Fit für Walhalla

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Carolyne Larrington
"Fit für Walhalla – Nordische Mythen für Einsteiger"
wbg Paperback
978-3-534-27617-2
16 Euro
232 Seiten

Dass es die "Wissenschaftliche Buchgesellschaft" aus dem mir vertrauten Darmstadt noch einmal schafft, optisch "poppige" Bücher herzustellen, hatte ich nicht erwartet. Das Titelbild und die Aufmachung gefielen mir, also blätterte ich im Laden. Erfreut war ich schon beim ersten Querlesen von "Fit für Walhalla", das mit dem Untertitel „Von Odin und Thor bis Ragnar Lodbrok“ schnell klar machte, dass es nicht um körperliche Ertüchtigung in Erwartung von Plünderfahrten gehen würde.
Ich wurde nicht enttäuscht. Ansprechend aufgemacht, reich illustriert und dazu noch mit grau unterlegten Texten (in einer Art Infokasten) zum Mythos; die Texte geben weitere Details bzw. Informationen preis. Sehr schön und ansprechend.
Zum Inhalt: Man findet etwas über die Götterwelt, die Welterschaffung, die Rolle der Menschen in der Mythologie und den Ausblick "Endzeit – und Neubeginn" über das Zeit- und Weltbild.
In Nebensätzen räumt Larrington mit Vorurteilen auf. Wenn es um die uns bekannte Vorherrschaft von schriftlichen Quellen geht, so schreibt sie lapidar: "Aber man unterschätzt leicht die riesige Stoffmenge, die Menschen im Mittelalter ihrem Gedächtnis anvertrauen konnte." (S. 22). Oder sie äußert etwas zur Gestalt des Mythos genauso schön verpackt: "Doch die »Urform« eines Mythos gibt es nie und hat es nie gegeben; es lässt sich unmöglich entscheiden, wer die Geschichte als Erster erzählt hat. Jede einzelne Nacherzählung trägt zu einem umfassenden Verstehen von Struktur und Gehalt des betreffenden Mythos bei." (S. 23) Oder wenig später: "Mythen und Legenden sind wandelbar, sind labil; falls sie kulturelle eine Rolle spielen, werden sie erinnert, umgestaltet und (…) überliefert. Wenn sie keine Bedeutung mehr haben, verschwinden sie." (S. 25)
Man merkt: sprachlich sehr schön.
Am Rande weist sie gerne auf "Lücken" im Mythos hin (Odins Schwester sei genannt; vgl. S. 37), amüsiert mit präzisen, aber erheiternden Formulierungen (so bei Thors "Streitwagen mit Ziegenantrieb", S. 40).
Angenehm finde ich, wie sie die Probleme der Mythologie thematisiert – so, wenn sie am Beispiel der Völsungen von einer "Überwertung von Verwandtschaft in der männlichen Linie und von Freundschaftsnetzen auf Kosten des Selbstwertgefühls von Frauen" spricht (S. 167). Heute würde man sagen: "wertschätzend" formuliert.
Inhaltlich ist sie gut im Thema. So ist z.B. ihre Sicht auf das Ragnarök klar: Odin sucht aus dem Drang heraus Wissen, um zu erfahren, "ob das Schicksal wirklich unentrinnbar ist" (S. 193) – die selbe Frage stellt sich auch, wenn sie überlegt, ob Loki einen "Masterplan" hat (S. 208). Ich will die Schlussfolgerungen hier nicht aufschlüsseln, das nimmt einem das Lesevergnügen.
Eine Empfehlung – gut lesbar, abseits der bekannten Texte, informativ, optisch ansprechend.