Dark Mission: Blutschuld
Karina Cooper
Dark Mission: Blutschuld
(Lure of the Wicked, 2011)
Bastei Lübbe, Köln, 2013,
428 S., ISBN 978 3 404
20722 0
Übers. a. d. amer. Engl.: Beke Ritgen, Cover: Sophie
Freiwald, Guter Punkt
Das Buch klang so vielversprechend. Über die Autorin heißt es: »…
schreibt Fantasy-Romane, die mit einer Prise Romantik gewürzt sind«
(S. 2). Und das Backcover spricht etwas über Hexenjäger und Hexer,
die abgedruckte Rezension auf dem Backcover kündet gar: »Figuren
und Handlung greifen perfekt ineinander, verbinden Action und knisternde
Leidenschaft!« Daran muss man sich messen lassen.
Die Prise Romantik
»Inständig hoffte Phin, Miss Ishikawa spürte nicht, wie das Blut in einem
ganz bestimmten seiner Körperteile pulsierte.« (S. 25)
»Und dann, endlich, rieb sich nackte Haut an nackter Haut. Nackt
bebten sie vor Erregung, im Rhythmus von Blitzen und grollendem
Donner. Sie ließen sich auf die Matratze fallen, seine muskulöse Brust
das Fleisch, an das Naomis Brüste brandeten. (…) Seine Lippen, seine
Zunge, seine Hände, seine erregte Männlichkeit streichelten alles, was
samtweich an Naomi war (…).« (S. 414)
»Tief drang Phin in sie ein, hielt sie fest, die Hände auf ihren Hüften,
kein Entkommen, während die heranrollende Flutwelle sich in ihr
brach. Welle auf Welle pulsierte in ihr, Hitze wie flüssige Lava unter
ihrer Haut floss sich über sie hinweg. [sic]« (S. 415)
»In ihrem Unterleib erwachte feucht und pulsierend Begehren zu
neuem Leben. Wieder. Immer noch.« (S. 418)
»Pure Lust regierte ihn, als Naomi mit der flachen Hand sein Geschlecht
massierte.« (S. 428)
Eine Prise Romantik ist das nicht; bei einer Prise zu viel schmeckt
etwas nur etwas salzig, das hier ist Salz-Salz-Salz, sonst nichts.
Figuren und Handlung
Der Eröffnungssatz verspricht viel: »Naomi West war eine verflucht
gute Missionarin.« (S. 7) Leider bleibt die Handlung flach, geht über
Handlungshülsen nicht hinaus. Handlungsort und -zeit bleiben farblos:
»Seit dem Erdbeben, das die alte Stadt verschluckt hatte, zog die
Kirche die Fäden. Fünfzig Jahre unter ihrer Führung und Anleitung,
fünfzig Jahre Planung – und New Seattle war aus der Asche der Vorgängerstadt
wieder auferstanden.« (S. 11) Aber mehr gibt es nicht zu
lesen, es bleibt alles ohne Tiefgang, die Welt bleibt nicht mehr als ein
liebloser Schattenriss, vor dem eine langweilige Liebesgeschichte abläuft.
Fantasy
Äh, nein. Schon auf den ersten Seiten spricht man von Com-Steckern
im Ohr, von New Seattle, Piercings, Designerklamotten und einem
Fünfsterneresort. Das hier ist eine Welt à la »Shadowrun«, aber
keine Fantasy. Und das Magiekonzept ist … nicht nachvollziehbar:
»Die Hexenjägerin legte die Hand auf die Designer-Jeans, dorthin,
wo auf ihrem Unterleib das Zeichen des Heiligen Andreas eintätowiert
war. Schutz und Schild. Momentan war es inaktiv.« (S. 14) Wie
sehr muss sich eine Kirche verändern in fünfzig Jahren, um das zu
wollen?
Und die Verwendung von »Scheiße« und ähnlichen Fäkalinjurien in
stetem Takt führt nicht dazu, dass ein Buch Fantasy wird. Oder gut.
Un–les–bar. Ich habe die ersten 50 und die letzten 50 geschafft –
aber nur, weil ich musste.