Karl Maria Wiligut: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 27. November 2023, 17:20 Uhr
Schlaraffen hört!
Meine Archive sind neben Bergen von Büchern zu Phantastik und Esoterik auch einige Stapel zur Geschichte des 20. Jahrhunderts. Das lag und liegt daran, dass eines der Gebiete, auf denen ich seit vielen Jahren veröffentliche, die Geschichte von Mythen am rechten Rand ist – von Reichsflugscheiben über Neu-Schwabenland in der Antarktis bis zur Geschichte um die Heilige Lanze. Aber es muss irgendetwas gebracht haben, dass man einen Magister in Zeitgeschichte besitzt – so wird mein Blick in die Archive ein wenig Wanderung durch die Geschichte der Welt.
Meine kleine Archiv-Geschichte handelt von zwei Männern, nennen wir sie Karl und Otto. Otto hat etwas mit Darmstadt zu tun, Karl etwas mit der „Schlaraffia“ und beide etwas miteinander.
Otto wurde 1904 in Michelstadt geboren. Schon in jungen Jahren hatte er zwei Bücher veröffentlicht, die ihn in bestimmten Kreisen schlagartig bekannt machten. Das eine Buch handelte von den „guten Geistern Europas“ und dem Überleben alter Bräuche in Hessen, das andere hieß „Kreuzzug gegen den Gral“ und handelte von der Geschichte der Katharer. Die Katharer wiederum interessieren mich am Rande, weil sie als Sekte und Grals-Anbeter in vielen Mythen des 20. Jahrhunderts eine Rolle spielen.
Otto starb 1939, erfroren am „Wilden Kaiser“. Er liegt in Darmstadt begraben.
1934 hatte Otto in Berlin Karl kennengelernt, der ihm – wegen seiner Publikationen – Arbeit und in gewissem Rahmen auch Bekanntheit verschaffte.
Karl wurde 1866 in Wien geboren, er starb 1946 in Arolsen. Unter dem Namen „Ritter Lobesam der Galante“ war in der „Schlaraffia Thayana“ (Reich 104, gegründet 1890) in Znaim am Fluss Thaya (heute Znojmo an der Dyje in Tschechien) Mitglied. Er war einige Jahre lang Ceremonienmeister des Reiches (zumindest a.U. 39/40) und stiftete einen eigenen „Freundschafts-Orden“ für das Reich. A.U. 49/50 wurde er Zeremonienmeister der Gortia (Reich 116, gegründet 1892).
Er fexte und einige seiner Fexungen erschienen als „Seyfrieds Runen“ oder „Rabensteinsage“ unter seinem richtigen Namen und seinem Schlaraffen-Namen als Buch 1903.
1909 verließ er die „Schlaraffia“.
Das alles wäre nicht so wichtig und nur für Schlaraffen interessant, wenn es nicht eine Geschichte hinter der Geschichte gibt. Es ist ja das trickreiche an der Geschichte, dass sie nur auf den ersten Blick einfach und eindimensional wirkt.
Otto war nämlich Otto Rahn, im III. Reich Referent im „Rasse- und Siedlungshauptamt“ und seit 1936 Mitglied der SS. Er beging wahrscheinlich Selbstmord, um der Verfolgung Homosexueller in den Organisationen des III. Reiches zu entgehen. Wie viele andere trat er der SS bei, weil sie ihm ein regelmäßiges Einkommen und sozialen Stand versprach. Seine Bücher sind heute noch gut lesbar und Quellen für seine intensive Beschäftigung mit den genannten Themen. Ob er ein überzeugter Nationalsozialist war, werden wir wohl nie herausfinden können.
Der Schlaraffe Karl war Karl Maria Wiligut, Mitglied im persönlichen Stab Heinrich Himmlers seit 1934, später SS-Brigadeführer. Später wurde er in Veröffentlichungen „Himmlers Rasputin“ genannt. Er war verantwortlich für die Wahl der Wewelsburg als weltanschauliches Zentrum der SS, er entwarf den Totenkopfring der SS und veröffentlichte unter anderem zu Heraldik und Runenkunde. Er musste die SS 1939 unehrenhaft entlassen, als herauskam, dass er einige Jahre in einer Nervenheilanstalt verbracht hatte.
Nun, ich will nicht behaupten, dass Ritter Lobesam ein typischer Schlaraffe war. Die wenigstens waren jahrelang in einer Nervenheilanstalt. Interessant fand ich, wie ich über Otto Rahn eine Verbindung zur „Schlaraffia“ fand – wenn auch über Umwege. Und ich habe die Gelegenheit genossen, mal wieder in meinem Archiv zu wühlen.
Lulu!