Im Haus des Gehenkten schweigt man vom Strick: Unterschied zwischen den Versionen

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Mein Wagen lag am Straßenrand,<br>
+
 
weit draußen in der Walachei.<br>
 
Die Gegend war mir unbekannt,<br>
 
die Karte hatt‘ ich nicht dabei.<br>
 
<br>
 
Drum stieg ich aus und schritt voran;<br>
 
die Dämmerung hernieder fiel.<br>
 
Wie dankbar war ich endlich dann –<br>
 
ein Wirtshauslicht wurde mein Ziel.<br>
 
<br>
 
Ein Hammer hing als Zeichen dort.<br>
 
Die schwere Holztür drückt‘ ich auf,<br>
 
beäugte kritisch diesen Ort,<br>
 
die Hand noch sichernd fest am Knauf.<br>
 
<br>
 
Refrain:<br>
 
Einäugig funkelte der Wirt<br>
 
mich an mit seinem glühend‘ Blick,<br>
 
und murmelt leis, doch hör‘ ich’s wohl:<br>
 
"Im Haus des Gehängten schweigt man vom Strick."<br>
 
<br>
 
An den Tischen – zwanzig Mann,<br>
 
und Schweigen liegt wie schweres Tuch.<br>
 
Zwanzig Gesichter schau‘n mir zu,<br>
 
schweigend – wie unter einem Fluch.<br>
 
<br>
 
"Mein Wagen", wispere ich leis,<br>
 
und schreite forsch der Theke zu.<br>
 
Die Maid taucht auf – "Heut‘ keine Speis!"<br>
 
und klappt dabei die Karte zu.<br>
 
<br>
 
"Ein Bier – und dann ein Telefon?"<br>
 
"Beides führen wir hier nicht!"<br>
 
Ich schau mich um und fühle schon<br>
 
verdutzt entgleist mir mein Gesicht.<br>
 
<br>
 
Refrain:<br>
 
<br>
 
Grollend spricht der große Wirt:<br>
 
"Mit sowas habt ihr hier kein Glück!"<br>
 
Wendet den Blick und spricht zu sich:<br>
 
"Im Haus des Gehängten schweigt man vom Strick."<br>
 
<br>
 
"Was habt ihr denn für einen Mann,<br>
 
der verloren und durstig vor euch steht?"<br>
 
Der Wirt schaut nachdenklich mich an.<br>
 
"Verloren … ach … wir haben Met."<br>
 
<br>
 
Wie Eis, das laut und krachend bricht,<br>
 
erhellen Mienen sich im Raum.<br>
 
Aus manchen Augen bricht ein Licht,<br>
 
so hell – ich kannte so was kaum.<br>
 
<br>
 
Ein Grummeln hier, und dort ein Klang,<br>
 
wie ein erster Ton der Melodie<br>
 
die mein Vater leise sang,<br>
 
als ich schlief auf seinem Knie.<br>
 
<br>
 
Refrain:<br>
 
<br>
 
Lächelnd fast der alte Mann,<br>
 
aus einem Auge bricht ein Blick,<br>
 
der mich berührt, und er spricht laut:<br>
 
"Im Haus des Gehängten schweigt man vom Strick."<br>
 
<br>
 
Bald kamen die ersten und tranken mir zu,<br>
 
ein Becher mit Met stand auf einmal vor mir.<br>
 
Wir sprachen, wir tranken, und wie im Nu<br>
 
wechselten wir vom "Euch" zum "Dir".<br>
 
<br>
 
Vergessen mein Unglück, vergessen die Nacht,<br>
 
die draußen die Menschen in Alpträume treibt.<br>
 
Und langsam das Reden, das Singen erwacht,<br>
 
die Erinnerung an die Sagen mir bleibt.<br>
 
<br>
 
Die Stunden verschwinden in fröhlicher Schar.<br>
 
"Wer sind diese Menschen?" Vergessen die Frag‘.<br>
 
Ich schwöre nur, es war alles wahr,<br>
 
wir endeten erst, als klopfte der Tag.<br>
 
<br>
 
Refrain:<br>
 
<br>
 
Ein Auge, es blitzte nun unter ‘nem Hut –<br>
 
er sprach: "Geht heim, genießt euer Glück.<br>
 
Der Wagen ist heil und ihr seid es auch.<br>
 
Im Haus des Gehängten schweigt man vom Strick."
 
[[Kategorie:Heidentum]]
 
[[Kategorie:Lieder]]
 

Aktuelle Version vom 7. März 2024, 13:16 Uhr