Axel Melhardt und ich
Ich war jung. Das könnte die einzige akzeptable Ausrede dafür sein, dass ich nach wenigen Jahren in FOLLOW auf die Idee kam, eine Ritter-Kultur übernehmen zu wollen. Und ehrlich, ich habe inzwischen jeden Witz über "Ritter-Kultur" gehört.
Dieter Steinseifer erklärte mir, dass das Recht für Clanthon bei Axel Melhardt liegen würde. Ich hatte mich mit der Kultur (soweit damals möglich) beschäftigt und wollte das. Mein damaliger Lord Harald Märtens war dafür. Also schrieb ich Axel Melhardt an – und bekam Antwort.
Der weitere Weg in FOLLOW war für Clanthon und mich ein Spießrutenlauf, aber er führte zu einer neuen/alten Kultur und zur "Rückkehr" von Axel Melhardt. Er war tatsächlich auf einem Fest (1989, da konnte ich nicht hin – die Arbeit), auf ein paar Wien-Cons und er ließ Edi eine Rede zum 50-jährigen Jubiläum FOLLOWs verlesen.
Kannten wir uns? Kaum. Ein paar Gespräche von Angesicht zu Angesicht, anfangs Briefe, später E-Mails.
Bei einem Besuch in Wien in den 80ern – mit einer Reisegruppe, die unter anderem auch Martin Lauer und Fritz Menger umfasste – machten wir mit Axel ein Ausflugsprogramm, das tatsächlich im "Jazzland" endete, zur Klaviermusik von Axel Zwingenberger und viel Alkohol. Nachts ging es über eine Nebentreppe hinaus an die frische Luft – und die Burenwurst, die dann kam, werde ich wohl nie in meinem Leben vergessen.
Das erzählt alles nichts über Axel. Aber etwas über Axel und mich.
Er hat den Anfang-20-Jährigen, der ich war, für voll genommen. Er wollte, dass es mit Clanthon weiter geht. Er vertraute mir – und war mit Bezügen auf Fandom und Fantasy und Science Fiction in meinen Briefen irgendwie davon überzeugt, dass ich als "echter Fan" das schon irgendwie hinkriegen würde.
In den letzten Jahren wurde es ruhiger zwischen uns. Weihnachtskarten. In dringenden Fällen eine E-Mail, aber das schon seit Jahren nicht mehr.
Was bleibt am Ende? Ohne ihn gäbe es kein Clanthon, kein Tandor, kein mittelalterlich-deutsches "Startland" im Ewigen Spiel und sicherlich gäbe es keinen Einhorn-Clan mit mir als Herrscher.
Er gab einem jungen Mann eine Chance – vom Typ her ein Mensch wie Dieter Steinseifer: Gespräche auf Augenhöhe mit einem jungen "Nerd" voller Ideen. Und er war herzensgut, unterhaltsam, belesen, mit einer bestimmten Art Mutterwitz ausgestattet.
Der junge (und der alte) Hermann Ritter sind ihm für immer dankbar.