Tanzend, taumelnd
Tanzend, taumelnd, sanft herschreitend,
gehend kamen sie zum Thing.
Und nach vielen weisen Worten
sagten sie zum Dichter: "Sing!
Sing uns Sagen, lab‘ uns Lieder,
die den Ahnen bringen Preis.
Raune Runen, atme Odem,
fülle fühlbar unser’n Kreis.
Götter Gaben sollst du singen,
Ton für Ton den Asen all‘.
Erweck‘ die Edda! Viele Verse –
doch bloß nicht der Götter Fall."
Der Sänger schweigt, legt weg die Worte,
gut geschrieben, groß gekiest.
Schweigt. Sagt dann zu allen denen:
"Alles ändert, alles fließt.
Die Zeit, sie zieht, hält nicht für Heiden,
Fimbulwinter friert herbei.
Götter gehen, Welten wanken,
erzittert Esche, Fenrir frei.
Menschen Macht, sterbliches Streben –
Flitter, Flatter, tumber Tand.
Hohe Hallen, bunte Bücher,
zerreibt die Zeit sehr schnell zu Sand.
Singt euch selbst, sucht Preis und Prunk ihr.
Singt euch selbst der Lügen Lohn.
Vorbestimmt ihr mir die Verse,
gibt es keinen mehr davon."
Die Stirn gesenkt, die Stimme still,
nachdenklich ruht die Rund
Denkt darüber, was so eben
tat der kluge Sänger kund.
Erst nur einer, mehr und mehr dann,
heimwärts heischend bricht die Schar
auseinander, alle gehen,
verwirrt und unweis, aber klar.