Der Plumpe aus Bielefeld
Schlaraffen hört!
An keiner Stelle möchte ich behaupten, ein Cineast zu sein. Ich besuche gerne Kinos, aber mehr der Unterhaltungsfrage frönend als zur Vervollständigung eines Kulturkanons. Leider folge ich auch nicht den gängigen Argumentationen, was gute Filme betrifft. So halte ich in 95 % aller Fälle Literaturverfilmungen für überflüssig. Und genauso wie ich es ablehne, das zu lesen, was auf den Beststellerlisten steht, bin ich bei Filmen nicht davon abhängig, was mit Preisen versehen wird und was nicht.
Also folgt jetzt keine Einschätzung von Murnaus Fortleben im modernen Kino oder eine Betrachtung über seine Wirkung auf die Entwicklung des spanischsprachigen Monumentalfilms. Es folgen drei kurze Anmerkungen zum Murnau-Kosmos.
1.) Zwischen 1917 und 1931, in nur 14 Jahren, brachte er 22 Filme heraus. Von diese sind 8 verschollen, mehr als ein Drittel. Von weiteren zwei Filmen existieren nur Fragmente. Aber lokalhistorisch ist aus den Berichten und vorhandenen Schnipseln einiges herauszuholen: So scheint Murnaus erster Film, "Der Knabe in Blau", in Lüdinghausen im Kreis Coesfeld gedreht worden zu sein.
2.) Um einzelne Sassen glücklich zu machen, die große Fans von "Casablanca" sind: Conrad Veidt, der spätere Major Strasser in "Casablanca", hatte einige seiner frühen Einsätze in Filmen von Murnau.
3.) Mein Heimatort, ein Vorort von Darmstadt, liegt unter der Burg Frankenstein. Lange habe ich versucht, Mary Shelley zur Ehrenschlaraffin in Darmstadt zu machen – oder wenigstens das Monster selbst, das würde zum Reich Tarimundis passen. Aber so wie ich dort gescheitert bin, könnte ich ja jetzt versuchen, den Blutsauger Nosferatu zum Ehrenschlaraffen der Ravensbergia zu machen. Was könnte man da an Themen anhängen … aber, wie gesagt, ich bin kein Cineast.
Abschließend nur so viel: Ich habe "Nosferatu
voller Faszination und Freude gesehen und gerade aus der Langsamkeit, den schönen Bildern und der fesselnden Handlung gute Unterhaltung erfahren. Ein sehr schlaraffischer Ansatz, finde ich – einer, der Murnau, diesem fast vergessenen großen Sohn der Stadt Bielefeld würdig ist.
Lulu!