Heute ist freie Zahlen-Wahl

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Schlaraffen hört!

Immer wieder sieht man sie im Fernsehen, wie sie ihre dicken Bäuche auf den Strand schieben, um den Freitod zu suchen. Und dann folgen sie gleich auf dem Fuße, die selbst erklärten Umweltschützer, die sie wieder in die Gewässer zurückschieben.
Der Zahlenwal ist sein Schicksal längst leid, doch unsere mitteleuropäische Ethik verhindert, dass dieses edle Tier den Freitod sucht. Denn für die meisten Nichtmathematiker ist nicht verständlich, warum ein Wesen, das sich mit Zahlen beschäftigt, am Schicksal verzweifelt – denn nur der Mathematiker weiß um Ödnis und Langeweile der Zahlenwelten, die auf Kongressen gerne ironisch als "naturwissenschaftliches Dschungelcamp" beschrieben werden.
Wissenschaftlich tragen die Zahlenwale den schönen Namen Nummeroceti, sie sind eine der drei Walarten. Da die Wale wissenschaftlich Cetacea heißen, ist der Name schon fast verständlich.
Der Zahlenwal ist ein Fleischfresser, was den Mythos des nur von kleinen Wasserpflanzen lebenden veganen Wals innerhalb weniger Denksekunden zerschlagen dürfte. Der Wal isst sogar irrsinnig gerne Tintenfisch – deswegen hält sich der Wal-artige Delfin oft in der Nähe von Tintenfischschwärmen aus, um mit diesen gemeinsam in die Netze zu geraten und als Thunfischbeifang auf Pizzas zu enden.
Wie verlogen ist eine Gesellschaft, die dem Zahlenwal den Tod nicht gönnt, aber Pizza Frutti di Wale bestellt und dabei billigend in Kauf nimmt, dass der Thunfisch gemeinsam mit dem Wal, dem Delfin und dem Pinguin als Fischbeilage auf italienischem Teig landet.
Früher war es in Freigehegen sogar so, dass man bei der Bestellung einer Pizza in einer ordentlich von Italienern geführten Walkabine freie Zahlenwalwahl hatte, und man einfach auf einen Zahlenwal deutete, der amüsant plätschernd hinter der Panzerglaswand tümmelte, um ihn dann wenig später maschinell verarbeitet auf einer Pizza wiederzufinden. Ökonomisch ist das nebenbei für die Pizzeria erst ab ungefähr 6.000 Pizzas interessant, da sich ein angeschnittener Zahlenwal auch bei korrekter Zahlenwalwahl durch den Kunden schwer weiter vermarkten lässt.
Im Gegensatz zum Delfin kann der Zahlenwal keinerlei possierliche Kunststückchen, ist für Fernsehserien völlig ungeeignet und macht nichts weiter, als sinnlos herumzuplätschern. Wer jetzt glaubt, dass die Nähe zum Mathematiker durch die Gleichheit dieser Wesenszüge zur Namenswahl des Zahlenwals geführt hat, der irrt.
Es war der aus Bielefeld stammende deutsche Biologe und Entdecker Hjalmar Zahlen, der den später nach ihm benannten Wal 1732 erstmalig im Weltwaljahr neben Pott-, Schnabel und Gründelwal als eigene Walart wählte. Heute ist Hjalmar Zahlen fast bekannter durch seine später in Espelkamp entstandene Druckerei für Bilderbücher, die unter dem einschlägigen Motto "Malen nach Zahlen" marktführend wurde, bis die im Bielefelder Umland weit verbreitete Lesemüdigkeit 1962 zum großen Druckereisterben führte und auch den Zahlen-Verlag vernichtete.
Wer den Wal hat, hat die Qual! Trotzdem muss die Befreiung des Zahlenwals uns Ziel sein, wenn wir nicht am Ende am Wal-Zahltag vor unserem Schöpfer stehen wollen, ohne die Frage beantworten zu können, ob unser Leben Pflicht oder Wal-heit war.

Lulu!