Am Anfang war das Wortkarge

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Schlaraffen hört!

Durch einen bedauerlichen Fehler ist ein Teil falsch gedruckter Vademecen ausgeliefert worden. In ihnen wurde für heute Abend das Thema "Am Anfang war das Wortkarge" angekündigt. Zum Glück wurden dieses fehlerhafte Vademecum nur an eine Gruppe von notorischen Heiratsschwindlern und Trickbetrügern verschickt, die hier in der Burg Sozialstunden ableisten sollen.
Alle ehrenwerten Sassen haben natürlich das richtige, korrigierte Vademecum erhalten, in dem heute Abend zu Ehren des Tages der Internationalen Zivilluftfahrt das Thema "Einmal so hoch fliegen wie unser Thron" angekündigt wurde.
Dieses Thema mit seinen optionalen Lobpreisungen auf den Thron wäre eine schöne Gelegenheit für die Junkertafel gewesen, mal wieder ihre Federn am Fels der Wahrheit zu wetzen, der sich Thron nennt. Aber nicht nur mir ist aufgefallen, dass sich die Junkertafel samt dem Gehenkten im mentalen Winterschlaf befindet, der erst beendet wird, wenn die ägyptische Rohrdommel auf ihrem Rückflug aus Nordafrika ihr zirpendes Liebeslied auf den Söllern Ostwestfalens pfeift. Die letzte beglaubigte Sichtung des Vogels fand 1904 in Bengalen statt, er gilt aus ausgestorben. Leider kann er nicht als Wappentier für die Junkertafel herhalten, denn deren Esprit steht bekannterweise unter dem Zeichen des Dodo.
Wer daran denkt, auf die Junkertafel zu vertrauen, der will auch Türme aus Schokoladenpudding errichten und seine Steuerklärung auf einem Bierfilz machen. Anders ist der Umgang mit Rittern, weil deren fast schon Phoenix-hafte Geburt aus der Schlacke der Profanei hinein in ein Leben voller Erkenntnis sie in den meisten Fällen zu guten Fexern macht. Ausnahmen bestätigen das Regal, wie man als Bibliophiler sagt.
Den Thron zu loben ist für einen Ansassen dieses Reyches dasselbe wie Luft holen. Die Atmung beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod gleich jenem Loblied auf den Thron, das von den Lippen der Sassen perlt, wenn sie den Mund öffnen. Aus einer Schar hervorragender Männer die drei besten herauszusuchen, funktioniert nicht immer. Oft ist das Spektrum der Begabung auch so schmal, dass der Abstand vom kürzesten zum längsten Fexer so kurz ist, dass er nur in Nanofex ausgedrückt werden kann. Ein Nanofex ist die kürzeste Zeitspanne, in der ein Fexer einen Wortbeitrag ableisten kann. Seit wenigen Jahren ersetzt der Nanofex den bis dahin üblichen Fipi-Fex, da es bei letzterer Fexungslänge über die Jahrzehnte hinweg doch immer wieder zur Schwankungen im Millisekundenbereich kam, die für eine valide Messung zu zu starken Abweichungen führen.
Heute fexen zu dürfen ist auch heilsgeschichtlich bedeutsam. Der heutige Tagesheilige Ambrosius hat sich nicht nur durch seinen beeindruckende Bauernregel in unsere Gedächtnisse eingebrannt wie sonst nur der Gesang von Ritter Hinnak. Ambrosius ist der Schutzheilige der Lebkuchenbäcker und des Lernens. Damit wäre er der optimale Heilige für die Junkertafel, deren Nähe zum Lebkuchen sich durch den Süßigkeitenverzehr eindeutig festmachen lässt.
Der Lebkuchen ist bekanntlich die Bratwurst des kleinen Mannes. Unser Thron hingegen ist nicht nur für den kleinen Mann da, sondern er nimmt sich der Sorgen jedes Sassen an. Von der Lebensberatung bis hin zu medizinischen Empfehlungen, über die Weissagung der Zukunft aus Eingeweiden bis hin zur Untersuchung von Kopfformen, um Einblick in die charakterliche Entwicklung von Sassen zu erhalten, ist der Thron durch seine breite Vorbildung in all diesen Dingen prädestiniert, nicht nur als Anleiter und Lehrer zu wirken, sondern auch als Freund und Wegbegleiter für jene, die solcher Betreuung bedürfen – also eigentlich alle. Denn wer uns gewählt hat, dem fehlen wichtige soziale Fähigkeiten, was die Entscheidungskraft darüber betrifft, von wem gestaltete Abende man genießen möchte.
Aber natürlich ist es unfair, immer nur auf den Junkern und Knappen und dem Plunderkleister herumzuhacken. Sie sind ja auch nur Menschen, obwohl das frappierend cthuluide einiger ostwestfälischer Charakterköpfe auch hier Fragen aufwirft. Es ist Grundausstattung des Säugetiers, seinen Nachwuchs zu lieben, egal wie der aussieht. Es sind also Muttergefühle, die wir gegenüber der schlaraffischen Kinderschar zeigen, auch wenn in vielen Fällen selbst künstliche Befruchtung die auftretende Divergenz im Primaten-Erbgut nicht erklären kann.
Ach, stundenlang könnten wir noch erzählen von jenen Dingen, die wirklich wichtig sind. Doch wissen wir, dass jenes geheime Wissen, dass mit der Erleuchtung dem Sassen zuströmt, so hell brennt, dass wir nicht zu versprechen bereit sind, dass nicht einzelne wie Zunder in Brand geraten, wenn die vulkanheiß lodernde Erkenntnis in sie eindringt. Deswegen bleiben sie dunkel, kalt und unwissend, spüren aber, dass Prometheus-haft das Wissen auf dem Thron vor ihnen glüht, flackert, lodert und sie selbst dem Platon-schen Höhlengleichnis gleich nur gegen die Wände schauen können, wo sie einen Abglanz des Schattens einer Spiegelung der Weisheit des Throns erheischen können, was immer noch viel mehr ist als das, was sie in der Welt da draußen erhalten.
So genug, denn Mysterien werden schweigend weiterzählt.
Nur immer daran denken: Am Anfang war das Wortkarge. Am Ende Ritter Spejbl.

Lulu!