Mein Essen mit Robert

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Die Firma von Robert Vogel hat momentan eine Außenstelle angemietet, die sich sechs Hausnummern und fünfzig Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt befindet. Wir haben keine Kantine, sie haben eine. Also habe ich mich flugs mit Robert zum Essen verabredet.
Der große Termin war heute. Ich sollte um 12.00 Uhr im Foyer sein. Die angegebene Hausnummer ist Teil eines großen Komplexes, die entsprechende Tür in diesem Hausteil lässt sich von außen nicht öffnen. Also wählte ich den Haupteingang. Die freundlichen Damen an der Rezeption sprachen mich höflich an; ich hatte extra ein Hemd angezogen, sah also respektabel aus und nicht wie ein Sozialarbeiter.
Ich wartete.
Ich wartete.
Ich wartete.
Kein Robert. Also bat ich um eine Nachfrage, ob er mich vergessen habe. Man erreichte zwar nicht ihn, aber „sein“ Vorzimmer. Er sein in einer Besprechung, ich könnte ruhig stören und ihn abholen. Ich ließ mir den Weg erklären und ging zwei Stockwerke nach oben.
Die Tür war zu. Sie blieb zu.
Ich ging wieder herunter. Verstört fragte mich die Dame an der Rezeption, ob ich keine elektronische Schlüsselkarte hätte. Da ich ein Gast sei, könnte ich wohl kaum … Ich erklärte es höflich, bekam eine „Besucher“-Karte und lief zwei Treppen nach oben. Die Tür blieb zu, aber jetzt sprang immerhin ein rotes Licht an, wenn ich mich näherte. Also ging ich runter und versuchte den Fahrstuhl, der im gesperrten Trakt enden würde. Der fuhr nicht einmal los.
Rezeption. Die Dame erklärte mit wie einem geistig Behinderten, wie man mit der Karte umgeht. Ich erklärte ihr nicht, dass ich alle schlechten Science Fiction-Filme der letzten 40 Jahre gesehen habe und wüsste, wie man auf einem Schiff der Wynger von ganz außen nach ganz innen kommt. Lakonisch meinte ich nur, dass ich zwar Sozialarbeiter sei, aber nicht doof. Ich hatte recht, die Karte war informationsfrei und ging nicht.
Neue Karte. Grünes Licht im zweiten Stock. Aber es gab die Raumnummer nicht, die man mir angegeben hatte. Also nahm ich Kontakt zu den Eingeborenen auf.
Büro 1: Es gibt die Zimmernummer nicht, die sie suchen.
Büro 2: Keine mir verständliche europäische Fremdsprache, sicher zwei Doktortitel, aber kaum Englisch und gebrochenes Deutsch. Raumnummer sei unbekannt, hörte ich heraus.
Büro 3: Der Raum sei im anderen Stockwerk.
In dem war ich dann zwar falsch, aber es gab einen hilfsbereiten Mitarbeiter, der mir erklärte, wo der Raum sei. Ich könnte den auch gar nicht finden, weil der keine Nummer außen habe …
Jetzt war meine Mittagspause fast vorbei. Ich hatte über 30 Minuten an der Rezeption und in einem Treppenhaus zugebracht. An der Rezeption ließ ich mir einen Zettel geben und schrieb Robert eine Nachricht, dass ich da gewesen sei, er nicht. Und ich ginge davon aus, dass er das Essen bezahlen müsse …
Dann holte die Frau an der Rezeption eine braune Umlaufmappe heraus, auf der schon auf allen Seiten ehemalige Ziele markiert und durchgestrichen waren. Entschuldigend lächelte sie mich an, man sei halt in so Dingen ein wenig altmodisch.
Irgendwie beruhigend.
Das lustige an der Geschichte ist eigentlich, dass Robert gestern einen Termin mit einem Astronauten hatte. Hoffentlich hat er den nicht auch in die Firma eingeladen, weil der findet das wahrscheinlich auch nicht … was mich sehr beruhigen würde.