Thor – Von der Edda bis Marvel
Martin Arnold
Thor – Von der Edda bis Marvel
(Thor: Myth to Marvel, 2011)
Edition Roter Drache, Rudolstadt, 2013, 263 S., ISBN 978 3 939459 62 0
Übersetzung: Christine
Mey, Titelbild: Lorenz Froelich
Der englische Titel ist viel doppeldeutiger, als es im Deutschen wiedergegeben
werden kann. »Marvel« steht hier nicht nur für »Wunder«,
sondern für den gleichnamigen Comicverlag (»Spiderman« etc.), der
sich der Figur des Thors angenommen hat.
Von der Geschichte Thors in den EDDAS und Sagas über die Veränderungen
der Thor-Wahrnehmung unter dem Einfluss des Gotizismus
und der Einwirkung von James Macphersons »The Poems of Ossian«
bis hin zum dänischen Nationalismus schlägt das Buch einen weiten
Bogen (von über 150 Seiten), bevor man zur deutschen Wahrnehmung
von Thor kommt.
Über »Thor in Deutschland: Von Grimm bis Hitler« wird auf 34 Seiten
berichtet. Hier hätte man gerne mehr gelesen, aber dieses Kapitel
ist interessant geschrieben, auch wenn es nicht in die Tiefen der Verquickung
der Nationalsozialisten in die Sagenwelt des Nordens eindringt.
Das letzte Kapitel widmet sich dann »Thor in Amerika: Von Longfellow
bis Lee«. Nett wird der Versuch der Amerikaner besprochen,
sich einen »Wikinger-Gründungsmythos« zu verschaffen, der sie in die
Tradition europäischer Siedler stellen würde. Und ich war überrascht,
wie viele Werke in dieser Zeit entstanden sind. Die Darstellung der
Wikinger im Film wird angesprochen und Carl Barks bekommt seine
verdiente Erwähnung für die Comicgeschichte »Donald Duck and The
Golden Helmet«. Mit Superman streift Arnold die Entwicklung des Comics,
aber er übersieht meiner Ansicht nach viele Einflüsse nordischer
Bilder im Pulp. Das letzte Kapitel (»Der mächtige Thor«) versöhnt einen
wieder mit seiner Darstellung der Ursprünge der Comicfigur Thor und
seiner Entwicklung im Marvel-Universum.
»Fantasy mal anders«, könnte man sagen. Als Lehrstück darüber,
wie eine Sagenfigur sich im Wandel der Jahrhunderte den Zeitläufen
anpasst, ist dieses Buch eine echte Gemme. Ansonsten ist es (auch
dank der Illustrationen) eine nette Leseübung.
Empfehlenswert!