Illustriertes Lexixon der germanischen Gottheiten

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Gunivortus Goos
"Illustriertes Lexikon der germanischen Gottheiten"
Books on Demand, Norderstedt
2020
346 Seiten
9783751949804

Gunivortus Goos deutschen Heiden vorzustellen, das heißt Raben nach Uppsala tragen. Er selbst publiziert offensichtlich nicht länger als GardenStone – dem Namen, unter dem ich ihn vor Jahrzehnten kennengelernt habe. Verwirrend ist es dann nur, wenn es in der Literaturliste (S. 338) ohne Erklärung beide gibt – GardenStone und Gunivortus Goos. Da wäre ein "d.i." hilfreich gewesen. Ebenso hätte ich mich über eine Vita des Autors gefreut – so etwas liest man doch gerne als Beifang.
Eine Entschuldigung vorab: Immerhin drei Jahre hat es gedauert, bis ich im Urlaub die Zeit und die Muße fand, das "Illustrierte Lexikon" zu lesen. Es hat sich gelohnt – wobei ich sicherlich die Ausnahme bin, wenn ich auch Lexika gerne von vorne bis hinten durchlese. Das führt aber dazu, dass mir Gottheiten wie Meili und oder Nep eben nicht entgehen … Goos‘ Ansatz wird zu Anfang klargestellt: "Alles zusammen, Text und Illustrationen, sollten für jeden Gott und jede Göttin eine Art »lebendiges Profil« schaffen." (S. 1) Das ist ihm gelungen, wenn einen auch die Faktenfülle manchmal zu erschlagen droht. (Erster Hinweis: Buch lesen!)
Goos hat in den letzten Jahren seinen Stil verbessert – und er hat meiner Ansicht nach auch eine Form von Humor als Autor entwickelt, der seinen Texten gut tut. So beendet er das Vorwort "mit einem Fluch gegenüber derartigen brutalen Kritikastern", die "nur das Buch in Grund und Boden verdammen" (S. 2). Natürlich nehme ich mir das zu Herzen … obwohl ich anmerken möchte, dass die Übersetzung einer Steininschrift aus dem Lateinischen mit dem Wort "Streifenpolizist" als Berufsbezeichnung doch selbst mir ein wenig zu weit geht (S. 53). Aber es gibt einen Delling-Eintrag und ich habe auf seinen Wunsch hin brav einen Achtzeiler dafür nachgedichtet, der auch abgedruckt ist. Das sollte mich vor dem Fluch schützen.
Aber auch argumentativ hat Goos‘ sich weiterentwickelt. Seine Definition "Was sind Gottheiten?" (S. 24 f.) beschreibt die Varianten der Götter-Wahrnehmung Archetypen, Personifikationen, Energie-Cluster oder als real existierende Wesen. Kluge Worte, gut gesetzt und sehr informativ (zweiter Hinweise: Buch lesen!)
Bei dem Thema "Lauch" und seiner Bedeutung bin ich anderer Meinung als der Autor, finde Begriffe wie "Lauchmeister" und "Lauchvolk" falsch (vgl. S. 144). Aber das sind Nickeligkeiten gegenüber einem sehr guten Buch – und die "Edda"-Lauch-Diskussion hat schon klügere Köpfe als mich verwirrt. Lauch! Lauch!
Dem Historiker in mir fehlen natürlich tausend Fußnoten, aber da bin ich wahrscheinlich auch die falsche Zielgruppe. Trotzdem hätte ich mir für die Bildnachweise aus dem Internet ein Abrufdatum gewünscht (siehe S. 332 ff.). Bei den aufgelisteten "elektronischen Texten" (S. 343 f.) fehlen einige Abrufe, die neuesten sind aus dem Jahr 2013. Hier wäre eine Aktualisierung schön gewesen. Wiederum die "Weblinks" (S. 345 f.) dann alphabetisch zu sortieren – das verwirrt. Aber wer liest schon Literaturlisten …
Insgesamt: Ein gelungenes Buch, gut gemacht, flüssig geschrieben, üppig illustriert (dritter Hinweise: Buch lesen!). Eine klare Empfehlung.