Das Leid des Autoren
Das Leid des Autoren ist immer der Kampf gegen die leere Seite. Aber wann habe ich das letzte Mal für ein Fanzine geschrieben? Verdammt lange her, wenn ich Artikel in Hochglanzbroschüre wie der "SOL" nicht mitzähle.
Also eine Weile. Dabei hat alles damit angefangen, vor gefühlt 50, aber eher doch 40 Jahren. Wir hatten ja nichts … aber ich hatte eine mechanische Schreibmaschine, später eine elektrische samt Kugelkopf. Und mein Vater – im Glauben, ich würde Kaufmann – spendierte Schreibmaschinenunterricht. Damit war ich viel, viel schneller als die Mit-Fans im Verfassen von Artikeln, von einer pubertär überschäumenden Phantasie einmal abgesehen, die mich zu einem Schreibwunder werden ließ.
Nichts professionelles, sieht man von heute unlesbaren Geschichten ab, aber dafür später eine Menge Kolumnen und eigenartige Sachartikel. Das kulminierte für mich erst in einer Mitarbeit im Rollenspiel-Magazin "Wunderwelten", später im (leider eingegangenen) Fantasy-Jahrbuch "Magira", dessen Mitherausgeber ich 14 Jahre lang war.
Und heute? Schreibe ich immer noch, obwohl der "day job" verhindert, dass es zu viel wird (dafür zahlen die aber regelmäßig). Nicht jeder ist Lehrer im Ruhestand mit üppigen Bezügen, lebt auf einem Landgut bei Bremen, umgeben von einer 20 Jahre jüngeren Frau und diversen Tieren. Ich nage am Hungertuch, lebe inzwischen in Ostwestfalen (ja, da kann man sehr gut leben) und versuche, zwischendurch sinnvolle Texte auf das Papier zu bannen.
Ob mir das gelingt, das sei dahingestellt. Aber in den letzten Jahren brachte mir das die Mitarbeit an diversen "Perry Rhodan"-Unterminiserien ein; nette Erfolgserlebnisse, wenn man überlegt, dass ich früher in meinem Egozine "Shazam" schlimme Geschichten veröffentlicht habe, auch deren Lesbarkeit im Lauf der Jahrzehnte mehr als nur ein wenig gelitten hat.
Dazu immer mal wieder eine Fantasy-Geschichte für FOLLOW, Deutschlands ältesten Fantasy-Verein, eine verstreute Lyrik, eine seltene Kolumne auf der Seite von "Perry Rhodan" (ich vermeide "Homepage" wie das Wort "Handy" gerne, obwohl ich kein Sprachpurist bin), ein Lied (inzwischen samt diversen Einspielungen unterschiedlicher Texte, worauf ich sehr stolz bin), mehr eine Fingerübung der lyrischen Seele, die sich so ihren Platz schafft.
Und jetzt darf ich eine ganze Seite füllen in einem renommierten (naja) Fanzine, weil ich einen einfachen Musiktest gelöst habe, ohne länger nachdenken zu müssen. Früher wäre ich dankbar gewesen, wenn man … aber wir hatten ja nichts.
Heute schaue ich zurück auf jene Jahre der Unbeschwertheit, auf Casettenbriefe und selbst mit Kleb-und-Bepp hergestellte Fanzines. Inzwischen kann man die meisten Dinge davon nur noch als Scan lagern. Ich plane zwar noch die gefühlten 30 Meter Regalfläche im neuen Haus, aber der eine Handwerker, welcher die aus bei Mondschein gefällten Buchenstämmen mit dem Tau von Jungfrauen imprägnieren will, wobei er dann im Schnitzwerk Hinweise auf das Alterswerk von Robert A. Heinlein versteckt – ja, genau dieser Handwerker hat Rücken, wahrscheinlich bald Corona und sich vielleicht noch überhoben (am Werk, nicht am Brett). Es bleibt spannend – und ich muss das erste Mal seit 1983 meine Bücher missen, die in Kisten lagern, seit Monaten ungepflegt und ungekrault. Das tut weh, der Rest ist erträglich.