Dellingblot

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Die mystische Verbindung, die man eingeht, wenn man sich Delling mit all seinem Wesen nähert, ist enger als jene, von der andere berichten, die sich anderen Göttern verpflichten. Da die Zahl der Delling-Anhänger gering, ihre Wirkungsmacht aber sehr groß ist, hat das Delling-Ritual hier Aufnahme gefunden.
Wer meint, die Ausführung des Rituals sei zu profan, der sei daran erinnert, dass ein Ritual auch immer in den Lebensalltag integrierbar sein muss, um in Zeiten von religiöser Vielfalt eine Religionsausübung zu erlauben, die praktikabel und kompatibel ist. Dazu kommt, dass die verschwindend geringe Anzahl von Delling-Anhängern (noch) dazu zwingt, Rituale alleine durchzuführen. Erst wenn die für die nächsten Jahre zu erwartende massive Ent-Christianisierung dazu führt, dass Delling-Rituale in Sportstadien stattfinden können, erwarte ich hier eine Änderung im Ritualverhalten.
Und: Delling ist kein werbender Gott, Delling ist kein wütender Gott, Delling ist kein weinender Gott.

Die aufgehende Sonne, der Übergang von der Nacht zum Tag und vom Tag zur Nacht, der Wechsel der Jahreszeiten, aber auch die Übergänge vom Kind zum Mann, vom Tod in das Leben in den Tod, die Straßen und Tore zwischen den Welten der Einbildung und Erfahrung, das sind jene Wege, jene Plätze, jene Zeiten, an denen Delling stark ist.
Delling ist Pforte, Tor, Übergang; Eingang und Ausgang für das Licht, Beginn und Ende des Weges, gleißender Stern, brennende Sonne und lächelnder Mond. Er ist das Sternenfunkeln in dunkler Nacht, der erste Lichtschein am Horizont am frühen Morgen, das einsame Kerzenlicht in einem Hoffenster …
Delling zeigt sich seltenst selbst, sondern man sieht das Licht als Zeichen der Hoffnung. Es gibt Delling-Anpreisungen, die sich unterschiedlichster musikalischer Unterstützung bedienen, um an diesen Aspekt zu gemahnen. Was funktioniert, ist richtig … ob dies der christliche Klang "Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, / kann unsre Nacht nicht traurig sein!" ist, das beeindruckende "Sol" von Ougenweide, die positive Energie von "Let the sunshine in" aus "Hair", "Sun King" der Beatles (auch "Nus Gnik", beides wirkt) und natürlich "Unser Zeichen ist die Sonne". Diese Stücke habe ich selbst schon eingesetzt, trotzdem könnte man die Liste fast endlos erweitern.

Optimal wird das Delling-Ritual an einem Samstagmorgen durchgeführt. Man braucht einen Raum, der lichtdurchflutet ist. Ich empfehle Sonnenlicht, aber Kerzen oder Fackeln (wenn man sich in einem Zelt befindet) sind bei entsprechendem Wetter/Uhrzeit hilfreich. Grelles, unnatürliches, elektrisches Licht sollte man nur im Notfall verwenden.
Dazu kommt ein gedeckter Tisch. Neben der unvermeidbaren Butter (Süßrahm, keine Fragen) empfehle ich Brötchen (wer mag, aber natürlich ist Brot in jeder Form genauso machbar), Marmelade (die Erdbeere ist Delling nahe, wie ich aus jahrelangen Experimenten verkünden kann), Kaffee (Delling ist nicht nur für Europa zuständig und sicherlich kein euro-zentrischer Gott) mit etwas Milch (um den Heimat-Touch dazuzugeben). Schön ist es, wenn der Tisch "hübsch" gedeckt ist (kultische Butterdose, Brotkorb, Marmeladenglas mit Marmeladenlöffel etc.), hilfreich sind Unterleger und farblich passende Servietten (gelb ist die Farbe der Sonne). Immerhin ritualt das Auge mit, um eine alte Asatru-Weisheit hier unterzubringen.
Dazu wäre der Genuss einer aktuellen Tages- oder Wochenzeitung sinnvoll. Leise Musik im Hintergrund, und schon hat man die Umgebung geschaffen für ein Ritual, das von einem Gefühl der Wertschätzung und Glaubenstiefe getragen wird.
Man gieße einen Kaffee in die Tasse ein, die idealerweise Delling-affine Aufdrucke enthält (ich empfehle "Held der Arbeit" mit einem großen, roten Stern dazu), dann öffne man mit dem Messer das Brötchen hälftig, beschmiere beide Hälften auf der Schnittfläche reichlich mit Butter und gebe je nach Geschmack Marmelade auf die Butter. Dann gießt man einen winzigen Schluck Milch in den Kaffee, lehnt sich zurück, schließt die Augen. Der Kaffeegeruch steigt in die Nase, die Ohren werden von leiser Musik umspielt, auf den geschlossenen Lidern tanzt das Licht. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen.
Delling danken. Einfach so, ohne Grund.
Augen wieder öffnen. Zeitung aufschlagen und lesen, dazu (gerne blind gegriffen) Kaffee aus dem Pott und Bisse von dem Marmeladenbrötchen. Und es sich wohlergehen lassen.
Am Ende des Frühstücks sollte man sich wiederum einen Moment Zeit nehmen und innehalten, um darüber nachzusinnen, welche Delling gefällige Tat man am heutigen Tag vollbringt. Das sollte man dann auch tun … sonst wird sich Delling melden und man wird am nächsten Samstagmorgen beim Delling-Ritual vom Paketboten gestört. Und das will wirklich keiner.