Schlaraffenkarteikarte

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Schlaraffen hört!
Der wichtigste Punkt in "Spiegel" und "Ceremoniale" für den nachwachsenden Schlaraffen ist der hinten abgedruckte "Sachnachweis"; eigentlich ein Glossar, das brav für jedes Stichwort die Fundstelle aufweist. Und so schaut man und liest und stellt fest, dass es Begriffe gibt, die nur einen einzigen Fundort haben.
Ein Verdacht keimt in einem auf: In der Geschichte nennt man so etwas "Artefakte"; Dinge, die in Listen stehen blieben, die stehen blieben, obwohl ihr Bezug verschwunden ist. Einer dieser "Artefakte" ist die Schlaraffenkarteikarte.
Sie ist aber auch eine der am meisten unterschätzten Waffen in "Spiegel" und "Ceremoniale". Leider taucht sie nur an einer Stelle im "Spiegel" auf, nämlich in § 25.
Dort heißt es unter § 25 (9) zur Aufnahme von Prüflingen: "Der Reychsmarschall trägt den Namen des neuen Sassen in die Reychsmatrikel ein. Für jeden neuen Sassen wird eine Schlaraffenkarteikarte angelegt, die die nötigen profanen Angaben enthält und in die alle schlaraffischen Daten, wie Standesänderungen, Auszeichnungen usw., eingetragen werden."
Da dies die einzige Stelle ist, in der die Schlaraffenkarteikarte auftaucht, ist also davon auszugehen, dass in den Reychsmatrikeln jetzt meine Schlaraffenkarteikarte ruht. Nur was sind die Reychsmatrikel?
Hier vertiefe man sich (wieder dem "Sachnachweis" folgend) ein wenig länger in § 16, 17, 25, 26, 38 und 48 des "Spiegels" sowie § 2 der "Ceremoniale", um eine Antwort zu erhalten.
In § 16 und 17 geht es um Colonien; den § 25 hatten wir eben schon, er bietet keine weiteren Informationen. Nun erfahren wir in § 26, dass bei der Erhebung zum Knappen die Reychsmatrikel wegen der fortlaufenden Knappen-Nummer konsultiert werden. Dies ist nur deswegen ein Problem, weil die Tarimundis mit Knappe 0,5 begonnen hat; von daher müssten alle Knappennummer um 0,5 erhöht werden. Aber spätestens bei § 38 wird klar, warum die Reychsmatrikel ein solches Geheimnis sind und man nie erfährt, wie es der Schlaraffenkarteikarte geht. Dort heißt es nämlich: "Eine Sippung ist nur dann beschlussfähig, wenn ein Oberschlaraffe den Vorsitz führt und mindestens ein Drittel (…) der in der Reychsmatrikel verzeichneten sesshaften Ritter in der Burg anwesend ist." Aha. Dies wird doch nie überprüft, oder? Wer soll das denn kontrollieren? Wer schaut denn und zählt die Schlaraffenkarteikarten?
Weiteres Lesen bildet. Aus § 48 – ganz hinten, in der letzten Fundstelle im "Spiegel" – erfahren wir, dass der Reychsmarschall die Reychsmatrikel verfasst und führt. Er muss auch zählen, ob und welche Sassen anwesend sind. Seine Recht gehen noch weiter: "Er erstattet dem fungierenden Oberschlaraffen Bericht über die Anwesenheit von Pilgern, über die bei ihm von der Ritterschaft und dem Junkermeister angemeldeten Vorträge und über die auszufechtenden Zweikämpfe." Aha. Skandalös ist eigentlich nur, dass der Junkermeister uns immer noch zwingt, unsere geplanten Fexungen einzutragen, wo doch nur beim Reychsmarschall angemeldete Vorträge gehalten werden dürfen. Und sind Fexungen per se ein Spiegelverstoß, weil sie keine Vorträge sind?
Hoffen wir auf § 2 der "Ceremoniale" für eine letzte Klärung, so werden wir enttäuscht. Wir erfahren wieder etwas über die Knappen-Nummer aus der Reychsmatrikel (siehe oben), das Eintragen des Namens eines neuen Knappens durch den Reychsmarschall in der Reychsmatrikel und analog etwas über die Aufnahme der Sassen auswärtiger Reiche. Eine weitere Klärung ist an dieser Stelle nicht möglich.
Bürger! Freunde! Tarimunden!
Lasst mich meine vielfältigen Fragen an "Spiegel" und "Ceremoniale" zusammenfassend stellen; Fragen zu Sinn und Zweck der Schlaraffenkarteikarte als Sinnbild jenes Ringens um das Spiel mit dem goldenen Ball; jenes Spiel, das wir so inständig versuchen. Ich möchte eure weise Hilfe zur Klärung erheischen.
Meine Fragen in Kürze:
1. Wo ist meine Schlaraffenkarteikarte?
2. Was ist auf ihr vermerkt?
3. Wo ist Schlaraffenkarteikarte von Graf Gleichen?
4. Warum bin ich nicht Knappe 312 ½?
5. Wer überprüft die Beschlussfähigkeit der Sippungen?
6. Warum trage ich mich in die Fexungsliste ein, anstatt formal richtig eine Anmeldung beim Reychsmarschall abzugeben?
7. Warum wird mein Junkermeister nicht gepönt, weil er uns nicht beibringt, wie es richtig gehen müsste?
8. Warum wird der Reychsmarschall nicht gepönt, der in unverantwortlicher Art und Weise gegen den "Spiegel" verstößt?
Schlaraffen! Lasst mich meine Fexung, die meine letzte für dieses profane Jahr sein wird, mit einem Gedicht beenden:
Der Spiegel und die Ceremoniale
les‘ ich gern zum x-ten Male.
Immer gilt es dort zu finden
Regeln, die uns alle binden.
Soll der güld’ne Ball hier fliegen,
muss man den Regeln unterliegen.

Doch kein klarer Regelfall
ist uns’res Reiches Reychsmarschall.
Das Recht zu wahren muss es heißen,
doch anstatt mit Dreck zu schmeißen,
sag ich versöhnlich bald "Lulu!"
und wink dabei dem Marschall zu.

Alles, worauf ich noch warte
ist meine Schlaraffenkarteikarte.

Lulu!