Liebe Dingens
Liebe Dingens,
Schlaraffen hört!
In Zeiten sprachlicher Verwirrung wollen wir uns nicht gleich mit den Eingangsworten total als jemand blamieren, dem die Umgangsformen der modernen Kommunikation nicht auf den Handrücken tätowiert sind. Wir weisen ebenso gleich einführend darauf hin, dass wir diese Rede nur halten, weil der "junge und fähige Sasse", den man heute Abend gerne sprechen lassen wollte, in diesem Reych nicht aufzutreiben war.
Die Burgfrauenrede zur Uhubaumfeyer ist unter den schlaraffischen Reden die absolute Kür nach einem langen Jahr voller elender Fexungen, die man nur gehalten oder gehört hat, um andere, meist auch ältere Männer in die Abgründe des Humors zu begleiten. Heute Abend ist das anders, denn der Fexer ist gezwungen eine Form zu finden, mit welcher er die Formen männlichen Humors zwar verwendet, aber trotzdem eine Darstellungsform findet, welche die verschiedenen Spielarten der weiblichen Humors alle bedient.
Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie das funktionieren soll. Meine eigene Burgfrau versteht etwa 27 % meiner witzigen Bemerkungen und lacht, bei weiteren 34 % lacht sie, ohne dass ich weiß, ob sie mich verstanden hat und/oder es witzig findet und bei den restlichen 49 % ist sie völlig für sich mit der Frage konfrontiert, warum sie trotz der damit verbundenen offensichtlichen evolutionären Benachteiligungen einen Mann geheiratet hat.
Ich weiß es auch nicht. Aber ich weiß, wie dankbar wir Schlaraffen sein können, dass wir 8,3 % unserer jährlichen Abende in Sippungen im eigenen Reych verbringen dürfen. Das bedeutet im Umkehrschluss ja auch, dass unsere Frauen maximal 91,7 % der Abende im Jahr mit uns verbringen. Kommen die Ausritte hinzu, kann man diese Zahl auf unfassbare 41,67 % steigern, so verbleiben für die gemeinsame, eheliche Abendgestaltung nur noch 58,33 %.
Burgdamen, -maiden, -schrecke und sonstige anwesende Vertreterinnen des schöneren, klügeren und sicherlich auch geduldigeren Geschlechts – lasst Euch Hier und Heute einmal im Jahr jene ungetrübte Dankbarkeit entgegenschallen, die wir Männer dafür empfinden, dass ihr uns in jenem mentalen Sandkasten spielen lasst, den wir "Schlaraffia" nennen. Sinnlos, nutzlos, aber größtenteils ungefährlich, zu vertretbaren Preisen buchbar und Garantie dafür, dass wir an diesem Abend freiwillig auf ordentliches Aussehen, saubere Kleidung, warmes Essen und genug Flüssigkeit achten.
Und wie dankbar der Mann ist, wenn er als Erb-Ur-Ober-Güte-Schlaraffe nachts heimkommt, mit einem gewonnenen Blechstück in der Hand und von Ohr zu Ohr lächelnd, weil er in jene Gefilde der Glückseligkeit vordringen durfte, die er das letzte Mal fühlte, als er mit 14 Jahren gemeinsam mit Tom Saywer und Huckleberry Finn auf einem Floß unterwegs war.
Wir spielen gemeinsam ein Spiel im Einkaufsmarkt der Romantik und harren der Durchsage "Der kleine Rt. Spejbl möchte von seiner Burgfrau im Bällebad abgeholt werden."
Denn wir reyten aus, um heimzukehren. Und zur Heimkehr braucht man die Burgfrau auf dem Söller, der man nachher am behaglichen Kamin von seinen Heldentaten erzählen kann. "Schlaraffia" ist gewonnene Lebenszeit, weil sich die zwei Stunden Sippung wie vier Stunden Erholung anfühlen – oder wie sechs Stunden Wim Thoelke, wenn unser Freund Rt. Spät-Dran fungiert, aber das ist jetzt hier von einer fast schon kaum darstellbaren Irrelevanz.
Werte Damen, verzeiht, wenn diese Rede nicht in allen Nebenwegen jenem entsprach, was ihr euch an hochgeistiger Unterhaltung für den heutigen Abend versprochen habt. Aber – wie gesagt -, der "junge und fähige Sasse" ist nicht aufzutreiben. Lasst uns stellvertretend für alle Sassen einfach "Danke" sagen zu dieser Gelegenheit. Danke!
Lulu!