Das Gesicht im Eis

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DAS GESICHT IM EIS
JOHN BELLAIRS
Originaltitel: THE FACE IN THE FROST (1969)
Übersetzung: Joachim Körber
Titelbild, Innenillustrationen, Karten: Alexander Uhde
Edition Phantasia, limitierte Vorzugsausgabe (250 Stück) im Schuber, 307 Seiten

Irgendwo gibt es sicherlich eine Fantasy-Skala, die von Beagle bis Wagner geht. Dieses Buch ist eindeutig mehr auf der Beagle-Seite der Skala.
Es geht … ja, um was es eigentlich geht, ist schwer in wenigen Worten zusammenzufassen. Zwei alte Kumpels – Roger Bacon und Prospero – wandern durch ein Königreich, das in ein Nördliches und ein Südliches Königreich geteilt ist und genauso vage bleibt, wie die echte Umgebung meiner Heimatstadt. Man kennt eben nur ein paar Wegpunkte; wird nicht von geschichtlichen Informationen oder magischen Exkursen gelangweilt, wenn man hier in Darmstadt zwanzig Kilometer fort in einen Einkaufsmarkt reist oder in den Nördlichen Königreichen Bellairs ein Bier kaufen will.
Die Geschichte bewegt sich um ein Buch, das ein wenig nach einer Mischung aus dem Voynich-Manuskript und dem Necronomicon klingt. Wenn man Bellairs Stil folgt, ist es eher das Telefonbuch von Cardiff, gepaart mit einem Zauberbuch vom Pluto (der als cthulhuoider Yuggoth hier einmal auftauchen darf, als kurze Verneigung vor dem Mythos). Viel wird angespielt, gezeigt, als gelesen erklärt, aber nicht näher ausgebreitet – ein Gruß nach Narnia, ein Gruß zu Cthulhu … man findet die Schnipsel und weidet sich an ihnen.
Zu den Helden (wobei das in großen Anführungsstrichen gedacht sein müsste): Die beiden Magier sind freundliche ältere Herren, deren Gepäck aus »unverzichtbare(n) Dinge(n) wie Tarotkarten, Ersatztabak und magische(n) Taschenbücher(n)« besteht (S. 72), machen sich auf den Weg, um einen bösen Zauber zu verhindern und irgendwas aufzuhalten, was die Welt bedroht. Das Verhindern des Zaubers gelingt. Vermute ich.
Eigentlich ist man nachher wenig klüger als vorher. Aber man hat sich prächtig unterhalten, köstlich amüsiert und an sprachlichen Wundern erfreut.
Dazu kommt die Optik: Die Ausgabe sieht fantastisch aus. Wundervolle Illustrationen, ein golden schimmernder Schuber, ein Lesefaden – wow!
Noch einmal: wow!