Achmed - Achim Mehnert ist tot

Aus hermannritter.de
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Vor einigen Wochen habe ich ihn noch auf dem ColoniaCon getroffen. Mein Abschied war viel kürzer, als ich es mir gewünscht hätte. Durch die Demonstrationen, die rings um den Besuch des türkischen Präsidenten stattfanden, fielen Züge aus, und ich musste meine Abreise fast zwei Stunden vorverlegen, um eine sichere Heimfahrt zu kriegen. Auf eine Art hat mich also Erdogan um meinen Abschied um Achim Mehnert gebracht.
Zu einem Abschied gehört eine Begegnung. Wie lange kannten wir uns? Über 30 Jahre. Es war Anfang der 80er Jahre, als wir uns auf irgendeinem Con kennenlernten. Er war »die kleine haarige Qualle« (so habe ich ihn mindestens einmal auf der Bühne genannt), ich war »der Hermann«, eine willkommene Erheiterung seiner kölschen Seele, die mir solche Freude machte, weil mich sein Dialekt immer an die Einsprengsel in der Sprache meines verstorbenen Vaters erinnerten, der in Köln geboren war.
Damals, in einer anderen Welt, vor dem Zweiten Weltkrieg. Sogar darüber haben wir uns mal unterhalten.
In Köln hat er mich in diesem Jahr begrüßt, so wie auf zahllosen Cons vorher. Achmed, die Zusammenziehung für Achim Mehnert, war ein Name, den er ebenfalls trug. Damals, als das weder fremdenfeindlich noch abwertend gemeint war, sondern kumpelhaft.
Achim und ich waren immer die Antipoden einer Schriftstellerkarriere. Ich, der ich nie vom Schriftstellern leben musste und deswegen sehr faul war, er, der immer dafür brannte, Schriftsteller zu werden und zu sein und unfassbar aktiv wurde. Er hat es geschafft, wie seine lange Werkeliste belegt, aber reich oder berühmt hat es ihn außerhalb der Szene nicht gemacht (und dort nur berühmt).
Er war ein guter Autor, der seine Werke und das Fandom liebte. Jemand, der schrieb und schrieb und schrieb. Einmal waren wir in derselben Serie tätig – PERRY RHODAN-Action. Ein Band von mir folgte seinem Band, und wir hatten das erste und einzige Mal beruflich miteinander zu tun. Unproblematisch.
Wir haben persönliches in den letzten Jahren immer zwischen uns ausgeklammert, stillschweigend. Ich kannte ihn in verschiedenen Phasen, mal himmelhochjauchzend, mal schweigsam, las das aber als Kölner Lebensgefühl. Gemeinsam konnten wir so schön über gemeinsame aktuelle und ehemalige Bekannte lästern. »Was macht eigentlich …« und »Ach, lass …«. Das waren lange und inhaltsschwere Unterhaltungen. Für uns.
Über sein Privatleben weiß ich nichts, ich hatte nicht einmal eine Postadresse von ihm. Im Nachhinein sind das Lücken, die man gerne gefüllt hätte, aber warum? Das war nicht nötig, und jetzt ist es nicht zu spät dafür, weil es immer überflüssig war. Nachbessern geht nicht, und ob es damit besser würde, lasse ich dahingestellt.
Der ColoniaCon ohne ihn wird anders sein, und in Gedanken bin ich eher bei den Fans aus Köln, für die dies in kurzer Zeit der dritte Schicksalsschlag war (alles drei Menschen, die ich sehr schätzte). Das nächste Mal komme ich mit dem Zug einen Tag vorher oder bleibe einen Tag länger, damit wir gemeinsam auf alle trinken können, weil ich alle Zeit der Welt mitbringe, um Geschichten zu hören und zu erzählen. Indianerehrenwort. Das hat Achim verdient. Erinnert mich daran, wenn ich es vergesse!
Es gab vier Kölner PERRY RHODAN-Autoren – Hans Peschke alias Harvey Patton, Rainer Zubeil alias Thomas Ziegler Ziegler, Wolfpeter Ritter alias Peter Terrid und eben Achim Mehnert. Jeden der vier habe ich in Köln getroffen, ich meine sogar immer auf ColoniaCons. Geschätzt, fast verehrt habe ich jeden von ihnen. Der letzte der vier ist nun gestorben. Meine Welt ist dadurch ein wenig ärmer geworden, und die Welt von PERRY RHODAN ebenfalls.
Ich gehe fest davon, dass Laire irgendwo innehält und ein Kölsch auf ihn trinkt, irgendwo in Derogwanien. Wo sonst.