Ritter Lyreley
Schlaraffen hört!
Manche Archivalien rauben einem dem Schlaf, wenn man versucht, sie zu enträtseln.
Unser Weilandrittter Lyreley trat aus Reych 176 – Preciosa Iserina, damals Gablonz im heutigen Tschechien – kommend der Ravensbergia 1928 bei. Er verließ vor dem großen Weltenbrand das Reych in Richtung Reych 17, Norimbergia/Nürnberg wieder und verschwand aus den Unterlagen. Soweit die Quellenlage bisher.
Die Wühlerei im Archiv muss aber zu irgendetwas gut sein. Aus einem Schreiben der Ravensbergia von 1963 (a.U. 104) an die Zentralkantzley der Schlaraffenreyche in Deutschland geht folgendes hervor: "Unser ehemaliger Ritter Lyreley, der in unserem Reych von 1927 bis 1930 sesshaft war und anschließend von 1930 bis zur Auflösung 1938 in der Preciosa Iserna, hat bei uns wieder regelmäßig seit Beginn dieser Jahrung gesippt und hat den Wunsch, wieder bei uns sesshaft zu werden. Schlaraffische Unterlagen besitzt er nicht mehr, da es ihm bei dem Grenzübertritt auch nicht mehr möglich war, solche mit in den Westen zu nehmen, jedoch ist er den alten Sassen unseres Reyches besten bekannt." Weiter heißt es, dass er bis zur Auflösung der Precisa Iserina Schlaraffe war.
Die Kantzley der Ravensbergia antwortete damals: "bitten Euch uns umgehend (…) mitzuteilen, seit wann der Genannte in den Westzonen Deutschlands lebt. Auch müsste durch einen Mittler der ehemaligen Preciosa Iserina erhoben werden, ob sein Verhalten gegenüber unserem Bund während der uhufinsteren Zeit ein stets einwandfreies war."
Zuerst einmal stimmt die Reihenfolge seiner Reychswechsel nicht – er kam aus Nürnberg und ging nach Gablonz, um dann nach dem Krieg wohl als Vertriebener in der DDR zu wohnen, von wo er 1963 – mit immerhin 68 Jahren und damit als Rentner "ausreisefähig" – in den Westen ging, um sich ausgerechnet in Herford anzusiedeln.
Was wurde aus ihm? Wurde er (wieder) Sasse und ritt sogar als Ravensbergia-Sasse gen Ahall?
Fragen über Fragen. Aber man ist Archivar, weil einen so etwas interessiert – und selten ist es so, dass der Weltlauf sich so eindeutig in einem schlaraffischen Leben nachvollziehen lässt.
Lulu!