Selbstbezichtigung

Aus hermannritter.de
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Es bleibt mir nur, mich wegen einem Verbrechen selbst anzuzeigen. Doch im Gegensatz zu Steuerverbrechern, die nachher eine hohe mediale Aufmerksamkeit genießen, muss ich mich selbst „outen“ und sogar die Pressemeldung selbst schreiben, um wenigstens ein paar Reaktionen zu erhalten.
Ich kann wenig zu meiner Verteidigung sagen. Das Wort „Wiederholungstäter“ trifft auch mich zu. Das erste Mal war mir sicherlich der Tatbestand nicht eindeutig bewusst – die ersten PERRY Comics, die mir in die Finger gefallen sind, habe ich bar bezahlt an einem Kiosk in Österreich. Bei den PERRY-Heften ist die Sachlage klarer. Mit 13 oder 14 muss ich die ersten Konvolute angekauft haben, immer so 50 oder 100 Hefte, die ich dann durchgeschmökert habe. Es waren keine großen Beträge, welche da über den Tisch gingen; einige Male habe ich auch gegen Bücher oder andere Dinge getauscht. Aber natürlich ist es wahr: Ich habe PERRY gekauft. Da hilft kein Leugnen.
Später, so ab Band 999, bin ich als Kioskkäufer bei PERRY RHODAN eingestiegen. Aber dann habe ich immer wieder nachgekauft. Und es blieb nicht bei den Heftromanen. Bald kamen Taschenbücher dazu (Flohmarktware, ich weiß, aber trotzdem verwerflich), dann das Quartett, viel später das (erste) Rollenspiel zum Thema. Dazu (völlig durcheinander) Risszeichnungsbände, Werkstattbände, Jahrbücher, Figuren und sogar das eine oder andere Poster.
Schlimm war, dass ich relativ früh in Kreise abrutschte, wo das nicht nur geduldet, sondern massiv unterstützt wurde. Auf den sogenannten „Cons“ waren ganze Räume mit Verkaufstischen gefüllt. Und dort lagen sie dann ganz öffentlich aus, die PERRYs. Regale waren mit den Buchrücken der Taschenbücher, Wühlkisten mit den Heften. Und immer wurde bar bezahlt.
Das hat mich damals noch nicht stutzig gemacht. Heute weiß ich, dass das nicht nur Schwarzgeld war, das an der Steuer vorbeiging. Sondern es war auch Blutgeld. So wie es Blutdiamanten gibt, so gibt es auch Blutheftromane. Und PERRY gehört dazu.
Ich habe einen Fehler gemacht. Ich bin bereit, dafür zu bezahlen. In einer vernünftigen Betreuung, nach einem Entzug und einer längeren Therapie, könnte ich mir vorstellen, dass ich (wieder) ein nützliches Mitglied der Gesellschaft werde. Mein einziger Trost ist, dass ich im Entzug viele Bekannte wiedertreffen werde, mit denen mich die Kaufleidenschaft seit Jahrzehnten verbindet.
Achja. Für jemanden, der mir nicht folgen kann. Im aktuellen PERRY 2813 (der Eschbach …) las ich aus Langeweile das erste Mal seit gefühlten Jahrzehnten das Impressum (auf Seite 62). Und da steht es im Kleingedruckten: „Unsere Romanserien dürfen in Leihbüchereien nicht verliehen und nicht zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden; der Wiederverkauf ist verboten.“
Ja, ich habe wiederverkauft. Aktiv und passiv. Und ich möchte nicht länger mit dieser Last auf meinen Schultern leben. Ihr wisst wo ich wohne ... ich warte.