Im Haus des Gehänkten schweigt man vom Strick: Unterschied zwischen den Versionen
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''und murmelt leis, doch hör‘ ich’s wohl:''<br> | ''und murmelt leis, doch hör‘ ich’s wohl:''<br> | ||
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An den Tischen – zwanzig Mann,<br> | An den Tischen – zwanzig Mann,<br> | ||
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und schreite forsch der Theke zu.<br> | und schreite forsch der Theke zu.<br> | ||
− | Die Maid taucht auf – | + | Die Maid taucht auf – "Heut‘ keine Speis!"<br> |
und klappt dabei die Karte zu.<br> | und klappt dabei die Karte zu.<br> | ||
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Ich schau mich um und fühle schon<br> | Ich schau mich um und fühle schon<br> | ||
verdutzt entgleist mir mein Gesicht.<br> | verdutzt entgleist mir mein Gesicht.<br> | ||
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''Grollend spricht der große Wirt:''<br> | ''Grollend spricht der große Wirt:''<br> | ||
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''Wendet den Blick und spricht zu sich:''<br> | ''Wendet den Blick und spricht zu sich:''<br> | ||
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Der Wirt schaut nachdenklich mich an.<br> | Der Wirt schaut nachdenklich mich an.<br> | ||
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Wie Eis, das laut und krachend bricht,<br> | Wie Eis, das laut und krachend bricht,<br> | ||
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''aus einem Auge bricht ein Blick,''<br> | ''aus einem Auge bricht ein Blick,''<br> | ||
''der mich berührt, und er spricht laut:''<br> | ''der mich berührt, und er spricht laut:''<br> | ||
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Bald kamen die ersten und tranken mir zu,<br> | Bald kamen die ersten und tranken mir zu,<br> | ||
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Wir sprachen, wir tranken, und wie im Nu<br> | Wir sprachen, wir tranken, und wie im Nu<br> | ||
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Vergessen mein Unglück, vergessen die Nacht,<br> | Vergessen mein Unglück, vergessen die Nacht,<br> | ||
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Die Stunden verschwinden in fröhlicher Schar.<br> | Die Stunden verschwinden in fröhlicher Schar.<br> | ||
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Ich schwöre nur, es war alles wahr,<br> | Ich schwöre nur, es war alles wahr,<br> | ||
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''Ein Auge, es blitzte nun unter ‘nem Hut –''<br> | ''Ein Auge, es blitzte nun unter ‘nem Hut –''<br> | ||
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''Der Wagen ist heil und ihr seid es auch.''<br> | ''Der Wagen ist heil und ihr seid es auch.''<br> | ||
− | ''Im Haus des | + | ''Im Haus des Gehänkten schweigt man vom Strick."'' |
[[Kategorie:Heidentum]] | [[Kategorie:Heidentum]] | ||
[[Kategorie:Lieder]] | [[Kategorie:Lieder]] |
Aktuelle Version vom 28. Dezember 2023, 16:14 Uhr
Mein Wagen lag am Straßenrand,
weit draußen in der Walachei.
Die Gegend war mir unbekannt,
die Karte hatt‘ ich nicht dabei.
Drum stieg ich aus und schritt voran;
die Dämmerung hernieder fiel.
Wie dankbar war ich endlich dann –
ein Wirtshauslicht wurde mein Ziel.
Ein Hammer hing als Zeichen dort.
Die schwere Holztür drückt‘ ich auf,
beäugte kritisch diesen Ort,
die Hand noch sichernd fest am Knauf.
Einäugig funkelte der Wirt
mich an mit seinem glühend‘ Blick,
und murmelt leis, doch hör‘ ich’s wohl:
„Im Haus des Gehänkten schweigt man vom Strick.“
An den Tischen – zwanzig Mann,
und Schweigen liegt wie schweres Tuch.
Zwanzig Gesichter schau‘n mir zu,
schweigend – wie unter einem Fluch.
"Mein Wagen", wispere ich leis,
und schreite forsch der Theke zu.
Die Maid taucht auf – "Heut‘ keine Speis!"
und klappt dabei die Karte zu.
"Ein Bier – und dann ein Telefon?"
"Beides führen wir hier nicht!"
Ich schau mich um und fühle schon
verdutzt entgleist mir mein Gesicht.
Grollend spricht der große Wirt:
"Mit sowas habt ihr hier kein Glück!"
Wendet den Blick und spricht zu sich:
"Im Haus des Gehänkten schweigt man vom Strick."
"Was habt ihr denn für einen Mann,
der verloren und durstig vor euch steht?"
Der Wirt schaut nachdenklich mich an.
"Verloren … ach … wir haben Met."
Wie Eis, das laut und krachend bricht,
erhellen Mienen sich im Raum.
Aus manchen Augen bricht ein Licht,
so hell – ich kannte so was kaum.
Ein Grummeln hier, und dort ein Klang,
wie ein erster Ton der Melodie
die mein Vater leise sang,
als ich schlief auf seinem Knie.
Lächelnd fast der alte Mann,
aus einem Auge bricht ein Blick,
der mich berührt, und er spricht laut:
"Im Haus des Gehänkten schweigt man vom Strick."
Bald kamen die ersten und tranken mir zu,
ein Becher mit Met stand auf einmal vor mir.
Wir sprachen, wir tranken, und wie im Nu
wechselten wir vom "Euch" zum "Dir".
Vergessen mein Unglück, vergessen die Nacht,
die draußen die Menschen in Alpträume treibt.
Und langsam das Reden, das Singen erwacht,
die Erinnerung an die Sagen mir bleibt.
Die Stunden verschwinden in fröhlicher Schar.
"Wer sind diese Menschen?" Vergessen die Frag‘.
Ich schwöre nur, es war alles wahr,
wir endeten erst, als klopfte der Tag.
Ein Auge, es blitzte nun unter ‘nem Hut –
er sprach: "Geht heim, genießt euer Glück.
Der Wagen ist heil und ihr seid es auch.
Im Haus des Gehänkten schweigt man vom Strick."