‚Chef’ persönlich: Ludwig Thoma. Er setzte sich auf seinen Stuhl und hörte der Redaktionskonferenz zu. Zufällig fiel sein Blick auf den Papierkorb. Er fischte Meyrinks Skizze heraus und begann zu lesen. Plötzlich knurrte er: ‚Ja, was ist denn dös?’ ‚Ach’, meinte Geheeb geringschätzig, ‚das Produkt eines Wahnsinnigen.’ ‚Wahnsinnig?’ fragte Thoma. ‚Ja, vielleicht. Aber genial. Ja, ja, Geheeb, Genie und Irrsinn! Merken Sie sich mal den Namen Meyrink. Und schreiben Sie dem Mann, ob er nicht noch mehr von solchen Sachen hat. Wir drucken´s umgehend.’“ 1904 übersiedelt Meyrink nach Wien. Dort lässt er sich scheiden und heiratet 1905 erneut. Er zieht dann 1907 nach München, in dessen Umgebung er bis zu seinem Tode 1932 wohnt. Meyrink war begeistert vom Okkultismus, schulte sich auch selber in vielen – teils fernöstlichen – Meditationstechniken, um z.B. Gedankenübertragung ausüben zu können (nach seinem Tode musste sein Arzt auf seinen Wunsch hin ihm einen Gnadenstich ins Herz geben, um zu verhindern, dass Meyrink – geschult durch viele Yoga-Stunden – als Scheintoter begraben wurde). Angeblich war er Mitglied in „verschiedenen Orden und Bruderschaften“, u.a. bei den Freimaurern, den Rosenkreuzern, den Sat Bahai und den Illuminaten. Neben seiner Tätigkeit als Herausgeber von esoterischen Büchern war er aber auch in Briefen als magischer Lehrer tätig. Da viele Briefe vernichtet sind, kann man nur aus einzelnen Zeugnissen auf diese Tätigkeit schließen. So berichtet Fritsche von einem Briefwechsel mit Meyrink und Fragen zur Magie. Auch zählte Meyrink einige Esoteriker zu seinen Freunden. Meyrink stirbt – fast 65jährig – 1932 in der Nähe von München. Man sagt, dass, als ihn die Mitteilung des Todes seines Sohnes erreicht hatte, ihn sein Lebensmut verließ; er wollte sterben. „Es ist Meyrinks letzte Nacht. Er hat solche Schmerzen, daß der Arzt Frau Meyrink rät, ein von ihm mitgebrachtes narkotisches Mittel in den Tee zu tun, den Meyrink als einzige Labung noch zu sich nahm. Meyrink fühlte diese Absicht sofort und sagte: ‚Ich habe nur noch eine Bitte an euch, mich in meinem Sterben nicht zu stören. Gebt mir keine Narkotika.’ Er wollte den Tod ‚erleben’, ihn nüchtern bis zum letzten Atemzug erfahren.“ Auf seinem Grabstein steht nur „Vivo“ – ich lebe!

2.) Zur Geschichte der „Prager Kreise“

Wenn man Meyrink verstehen will, muss man einige der ihn prägenden Elemente kennen. Das wichtigste war sicherlich Prag und dort die „Prager Kreise“; Literatentreffen, an denen Meyrink z.T. beteiligt war. Ich habe mich in meiner Einteilung fast nur auf Brod gestützt, weil er die ausführlichsten Schilderungen gibt. Trotz ihrer sehr unterschiedlichen Vertreter hatten die „Prager Kreise“ drei unterschiedliche Prägungen gemeinsam. Die erste Prägung war das in Prag existierende Spannungsfeld zwischen Judentum, Tschechentum (Panslawismus) und Deutschtum (Österreich-Ungarn, und damit auch Deutschland). Alle drei Faktoren hatten einen starken Einfluss auf die Mitglieder der Prager Kreise, und alle drei Einflüsse konnten nur in Prag gleich wirken, machten diese Stadt so zu einem einmaligen Zentrum dreier Kulturen. Besonders beeindruckend ist der Einfluss der jüdischen Kultur auf das Prag dieser Zeit: „The position of the Jews inside the cultured German stratum of Prague was strange enough in itself; but the concentration of Jews among the exponents of German culture was from any point of view striking.“ Die zweite Prägung ist das gleichzeitige Auftreten von so vielen Literaten von Weltrang in einem engen zeitlichen und räumlichen Abstand. Die „Prager deutsche Literatur“ ist in ihrer Konzentration nur verständlich, wenn man sich Prag wirklich als „literarische Insel“ denkt – Prag zog die Literaten an, das Umfeld formte sie. „Das Phänomen der ‚Prager deutschen Literatur’ oder besser gesagt der ‚Prager deutschsprachigen Literatur’ fesselt die Aufmerksamkeit der Literaturforscher und der Leseröffentlichkeit bereits eine Reihe von Jahrzehnten. Diese Literatur repräsentiert nämlich den allerwichtigsten Komplex von Werken der Literatur, der je außerhalb der Grenzen des geschlossenen deutschen Sprachgebietes entstanden ist.“ Die dritte Prägung ist der Einfluss der alten Kaiserstadt Prag selbst: „(...) der Aspekt Prags in der deutschsprachigen Literatur ist ausgesprochen phantasmagorisch; die Stadt ist eine Brutstätte nicht greifbarer Geheimnisse und bedrückender Mysterien, ein Vampir, der die deutsche Seele mit gorgonischem Grauen lockt wie einst Karthago die römischen Söldner; ... ein kompliziertes Gefühl, das die deutsche Terminologie Haßliebe nennt und das ein typisch erotisches Erlebnis ist: Prag selbst ist ein mit Haß geliebtes weibliches Wesen.“ Wagenbach spricht von der „Prager Treibhausluft“, in der „Arbeiten von monströser Erotik und schwüler Sexualität“ entstanden.

a.) „Concordia“ und „Jung Prag“

Dieser Kreis entstand aus den Reihen der „Concordia“ – einer Gruppe von Literaten, die sich in den 1880ern trafen. Zu ihr gehörten u.a. der Dichter Hugo Salus (geb. 1866) und Fritz Mauthner. Aus diesem ersten Literatenzirkel entstand „Jung Prag“. Dieser Kreis existierte seit 1894, festgemacht am Erscheinen von Rilkes erstem Versband „Leben und Lieder“. Diese Kreis scharte sich um Paul Leppin. Mitglieder waren u.a. Victor Hadwiger, Oskar Wiener, Richard Teschner, Karl Wilfert, Rainer Maria Rilke, Friedrich Adler, Hugo Salus, Emil Faktor, Heda Sauer und Hugo Steiner-Prag. In diesem Kreis tauchte auch zum erstenmal Gustav Meyrink auf. Über sein Auftauchen und den Kreis im allgemeinen schrieb Steiner-Prag: „Es waren merkwürdige Jahre, die wir damals erlebten, wir, ein kleiner Kreis engbefreundeter junger Schriftsteller und Künstler, in deren festgefügte Gemeinschaft Sie eines Tages unerwartet eintraten. Wir staunten Sie an, Sie, den viel älteren, der schon äußerlich so wenig zu unserem etwas formlosen und überschäumenden Bohemetum paßte, und wußten zunächsten noch nicht, was Sie (...) in unseren Kreis führte.“ Auch Marzin erwähnt, dass Meyrink an diesen Treffen teilgenommen hat – neben Brod eine notwendige zweite Quelle. Im Zusammenhang mit der Kafka-Beschreibung stellt sich bei Brod eine Tendenz heraus, besonders Kafka zu überhöhen. Dies führt auch dazu, dass er „Randfiguren“ – so sieht er offensichtlich Meyrink – nur wenig behandelt.

b.) Der „Prager Kreis“

Dieser Kreis, auch „Engerer Prager Kreis“ oder „Triumvirat“ (wegen Brod, Weltsch und Kafka) genannt, ist eigentlich „Der Prager Kreis“ schlechthin. Er existierte von ca.1904 bis 1939. Ab 1908 waren die Treffen im „Cafe Central“, bald kam ein Wechsel ins „Cafe Arco“. Über das Arco sagte man „[u]nd es kafkat und werfelt und brodelt und kischt.“ Die zentrale Figur dieses Kreises war Max Brod. Außer ihm zählten noch Felix Weltsch, Oskar Baum, Franz Kafka, Ludwig Winder, auch Egon Erwin Kisch, Paul Leppin, Rainer Maria Rilke und Hugo Bergmann zu diesem Kreis. Zur Idee des „Prager Kreises“ schrieb Brod: „Auch daß wir keinen Lehrer und kein Programm hatten (...). Es sei denn, daß man Prag selber, die Stadt, ihre Menschen, ihre Geschichte, ihre schöne nahe und ferne Umgebung, die Wälder und Dörfer, die wir eifrig in Fußmärschen durchwanderten, als unseren Lehrer und unser Programm ansehen will. Die Stadt mit ihren Kämpfen, ihren drei Völkern, ihren messianischen Hoffnungen in vielen Herzen. – Dazu trat die Bibel in ihrer Ursprache, Homer, Platon, Goethe, Flaubert. Ein Kult der Wahrheit und der unverfälschten Natürlichkeit, die wir (im Gegensatz zu den Zieraten der Neoromantiker) verehrten und suchten.“

c.) Nachwehen

Auch wenn die Literatentreffen in Prag erst 1939 endeten, so bildete der 1. Weltkrieg doch eine Zäsur, der 2. Weltkrieg und der Holocaust dann das Ende. Nach dem 1. Weltkrieg gab es noch eine Art „letzten Prager Kreis“, jedoch nicht in Prag, sondern in Wien. Hier fanden seit 1922 wieder Literatentreffen statt, im „Cafe Herrenhof“. Teilnehmer waren u.a. Ernst Pollak, Franz Werfel, Otto Pick, Egon Erwin Kisch, Otto Groß und Franz Kafka.

3.) Meyrinks Werke

a.) Artikel

Meyrinks Werk lässt sich in zwei Teile unterteilen – seine Sach-Artikel und seine phantastischen Geschichten. Bis auf wenige Ausnahmen prägten zwei Themen Meyrinks Gesamtwerk, Artikel wie Geschichten. Auf der einen Seite war dies die Stadt Prag. Darunter zählt bei den Artikeln z.B. „Die geheimnisvolle Stadt“ oder – der wegen seinem Titel als Charakterisierung Prags bekannte – Artikel „Die Stadt mit dem heimlichen Herzschlag“ . Diesen Artikel ist zu eigen, dass sie Prag mit einer fast zärtlichen Sprache beschreiben und geschichtliche Ereignisse aus der Prager Vergangenheit mit einer Lebendigkeit beschreiben, die in der Literatur selten ist. Der zweite Teil seiner Artikel widmet sich einem anderen Meyrinkschen Lieblingsthema, dem Okkultismus. Meyrink beschäftigte sich seit seiner Prager Zeit mit dem Okkultismus im weitesten Sinne, so z.B. mit der „Golden Dawn“, einer Rosenkreuzer-Gruppe, diversen – auch christlichen – Gurus & Hochstaplern und den Anthroposophen. Sein Interesse an den Anthroposophen zieht sich durch sein ganzes Werk, und es finden sich bei ihm viele Artikel über die Anthroposophie selbst, aber auch über Madame Blavatsky, Krishnamurti und die späteren Anthroposophen-Absplitterungen. In diesen Artikeln zeigt sich ein ausgesprochen starker, weil spitzzüngiger, fast bösartig sarkastischer Meyrink. Er selber war von vielen Okkultisten enttäuscht. Da er selber sich „ernsthaft“ mit Okkultismus beschäftigte, waren im gerade die Anthroposophen und ihre vergorene Weltsicht zuwider. Meyrink hielt das Aufkommen des Okkultismus für einen Wink des „Lotsen“, einer mythischen engelsähnlichen Figur, die in gewissen Weltepochen eingreift. „Die Wendung vom Satiriker zum Metaphysiker war bedingt durch äußere und innere Erlebnisse. Solange Meyrink bloß das Leben eines wohlhabenden Prager Bankiers führte, eines Lebemannes, der durch seine Affären die bürgerlichen Kreise schockierte, wo er nur konnte (...), traf sein Spott zwar wunde Stellen des Lebens, aber das innerste Wesen des Gefüges erkannte er noch nicht.“. Dies geschah erst dadurch, dass – als Meyrink sich eines Tages im Alter von 23 Jahren erschießen wollte – just in diesem Moment ein Heft über Spiritismus unter der Tür durchgeschoben wurde, natürlich vom geheimnisvollen Lotsen! Ebenso glaubte er an das regelmäßige Wiederkehren einer „kosmischen Walpurgisnacht“, in der die Spukwesen aus ihren Ketten befreit werden und die Grenzen zwischen Realität und Traum verwischen. Für ihn waren die Ereignisse seit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges nur eine Bestätigung seiner Theorien. Er glaubte, in einer besonderen Zeit zu leben, in der der „Boom“ des Okkultismus nur Vorankündigung schlimmerer, größerer Ereignisse war. Zu diesen Art von Artikeln gehört z.B. „Der Lotse“ . Er interessierte sich auch für die Alchimie (wie man nicht nur in seinen „Goldmachergeschichten“ merkt) und schrieb auch über dieses Thema eine Reihe von Artikeln, u.a. für Vorwörter (meist für Bücher, die er selber übersetzt hatte). So schrieb er z.B. „Alchimie oder die Unerforschlichkeit“ (als Einleitung zu Thomas von Aquino „Abhandlung über den Stein der Weisen“). Aber auch allgemeine okkultistische Themen reizten ihn, so z.B. bei „Haschisch und Hellsehen“ , der nicht nur angesichts der momentan boomenden Okkultismus-Welle so klingt, als stamme er aus der Gegenwart. Sein okkultes Hauptwerk dürfte „An der Grenze des Jenseits“ sein. Obwohl schon 1923 erschienen, wirken viele Formulierungen sehr aktuell: „Der heilige Bonifazius hat die Donnereiche abgesägt, und es ist ihm nichts geschehen. Hätte erden Mast einer Hochspannungsleitung abgesägt, wäre ihm das unter Umständen übel bekommen, aber die Existenz oder Nichtexistenz eines Blitzdämons bliebe unbewiesen in dem einen wie in dem anderen Falle.“ Einige wenige Artikel widmeten sich anderen Themen, z.B. „Südsee-Masken“ .

b.) Geschichten

Meyrinks Gesamtwerk umfasst fünf Romane, ein Romanfragment, drei Novellen und sechs Bände mit Kurzgeschichten. Seine fünf Romane sind „Der Golem“ (Buchausgabe 1915, ab 1913 erschien er als Fortsetzungsroman) (der Roman spielt in Prag), „Der weiße Dominikaner“ (1921) (ebenso Prag), „Das grüne Gesicht“ (1917) (Amsterdam), „Walpurgisnacht“ (Prag) und „Der Engel vom westlichen Fenster“ (1927). Sein Romanfragment ist „Das Haus des Alchimisten“, das im „Haus zu letzten Latern 1“ veröffentlicht ist. Doch dies ist kein von Meyrink zur Veröffentlichung vorgesehenes Werk: „Ein Enkel Gustav Meyrinks, Dr. Julius Gustav Böhler, hat das nachgelassene Manuskript bearbeitet und sämtliche Entwürfe zu diesem Roman zusammengefaßt; so ist ein Exposé entstanden, das die vorgesehene Grundstruktur und den Inhalt des gesamten Romans enthält.“ Seine drei Novellen („Der Mönch Laskaris“, „Der seltsame Gast“ und „Die Abenteuer des Polen Sendivogius“) sind alle im Band „Goldmachergeschichten“ (1925) enthalten. Seine Kurzgeschichten finden sich in „Des deutschen Spiessers Wunderhorn“ (1913). Diese zweibändige Ausgabe umfasst in Band 1 „Der heiße Soldat“ , „Orchideen“ (1904) und „Das Wachsfigurenkabinett“ (1907). Band 2 ist „Der violette Tod“ (1922). Beide Bände bestehen zum großen Teil aus „Simplicissimus“-Artikeln. „Das Haus zur letzten Latern“, 1973 von Eduard Frank herausgegeben, enthält drei Bände mit vermischten Inhalt, nämlich „Die Frau ohne Mund“ und „Das Zauberdiagramm“ sowie „Fledermäuse“ (1916) (wiederum 2 Bände - „Die 4 Mondbrüder“ und „Der schwarze Habicht“). Zwei angekündigte Romane - „Die seltsamen Abenteuer des Bankiers Hugendubel“ und „Salz“, sind wohl nie geschrieben worden. Auch in seinen Romanen bleibt Meyrink bei den beiden Themen, mit denen er sich am Besten auskennt: Prag und Okkultismus. Weiter oben ist schon die These dargelegt worden, dass zwar nicht alle Romane in Prag spielen, aber doch Prag als Handlungshintergrund haben. Meyrinks erster Roman, „Der Golem“, erscheint erst, nachdem er schon einige Jahre aus Prag fort war. Er verließ sich also auf seine Erinnerung und erzeugte so ein „idealisiertes“ Prag, mehr ein Abbild seiner Idee von Prag als eine Darstellung des wirklichen Prag (wobei der Begriff des „wirklichen Prag“ für Meyrink unverständlich gewesen wäre. Er ging immer davon aus, dass es bei der Stadt Prag mehrere Ebenen von Wirklichkeit gibt). Es gelang ihm trotzdem in diesem – und seinen folgenden Romanen – Prag treffend zu schildern; scheinbar ist erst durch die Distanz zu Prag seine treffende Schilderung möglich. Kafka z.B. hat „Der Golem“ nicht gefallen, aber dafür die Schilderung der Atmosphäre Prags , ein größeres Lob kann man sich für einen Exil-Prager kaum vorstellen. In Prag spielt auch eine der wichtigsten autobiographischen Geschichten, in der er seinen Hass auf diese Stadt durch die Zerstörung einiger ihrer Teile ausdrückt (hier ist es der Hass des Vertriebenen; dieser rächt sich aus dem Exil zurückgekehrt durch seine überlegene Intelligenz an den bornierten Stadteinwohnern). Diese Geschichte „G.M.“ , die er in seiner Münchener Zeit verfasste, ist nicht nur wegen der Initialen im Titel mehrfach ein klarer Hinweis auf die Person Meyrinks. Ich will in diesem Zusammenhang nur kurz auf sein Hauptwerk eingehen. „Der Golem“ geht zurück auf den alten Mythos von Rabbi Löw und dem aus Ton erschaffenen Golem. Meyrink war – obwohl selber von der Erziehung her Christ – ein großer Bewunderer des Judentums. Er war z.B. von der chassidischen Bewegung fasziniert. So stand er auch einige Zeit im Briefwechsel mit Martin Buber und kannte Gershom Scholem. Meyrink verwendet den Golem jedoch nicht in der sehr roboterhaften Form, in der ihn die volkstümliche Überlieferung benützt. Er verwendet ihn als Handlungshintergrund, wobei er absichtlich die Sagen benutzt, ohne auf sie wirklich inhaltlich zurückzugreifen. Der Golem ist eigentlich ein Werk über Gott (nicht umsonst arbeitet Marzin in seiner sehr guten Golem-Analyse heraus, dass es „im ‚Golem’ keinen rationalisierten Gottesbegriff“ gibt. „Gott ist ein ‚deus absconditus’, der sich dem Menschen vollständig entzieht“ ). Im Golem geht es nur vordergründig um eine Handlung. Alle irdischen Dinge – auch die sonst so gern verwendeten Geschehnisse wie Liebe, Verrat, Enttäuschung – sind nur Spiegelungen einer höheren Wahrheit, die die Existenz Gottes zwar zu beweisen trachtet, ihn aber nicht selber vorführt (analog dazu wird der Golem im Roman nur erwähnt, tritt jedoch handelnd nicht auf). Kisch hat den Golem später gesucht – er stieg auf den Dachboden der Prager Altneu-Synagoge, um ihn zu suchen. Er konnte ihn nicht finden. Aber immerhin – er war der einzige, der ihn vor Ort gesucht hat.

4.) Meyrinks Kosmologie

Marzin arbeitet für Meyrinks Kosmologie drei Punkte heraus, die ich – leicht verändert – an den Abschluss dieser Werkschau stellen möchte. Der erste Punkt ist der Okkultismus (statt der Marzinschen Kabbala) als Lehre, der sich durch Meyrinks Werk zieht. In allen Geschichten bezieht sich Meyrink auf irgendwelche okkulten Lehren, nur wandelt er im Laufe der Zeit seine Vorlieben (manchmal ist es die Alchimie, manchmal eben Yoga oder Anthroposophie oder starke christliche Elemente). Meyrink versteht sich als jemand, der versucht, das Wissen um die Magie durch die Literatur den Menschen wieder nahe zu bringen. Konieczny fasst dies folgendermaßen zusammen: „Der Schriftsteller versucht, die Welt wieder zu verzaubern, und sei es mit dem Bösen, Bizarren, Okkulten.“ Dieses Literaturverständnis hat Meyrink immer wieder Kritik eingebracht. Jüngst ist diese Kritik von Reiter zusammengefasst worden: „Die bereits bei oberflächliche Lektüre offenkundigen Probleme seines Oeuvres liegt darin, daß in die Texte okkultistische Glaubensmodelle derart stark einfließen, daß ihr Status als ästhetische Literatur und als fiktionale Werke durch didaktische Züge gefährdet wird.“ Es sollte betont werden, dass ich diese Ansicht nicht teile. Beim zweiten Punkt geht es um das Verhaftetsein in der Geschichte. Meyrinks Figuren handeln nicht selber, sondern sie sind Ausführende einer Handlung, die sozusagen an ihnen vorbeiläuft, die sie nur noch ausführen können, ohne wirklich auf sie einwirken zu können. Besonders im „Golem“ wird deutlich, dass die Protagonisten nur Spielbälle des Schicksals sind, welches sie selber nicht beeinflussen oder verändern können. Meyrink geht sogar so weit, dass er hinter Kriegen handelnde Mächte sieht, die jenseits unserer menschlichen Ebene liegen. Der dritte Punkt ist das individuelle Schicksal als zentrales Thema. Dies scheint auf den ersten Blick im Widerspruch zum zweiten Punkt zu stehen. Doch während für Meyrink die Geschichte etwas kosmologisches ist (in ihr scheinen überirdische Kräfte zu wirken), ist das individuelle Schicksal rein irdisch. Der Meyrinksche Mensch ist in seinem Schicksal doppelt determiniert – auf der einen Seite durch seinen Stammbaum, durch den „die Freiheit des menschlichen Willens auf die durch die Ahnen gesetzten Grenzen reduziert wird.“ Auf der anderen Seite durch die unverständlichen, nur am Rande erfassbaren kosmischen Geschehnisse (wie die „kosmische Walpurgisnacht“), die sein Schicksal bestimmen. Immer sind es (wie bei den „Goldmachergeschichten“) geheime Regeln und Beziehungen, die ihre Entsprechung im Leben der Menschen finden. Verschiedene Handlungen verbinden sich (obwohl vorher durch Zeit und/oder Raum getrennt), um am Ende parallel zu laufen, bevor sie einem gemeinsamen Höhepunkt zustreben. Meyrink spürte die Entfremdung des Menschen von der Welt voraus. Für ihn gab es das „hüben“ der irdischen Welt und das „drüben“ der mystischen Welt (oder, um in Meyrinks Begrifflichkeiten zu bleiben, der jenseitigen Welt ). Doch das höchste Ziel des Menschen ist nicht die Machtentfaltung im „hüben“ oder die esoterische Perfektionierung im „drüben“, sondern die Synthese beider Welten, der Verbund beider Hälften der Welt. Das Ziel definiert Meyrink am Ende von „Das grüne Gesicht“ eindeutig: „er war hüben und drüben ein lebendiger Mensch.“ Konieczny äußert dazu: „Die Gesamtheit des irdischen Seins ist eine unabänderliche Kette von Ursache und Wirkung, von schicksalshafter Verstrickung. Was geschieht, geschieht aus einer existentiellen Notwendigkeit heraus, die der einzelne quasi als Fatum, als Schicksal, hinnehmen muß, weil er sie nicht durchschaut (...).“

5.) Nachbemerkung

Berechtigterweise muss man jetzt die Frage stellen, was aus dem „Topseller“ Meyrink nach dem 2. Weltkrieg geworden ist. 1917 warb ein Verlagsprogramm noch im Vordergrund mit den Gesamtausgaben von Heinrich Mann und Meyrink. Während der Golem „innerhalb zweier Jahre 150 Tausend Exemplare“ verkaufte und damals – eine Neuheit – auf Litfasssäulen beworben wurde , verkauft er sich heute kaum. Meyrinks Bücher sind nicht alle erhältlich, über ihn ist wenig publiziert. Marzin spricht sogar von einer „Lücke in der Meyrinkrezeption“. Doch was ist mit dem Mystiker Meyrink, über den Wünsch schreibt: „Meyrink ist der vielleicht bedeutendste Mythenschöpfer dieser Zeit“? Leider kann auch ich keine verbindlichen Lösungen anbieten. Natürlich sind Teile von Meyrinks Werk von der Zeit überholt worden. Heute liest sich seine Kritik am Offizierskorps nicht mehr treffend, viele seiner Artikel über okkultistische/okkulte Phänomene sind von der Berichterstattung „seriöser“ Magazine über übersinnliche Phänomene überrollt worden, diesen Artikeln fehlt heute der „Biss“. Doch seine Romane sind immer noch gut zu lesen. „Der Golem“ ist ein herausragender Roman der Phantastik, und auch sein weiteres Werk wird deutlich unterschätzt (besonders die „Goldmachergeschichten“ hätten es verdient, positiver aufgenommen zu werden). Noch immer mangelt es an vernünftigen Ausgaben von Meyrinks Geschichten. Die letzte „Bereicherung“ – „Der Mönch Laskaris“ – enthält kein Vorwort, keine Informationen über die Herkunft der Geschichten und knapp 40 Seiten Information auf dem Backcover. Trotzdem kommt es in letzter Zeit zu einer – begrenzten – Wiederbelebung von Meyrink. Nach der verstärkten literaturwissenschaftlichen Beschäftigung mit Meyrink hat sich auch die Esoterik an einen ihrer Klassiker erinnert. Es bleibt zu hoffen, dass die deutschen Leser der Phantastik für die Zeit vor dem 2. Weltkrieg genauso wie die Freunde der Mystik wieder einen der Klassiker wiederentdecken – Gustav Meyrink. VIVO!

6.) Literaturliste

Aster, Evelin: „Personalbibliographie von Gustav Meyrink“, Bern Frankfurt am Main Las Vegas, 1980 Brod, Max: „Der Prager Kreis“, Stuttgart Berlin Köln Mainz, 1966 Cebulla, Frank „Schöpfung aus dem Lehm“ in „Der Golem 1“ und „Der Golem 2“, Jena, 2000 Frank, Dr. Eduard: „Einleitung“ in: Meyrink, Gustav „Das Haus zur letzten Latern“, Frankfurt/Main Berlin, 1993 ders.: „Gustav Meyrink“, Büdingen-Gettenbach, 1957 ders.: „Nachwort“ in: Meyrink, Gustav „Der Golem“, Zürich, 1960 ders.: „Nachwort“ in Meyrink, Gustav „Der weiße Dominikaner“, München, 1981 Fritsche, Herbert „Der große Holunderbaum“, Göttingen, 1982 Hofmann, Fritz: „Nachwort“ in: Kisch, Egon Erwin „Marktplatz der Sensationen“, Berlin Weimar, 1990² Kisch, Egon Erwin: „Aus Prager Gassen und Nächten“, Berlin, 1991 ders.: „Marktplatz der Sensationen“, Berlin und Weimar, 1990² Konieczny, Evelyn „Figuren und Funktionen des Bösen im Werk von Gustav Meyrink“, Wetzlar, 1996 Marzin, Florian F. „Okkultismus und Phantastik in den Romanen Gustav Meyrinks“, Essen, 1986 Meister, Jan Christoph „Hypostasierung – Die Logik mythischen Denkens im Werk Gustav Meyrinks nach 1907“, Frankfurt am Main Bern New York, 1987 Meyrink, Gustav: „An der Grenze des Jenseits“, Leipzig, 1923 ders.: „Das Haus zur letzten Latern 1 - Die Frau ohne Mund“, Rastatt, 1984 ders.: „Das Haus zur letzten Latern 2 - Das Zauberdiagramm“, Rastatt, 1984 ders.: „Das Haus zur letzten Latern“, Frankfurt/Main Berlin, 1993 ders.: „Der Engel vom westlichen Fenster“, Frankfurt/Main Berlin, 1993 ders.: „Der Golem“, Leipzig, 1915 ders.: „Der Golem“, Zürich, 1960 ders. „Der Mönch Laskaris“, Leipzig, 2004 ders.: „Der weiße Dominikaner“, München Wien, 1981 ders.: „Des deutschen Spießers Wunderhorn 1 - Das Wachsfigurenkabinett“, Rastatt, 1984 ders.: „Des deutschen Spießers Wunderhorn 2 - Der violette Tod“, Rastatt, 1984 ders.: „Fledermäuse 1 - Die vier Mondbrüder“, Rastatt, 1984 ders.: „Fledermäuse 2 - Der schwarze Habicht“, Rastatt, 1984 ders.: „Goldmachergeschichten“, Darmstadt, 1989 (Nachdruck der Original-Ausgabe (Berlin, 1925). Alle bibliographischen Angaben fehlen. ders.: „Tiergeschichten“, München Wien, 1975 ders.: „Wachsfigurenkabinett“, München Wien, 1985 N.N.: „Franz Kafka aus Prager Sicht 1963“, Prag, 1965 N.N.: „Simplicissimus - Eine satirische Zeitschrift“ Ausstellungskatalog der Ausstellung auf der Mathildenhöhe in Darmstadt vom 24. Juni bis 13. August 1978. München, o.J. Prokosch, Erdmute: „Egon Erwin Kisch. Reporter einer rasenden Zeit“, Bonn, 1985 Reimann, Peter: „Über den fragmentarischen Charakter von Kafkas Werk“ in: „Franz Kafka aus Prager Sicht 1963“, Prag, 1965 Reiter, Ralf „Das dämonische Diesseits“, Wetzlar, 1997 Rybar, Ctibor: „Das jüdische Prag“, CSSR, 1991 Schmied, Herbert: Exponateliste zu der Ausstellung „Gustav Meyrink, ein Schriftsteller in Starnberg. 1911-1932“ im Heimatmuseum Stadt Starnberg, 28.19.1992 - 31.01.1993, Starnberg, 1993 Schödel, Siegfried: „Studien zu den phantastischen Erzählungen Gustav Meyrinks“, o.O. [Nürnberg], o.J. [1965] Schütz, Christian (Hrsg.): „Facsimile Querschnitt durch den Simplicissimus“, Bern Stuttgart Wien, 1963 Smit, Frans: „Gustav Meyrink. Auf der Suche nach dem Übersinnlichen“, München, 1990 Steiner-Prag, Hugo: „Vorwort“ in: Meyrink, Gustav „Der Golem“, Leipzig, 1915 Unseld, Joachim: „Franz Kafka. Ein Schriftstellerleben“, München Wien, 1982 Wagenbach, Klaus: „Kafka“, Reinbek bei Hamburg, 1964 Wünsch, Marianne „Auf der Suche nach der verlorenen Wirklichkeit“ in Meyrink, Gustav „Der Engel vom westlichen Fenster“ Zondergeld, Rein A.: „Lexikon der phantastischen Literatur“, Frankfurt/Main, 1983




  1. Smit, S. 13. Reiter schreibt z.B. „[K]onkrete Spuren über den Verlauf seiner Kindheit existieren nur fragmentarisch.“ (Reiter, S. 27)
  2. Nach Smit, S. 126 ff.
  3. Nach Schmied, S. 31
  4. Frank 1981, S. 270
  5. Ausführlicher dazu Konieczny, passim (besonders S. 20, 48, 51 ff.).
  6. Smit, S. 23
  7. Smit, S. 26 f., siehe auch Schödel, S. 64 f.
  8. Frank 1993, S. 11
  9. In der gleichnamigen Geschichte im „Das Haus zur letzten Latern 1“
  10. Marzin, S. 43