Lulu Boys
Schlaraffen hört!
Die einzige Chance, die Schlaraffia Ravensbergia krisensicher in das 22. Jahrhundert zu bekommen, dürfte eine Neuorientierung sein. Es ist klug, dass im Blick auf die Klimakatastrophe die ersten Ritter vegane Ritternamen wählen, aber dieser Schritt geht nicht weit genug.
Orientiere ich mich am Trend in der Gesellschaft, so müssen wir lernen, deutsch zu bleiben, aber dabei international zu denken. Sehr zu meiner Freude haben sich die zwei größten Familienmetzgereien Ostwestfalens unter dem werbeträchtigen Namen "The family butchers" zusammengeschlossen, firmieren also als jene, die gerne mal ganze Familien ausrotten und dann folgerichtig zu Wurst verarbeiten. Das erklärt natürlich Lebensmittelskandale in Nordhessen. Bevor jetzt jemand die Gelegenheit nutzt, um über meine hessische Herkunft zu lästern – erstens bin ich Südhesse und zweitens waren die Abnehmer der Wurst aus Nordhessen mehrheitlich Ostwestfalen. Das erklärt eine Menge.
Wie sehen die einzelnen Schritte meiner Kampagne aus? Wir sollten uns als erstes in "The Lulu boys" umbenennen. Das klingt gut, männlich und werbeträchtig. Das Wort "sippen" kommt ja von "Sippe", ich schlage daher statt "sippen" "going tribal" vor, also sinngemäß "zur Sippe werden" oder "sippig". Das "Abendlied" wird zu "The Song of the Evening". Den Thron umzubenennen wird schwierig, weil wir als Nicht-Monarchisten hier die Nähe zu Elsbett der Zweiten nicht suchen sollten. Ich bin für "The Ones who sit over", also etwa "Die wo da oben sitzen".
Ein schöner Sippungsabend begänne dann also mit den Worten vom Thron a la "Schlaraffen hört! The Ones who sit over begrüßen euch nach dem Song of the Evening herzlich. Gleich goen wir gemeinsam tribal. Ich wünsche uns allen einen schönen Tribal-Evening!"
Das macht Laune, das bringt Neumitglieder. Das schöne ist, dass so der Kern unserer schlaraffischen Kompetenz erhalten bleibt. Die Wörter "Lulu" und "Aha" muss man nicht übersetzen oder besser gesagt in einen internationalen Zusammenhang einbringen. Wir bleiben jung, wir bleiben dynamisch.
Der Hinweis darauf, dass Schlaraffensprache eigentlich deutsch ist, würde von meiner Seite aus damit ausgehebelt, dass wir eine Sprache voller Lehnwörter haben. Die Geschichte des Indo-Germanischen beweist, dass man die Wanderung unserer Vorfahren anhand aufgenommener Worte für Metallwerkzeuge, Seefahrt oder Tier- und Pflanzenarten belegen kann. Wer wären wir, uns hier einer Erneuerung der Sprache in den Weg zu stellen?
Abschließen möchte ich mit dem, was mir der Google-Übersetzer heute Morgen für "Und bis zum letzten Atemzug, lasst uns Schlaraffen bleiben." vorgeschlagen hat: "And until the last breath, let us stay in the shade." Schlaraffen als Schatten. Da wird einem einiges klar.
Ich habe ready, warte auf die blechernen Forefathers und den Handshake der Great Old Ones.
Lulu!