Uhubaumfeyer

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Edle Burgfrauen etc.
Schlaraffen hört!

Betrachtet man die wohlgefüllten Bänke des Reyches, so darf man sich sehr wohl die Frage stellen, wann bei einem weiteren Anwachsen der Uhubaumfeyer die Position jener als größtes jährliches gesellschaftliches Ereignis in Bielefeld, gar in Ostwestfalen erreicht sein dürfte.
Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle. So ist es der Habitus der Ritter, die mit ihren rot-weißen Mänteln und dem oft ungünstigen „Body-Mass-Index“ sowieso wie Nikolaus-Parodien aussehen. Wobei die Parodie verlangt, dass man etwas überzeichnet. Den Nikolaus zu überzeichnen dürfte schwierig sein, gelingt aber im Einzelfall hier im Reych immer wieder.
Die Freigiebigkeit der Schlaraffen könnte auch Parallelen zum Konsum-anheizenden Geschenke-Irrsinn offenlegen, aber gerade der Verzicht der Schlaraffen auf die Erwähnung profaner Tätigkeitsfelder verhindert jenen Testosteron-gesteuerten Dreikampf aus „Meine Frau, mein Haus, mein Auto“, der als Wohlstands-Schnick-Schnack-Schnuck bekannt sein dürfte.
Diese Faktoren sind es nicht, welche die Popularität der Uhubaumfeier untermauern. Es sind die besondere Anziehungskraft dieses Abends, der Zauber der Beleuchtung, der Geruch des guten Essens in Verbindung mit der subtil vorgetragenen geistvollen Unterhaltung, die dieses Ereignis so unvergesslich machen.
Schon einmal war die Schlaraffia in Bielefeld Zentrum der Kultur und Geisteswelt. Das mag daran liegen, dass diese in Bielefeld nicht sehr groß ist und selbst ein mediokres Leuchten wie das unserige hier Glanz und Schein erzeugen kann. Es mag aber auch sein, dass das Eintreten der Bielefelder Schlaraffen vor hundertvier Jahren für die hungernden Kinder Wiens den Nerv der Zeit traf.
Wie auch immer. Weiter an Bedeutung wachsend wird dieser Abend unaufhaltsam in den nächsten Jahrzehnten die Örtlichkeit wechseln müssen, um die aus allen Ecken der Welt anreisenden Schlaraffen zu begrüßen, die hier und nur hier jenen Ort finden, von dem ein Licht ausgeht, um damit das Uhuversum zu erhellen. Für einen Abend durchwabern nicht der goldene Ball und der Dreiklang Freundschaft – Kunst – Humor die Burg, sondern das gute alte „in Kekse voluptas“, das gemeinsame Singen von altbekanntem Liedgut, das Erinnern an glückliche Kindheitstage und Vortragen und Vortragen-Lassen von mehr oder weniger bei dem Thema angebrachten Fexungen, die dazu beitragen sollen, das Festtagsgefühl weiter zu optimieren.
Und da sind wir als Schlaraffen doch hervorragend geeignet. Sind wir es doch gewöhnt, uns auf eine erfundene Welt einzulassen, deren Ergebnisse kaum objektivierbar sind, aber dazu führen, dass wir einen Abend lang mit Freunden und Freuden Spaß haben. Einen Teil dieser Erfahrung sollten wir auf die Festtage transferieren, so die Erkenntnis, dass man mit kleinen Blechahnen große Freude erzeugen kann.
Schlaraffen: Wenn ihr euch freut, wenn ihr einen schönen Anstecker bekommt, warum brauchen eure Burgfrauen dann Schmuck als Geschenk? Tand ist alles Werk aus Menschenhand, Shakespeare leicht verstümmelnd, aber liebevoll, immer liebevoll, obwohl der große Barde nicht auf Deutsch geschrieben hat.
Schlaraffen: Bringt die Spielzeugkisten zurück in die Läden, verkauft die neuen Computerkonsolen an Gebrauchtelektronikläden, macht den Erwerb der Juwelen rückgängig und empfangt eure Familien am Feiertagsabend in eurer Ritterrüstung, um sie mit Quell, Frikadellen, einigen lieben Worten und schönen kleinen Blechahnen zu beschenken. Uns reicht es doch auch. Sollte wider Erwarten Protest aufkommen in den Reihen der Familie, dann bittet für das nächste Jahr einen Thronsassen, die Geschenkübergabe zu übernehmen. Dann kann überhaupt nichts schief gehen.

Lulu!