Die Föderation
James White
"Die Föderation"
"Federation World"
Deutsch v. Kalla Wefel
Cover v. Karel Thole
Heyne TB 4826 (1992)
400 Seiten, 12+8
ISBN 3-453-05013-4
James White ist bekannt für seine Bücher über die "Weltraummediziner", den sogenannten "Sector General"-Zyklus. Leider wurden dies Bücher nie zusammenhängend veröffentlicht; und auch seine anderen Werke harren in Deutschland größtenteils der (Neu-)Veröffentlichung, da sie nur als Heftromane oder vor über zehn Jahren als Taschenbücher erschienen sind. Trotz der stiefmütterlichen Behandlung diese Autoren hat Heyne das - dankenswerte - Wagnis unternommen, Whites neuen Roman herauszubringen.
Diesmal geht es nicht um Medizin, obwohl Anklänge daran auftauchen: Eine mysteriöse Rasse hat vor Jahrmillionen eine riesige Welt geschaffen - die "Federation World". Doch diese Welt ist kein Planet, sondern eine riesige Schale um eine Sonne. Darin sollen alle Intelligenzen der Galaxis untergebracht werden und eine neue "Überzivilisation" schaffen.
Doch - natürlich - können nicht alle Wesen aufgenommen werden, und um die Aggressiven und Verrückten auszuschließen gibt es "Prüfstationen", die vor den Übergang in diese Welt geschaltet sind. Der Roman beginnt damit, dass auf der Erde diese "Prüfstationen" von zwei Menschen, Martin und Beth, betreten werden. Sie misstrauen der Förderation und ihr gesundes Misstrauen ist es, das sie für den gefährlichsten und anspruchvollsten Job der Galaxis prädestiniert: Sie werden zu Erstkontaktlern ausgebildet.
Ihnen obliegt es, Kontakt zu unbekannten Rassen herzustellen und ihre Eignung für die Föderation zu überprüfen. Aber sie müssen auch handfeste Konflikte schlichten. Die Problematik atomarer Rakten hat es White angetan; sein Umgang mit dieser Herausforderung, der Wetlauf mit der atomaren Verseuchung erzeugen in einem Teil des Buches eine beklemmende Atmosphäre.
Besonders gut hat mir die Kontaktaufnahme mit den blinden Außerirdischen gefallen (erinnert an die Geschichte um die Blinden in "Das Ambulanzschif", Moewig 3507). White hat stark Zucker und droht langsam zu erblinden: Ob er deswegen die Kontaktaufnahme so gut beschreiben kann? Ich weiß es nicht.
Wo die oben erwähnte Szene beklemmend ist, ist diese rundum faszinierend. White ist immer noch ein routinierter Erzähler und darüberhinaus einer der letzten Vertreter jener SF-Schreiber, die ohne riesige Sternenimperien nicht leben können (zum Glück?).
Fazit: Dieses Buch kann ich jedem Freund von White und/oder der Weltraummediziner nur empfehlen. Denen, die es leid sind, immer lesen zu müssen, warum Raumschiffe und Imperien funtionieren und sich einfach nur unterhalten wollen, ans Herz gelegt. Allen Leuten, die für wenig Geld das Risiko eingehen wollen, mal was anderes als Cyberpunk oder Horror zu lesen, als Tip mitgegben.