Nachruf auf John Brunner (1934-1995)
- 24.09.1934 - + 25.08.1995
John (Kilian Houston) Brunner besuchte den WorldCon in Glasgow noch einige Stunden lang, bevor er am Freitag, dem 25. August, wegen eines Gehirnschlags ins Krankenhaus musste. Er hat die Folgen dieses Schlages nicht überlebt.
Die Reaktionen von Fans und Professionellen waren gemischt. Alle waren erschüttert, dass zum ersten Mal in über 50 Jahren jemand auf einem WorldCon verstarb - und dann auch noch ein bekannter Autor! Doch der eine oder andere erlaubte sich den Kommentar, dass dieser schnelle Tod auch eine Erlösung für John Brunner war. Dies ist ein Kommentar, der auch mir herausgerutscht ist.
Als Programm-Organisator des Euro-Con/FreuCon 1992 hatte ich große Schwierigkeiten mit John Brunner. Er war ein hochintelligenter Mann, sicherlich. Seine Kommentare waren spitz, zutreffend und sehr gut belegt. Das Interview mit ihm musste - auf seinen Wunsch hin! - unter Benennung der einzelnen Fragen mit ihm vorbereitet werden. Ich hielt es für Korinthenkackerei, für ihn war es eine Möglichkeit, aus einem kurzen Panel das Beste herauszuholen. Der Autor John Brunner war mir bekannt, ich habe ihn verehrt. Der Mensch John Brunner war 1992 zeitweise nur schwer zu ertragen.
Ich war wie erlöst, befreit von meinen sehr makabren Gedanken kurz nach seinem Tod, als Robert Silverberg in seiner Rede auf John BVrunner vor der Verleihung der HUGOs ähnliche Gedanken zum Ausdruck brachte. Er beschrieb einen John Brunner, der seit zehn oder zwölf Jahren nicht mehr auf der Höhe seiner Fähigkeiten war. Aber er erinnerte auch an den John Brunner, dessen Bücher in die Geschichte der SF eingegangen sind.
Es ist immer schwer herauszufinden, welche Bücher man in 10 oder 20 Jahren noch als wichtig für das Lebenswerk Brunners bezeichnen wird. Aber einige Vorschläge wären "Schafe blicken auf", "Der Schockwellenreiter" (basierend auf Tofflers "Der Zukunftsschock"), "Morgenwelt" (der erste HUGO für das Buch eines Nicht-Amerikaners) und "Die Plätze der Stadt". Der John Brunner, der diese Bücher schrieb, ist Teil der Geschichte der SF, und er wird es immer bleiben.
Mein tiefes Mitgefühl gilt John Brunners Witwe und seiner Familie. Seine Witwe bat Klaus N. Frick und mich in Glasgow noch um ein Gespräch, um sich bei uns im Namen ihres Mannes noch einmal für die Gastfreundschaft in Freudenstadt zu bedanken. Die Geschenke, die er uns hatte übergeben wollen, musste sie uns nun übergeben. Wir haben ihn nur um einige Stunden verpasst. Und das für immer.